Cato 08 - Centurio
bugsierten.
Als der letzte Flüchtling bei der Menge war, holte Macro tief Luft.
»Öffnet das Tor!«
Die Soldaten der Tormannschaft nahmen den Riegel weg und zogen an den Ketten. Das Tor ging polternd auf, und das rosige Licht des Tagesanbruchs flutete in die Zitadelle hinein. Die Menschen wandten sich dem Licht zu, und einen Moment lang verstummten ihre Schreie, während sie an das Schicksal dachten, das ihnen unmittelbar bevorstand.
»Raus jetzt mit ihnen!«, brüllte Macro. »Speere fällen!«
Seine Männer senkten ihre Waffen zum Angriff, und die nächststehenden Zivilisten zuckten erschreckt zurück. Wieder erhob sich ein Geschrei der Panik und der Angst, so dass Macro beide Hände trichterförmig an den Mund legen und aus voller Lunge brüllen musste, damit seine Befehle verstanden wurden.
»In langsamem Schritt … Marsch!«
Der Kordon der römischen Soldaten schob sich langsam vor und bedrängte die Menge. Zunächst rührte sich keiner, doch dann zwang der Druck derer, die den Speerspitzen am nächsten waren, die näher beim Tor Stehenden unvermeidlich, sich auf den Ausgang zuzubewegen. Langsam strömten sie auf die Agora hinaus. Macro ging zur Treppe des Torhauses und stieg zur Brustwehr hinauf. Cato spähte über die Agora auf die Stellung der feindlichen Artillerie.
»Nicht gerade ein Ruhmesblatt für uns«, sagte Macro, der zu seinem Freund trat, ruhig.
Cato sah ihn geistesabwesend an und begriff erst mit Verzögerung, was Macro gesagt hatte. »Nein, wohl kaum. Nun, da war nichts zu machen.«
»Das ist nur ein kleiner Trost für die armen Schweine dort unten und entschädigt auch diejenigen unter uns nicht, die sich mit der Sache abgeben mussten.«
Cato hatte seine Aufmerksamkeit wieder der feindlichen Front zugekehrt, und Macro seufzte entnervt. »Was hast du denn?«
»Dort drüben ist es sehr ruhig geworden«, antwortete Cato. »Es rührt sich praktisch gar nichts mehr.«
Macro schirmte die Augen mit der Hand ab und starrte zum Händlerplatz hinüber und von dort zum Tempelplatz. Zwei Gestalten, Halbwüchsige, wie er annahm, kramten in der vor dem Tempel liegenden Ausrüstung herum. »Ich sehe, was du meinst.«
»Was haben sie also im Sinn?«
Macro zuckte mit den Schultern. »Ich will verflucht sein, wenn ich das weiß. Aber sie sind dort drüben. Sie müssen dort sein. Wir werden es bald genug erfahren, wenn sie erst den Haufen hier gesehen haben.«
Er nickte zu den Zivilisten hinunter, die über die Agora strömten. Die meisten gingen nur ein kleines Stück, blieben dann stehen und blickten misstrauisch auf die Gebäude und Straßenmündungen gegenüber der Zitadelle. Ein paar andere, die kühner waren als der Rest, rannten dagegen zur nächstgelegenen Deckung, um zu entkommen, bevor die Aufständischen reagieren konnten. Macros Blick wanderte über den Rand der Menge, bis er die schmale Gestalt eines Mädchens in Blau erkannte, das ein Kind auf dem Arm trug. Jesmiah ging mutig auf eine
Gasse zu und verschwand außer Sicht. Macros Herz war bleischwer, als er daran dachte, wie er das Mädchen und seinen Bruder verraten hatte.
Der Wehrgang erzitterte unter ihren Füßen, als das Tor geschlossen wurde. Noch immer war vom Feind nichts zu sehen, und Cato trommelte mit den Fingern nervös auf seiner Schwertscheide herum.
»Worauf zum Hades warten sie?«, brummte er.
Unten auf der Agora hatten die Zivilisten bemerkt, dass die Aufständischen sich nicht rührten, und hasteten nun in die Straßen, die vom Platz wegführten. Bald lag die gepflasterte Fläche leer und still da, und aus der Stadt wehten weder ferne Angstschreie noch die Geräusche eines Gemetzels heran.
»Irgendetwas ist geschehen«, sagte Cato. »Wir müssen herausfinden, was.«
»Es könnte eine Falle sein.«
»Vielleicht. Aber wir müssen Bescheid wissen.«
»Na gut.« Macro nickte. Er drehte sich um, ging zur anderen Seite des Torhauses und rief herunter: »Centurio Braccus!«
»Jawohl, Herr?«
»Schick zwei Abteilungen los. Überprüft den Tempelplatz und den Händlerplatz. Deine Männer sollen mir so bald wie möglich Bericht erstatten.«
»Jawohl, Herr.« Braccus wandte sich seinen Männern zu und erteilte die Befehle. Gleich darauf wurde das Tor so weit geöffnet, dass die Legionäre im Gänsemarsch hindurchpassten. Von der Brustwehr aus beobachteten Macro und Cato, wie sie sich aufteilten. Eine Gruppe marschierte schräg über die Agora zum Tempel, während
die anderen direkt auf die Stellung zuhielten, die
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