Cato 08 - Centurio
schmirgelartigen Sand umgeben, den die Stürme dieses Landstrichs mit sich führten.
»Diese Glückspilze unten im Lager müssen sich darüber keine Sorgen machen.«
Castor lächelte kurz. Eine halbe Centurie war zur Bewachung des Lagers zurückgeblieben, während ihre Kameraden oben auf dem Felsen schufteten. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie sich jetzt schon in die Wachtürme zurückzogen, wo sie Schutz vor dem beißenden Sandsturm
finden würden. »Also, dann lass uns die Männer in Bewegung setzen.«
Er gab den Befehl zum Abmarsch. Die Männer stapften den gewundenen Pfad hinunter, der zu dem provisorischen Lager führte, das gut eine Meile vom Kastell entfernt lag. Der Wind legte an Stärke zu, das Dämmerlicht wurde immer düsterer, und die Umhänge der Soldaten flatterten peitschend, während sie den mit Steinen übersäten Pfad hinabstiegen.
»Mir wird es nicht besonders leidtun, wenn wir diesen Posten hier wieder verlassen dürfen, Herr«, knurrte Septimus. »Hast du eine Ahnung, wie lange es dauern wird, bevor wir abgelöst werden? Auf die Männer und mich wartet in Emesa ein warmes Quartier.«
Castor schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich bin so begierig darauf, diesen Ort zu verlassen, wie du. Alles hängt von der Lage in Palmyra ab. Und davon, was unsere parthischen Freunde als Nächstes zu tun gedenken.«
»Verdammte Parther«, schnaubte Septimus. »Diese Drecksäcke sorgen immer wieder für Ärger. Schließlich steckten sie auch hinter dieser Sache in Judäa letztes Jahr, oder nicht?«
Castor nickte in Erinnerung an den Aufstand, der damals östlich des Jordans aufgeflammt war. Die Parther hatten die Rebellen mit Waffen und einer kleinen Truppe berittener Bogenschützen unterstützt. Nur dank des Heldenmuts der Garnison von Kastell Bushir waren die Rebellen und ihre parthischen Verbündeten daran gehindert worden, ganz Judäa zum Aufstand gegen Rom aufzustacheln. Jetzt hatten die Parther ihre Aufmerksamkeit der Oasenstadt Palmyra zugewandt – einem wichtigen
Knotenpunkt auf der Handelsstraße nach Osten und Puffer zwischen dem Römischen Reich und den Parthern. Palmyra genoss große Unabhängigkeit und war eher ein Protektorat als ein unterworfener Staat. Doch der König von Palmyra war alt, und die rivalisierenden Mitglieder seines Hofstaats bereiteten sich schon auf den Kampf um seine Nachfolge vor. Einer der mächtigsten Prinzen Palmyras machte kein Geheimnis aus seinem Wunsch, sich mit den Parthern zusammenzutun, sofern er der neue Herrscher wurde.
Castor räusperte sich. »Es obliegt dem Statthalter von Syrien, die Parther davon zu überzeugen, dass sie die Finger von Palmyra lassen.«
Centurio Septimus hob die Augenbrauen. »Cassius Longinus? Glaubst du, er ist dem gewachsen?«
Castor schwieg einen Moment lang und dachte nach. »Longinus wird das schon schaffen. Er ist kein imperialer Speichellecker, sondern hat sich seine jetzige Position redlich verdient. Falls er den diplomatischen Kampf nicht gewinnt, wird er die Parther gewiss in der Schlacht zur Räson bringen. Falls es so weit kommt.«
»Ich wünschte, ich könnte dein Zutrauen teilen, Herr.« Septimus schüttelte den Kopf. »Nach allem, was ich gehört habe, hat Longinus ziemlich schnell Reißaus genommen, als er das letzte Mal in Schwierigkeiten steckte.«
»Wer hat dir das gesagt?«, fuhr Castor ihn an.
»Ein Offizier der Garnison von Bushir, Herr. Anscheinend war Longinus im Kastell, als die Rebellen auftauchten. Der Statthalter war schneller im Sattel und von dort verschwunden, als eine Hure aus der Subura einem den Geldbeutel klauen kann.«
Castor zuckte mit den Schultern. »Er wird seine Gründe gehabt haben.«
»Gewiss.«
Castor blickte seinen Untergebenen mit gerunzelter Stirn an. »Es steht uns nicht zu, über die persönlichen Beweggründe des Statthalters zu spekulieren. Insbesondere nicht in Hörweite der Männer. Behalt das also für dich, verstanden?«
Centurio Septimus spitzte einen Moment lang die Lippen. »Wie du wünschst, Herr.«
Die Kolonne marschierte weiter den Felshang hinunter, und als der Wind stärker wurde, zogen die ersten Staubwirbel über den Pfad. Momente später war jede Kontur der sie umgebenden Landschaft verschwunden, und Castor marschierte langsamer. Mit gebeugten Schultern schoben sich die Männer vorwärts, bemüht, sich hinter ihren Schilden vor den Sandböen zu schützen. Schließlich erreichten sie den Fuß des Abhangs, wo der Pfad eben verlief. Obgleich das Lager
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