Cato 08 - Centurio
eine zuverlässige Hilfe.
Eines Abends, als alles zu Macros Zufriedenheit geregelt war, packte er eine Tasche und versteckte sie hinter einem der Tische. Er schnallte sich seinen Schwertgurt unter die Tunika, streifte seinen Proviantrucksack über und ging in die Nacht hinaus. Sein Vater schlief bereits im Lagerraum, und der Gehilfe wusch die letzten Becher ab. Macro nickte ihm einen Gruß zu und schlüpfte nach draußen.
Er ging direkt zum Badehaus, und sein Herz hämmerte vor Erregung und Furcht bei der Aussicht, nun das auszuführen,
was er fast ein Jahr zuvor beschlossen hatte. Die Straßen waren ruhig. Normalerweise war es gefährlich, sie allein zu betreten, insbesondere auf dem Aventinus, wo Verbrechen an der Tagesordnung waren. Aber niemand belästigte Macro. Seine Ausstrahlung von körperlicher Kraft und sein selbstbewusstes Ausschreiten machten jedem Straßenräuber, der in den Gassen lauern mochte, klar, dass er keine leichte Beute war. Der Eingang zum Badehaus war von zwei Fackeln erhellt, die in eisernen Haltern zu beiden Seiten der Tür flackerten. Macro holte tief Luft, stieg die Treppe hinauf und trat ein. Während er Crixus beschattet hatte, war Macro ein regelmäßiger Besucher des Badehauses geworden, und der Kassierer nickte kaum, als er den Eintritt zahlte und zum Umkleideraum ging. Er schlenderte lässig durch den Raum, ohne den Blicken der Handvoll Badegäste zu begegnen, die sich auszogen oder ankleideten. Am hinteren Ende des Umkleideraums lagen zwei Torbögen. Der eine führte zu den öffentlichen Bädern, der andere zu den Privatsuiten, die von den reichen Kunden des Badehauses gemietet wurden. Macro passierte den zweiten Torbogen und kam in einen schmalen Korridor mit dem schönen Mosaik einer Jagdszene, die den ganzen Boden bedeckte. Vier Türen gingen vom Korridor ab. Vor der vordersten stand Braco mit vor der Brust verschränkten Armen. Beim Klang von Macros Schritten drehte er sich mit finsterer Miene um. »Schuhe sind hier verboten.«
»Ich bin gekommen, um Crixus zu besuchen«, sagte Macro fest und trat näher. Seine rechte Hand glitt in die Öffnung, die er in seine Tunika geschnitten hatte.
»Ausgeschlossen«, antwortete Braco. »Mein Herr ist
für heute mit allen Klienten fertig. Versuch es morgen wieder.«
»Nein«, gab Macro zurück. »Ich möchte ihn jetzt sehen.«
Braco nahm die Arme auseinander und richtete sich zu seiner vollen, Macro weit überragenden Größe auf. »Hör mal, bis jetzt war ich noch höflich. Und jetzt drehst du dich einfach um und verpisst dich, oder ich werd dir wehtun.«
Macro lächelte. »Wirklich? Wie denn?«
Bracos Augen weiteten sich vor Überraschung über die Unverfrorenheit des Jungen. Dann wurden sie schmal, und er zog eine lange, schmale Klinge aus seinem Gürtel. »Damit.«
Macro betrachtete die Klinge.»Ich nehme an, das ist der Dolch, mit dem du meinen Onkel ermordet hast«, sagte er ruhig.
»Was?« Braco runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
»Von meinem Onkel Sextus. Du hast ihn vor einem Jahr ermordet.«
Einen Moment blickte Braco verständnislos drein, dann verzogen sich seine Lippen langsam zu einem Grinsen. »Ach, der. Der Dummkopf, der dachte, er könnte Crixus’ Geld nehmen und es nicht zurückzahlen. Ich erinnere mich an ihn. Das war rein geschäftlich. Einen kleinen Scheißer wie dich allerdings bringe ich zum bloßen Vergnügen um. Also, führe mich nicht in Versuchung. Hau jetzt ab, Junge, bevor ich dir den Bauch aufschlitze.«
»Na gut, dann eben auf die harte Tour …« Macro zog Drabas Schwert und machte sich zum Kampf bereit.
Braco starrte die Klinge an, und Macro sah, wie in seinen Augen plötzlich die Einsicht aufblitzte. Braco lächelte falsch. »Hör mal, ein Schwert gegen einen Dolch. Du bist im Vorteil. Das ist ja wohl unfair.«
»Ich nehme an, das hat Sextus auch gedacht.«
»Ich verstehe.« Braco holte mit dem Dolch zur Seite hin aus und ging sprungbereit in die Knie. So verharrte er einen Moment. »Nun, das wirst du ja herausfinden, wenn du dich zu ihm gesellst.«
»Da lasse ich dir den Vortritt.« Macro sprang los und stieß dem anderen Mann die Klinge in den Bauch. Sofort riss er sie wieder heraus und ging erneut in Angriffsposition, genau wie Draba es ihn gelehrt hatte. Braco sah stöhnend auf den blutigen Schlitz in seiner Tunika hinunter. Dann biss er mit einem Knurren die Zähne zusammen und sprang vor. Macro wartete den letzten Moment ab, duckte sich zur Seite und trat dabei mit der
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