Cato 08 - Centurio
gegen die Schilde, die die Tür blockierten. Castor hatte nur einen
Augenblick lang Zeit, sich zu sammeln, bevor der Andrang des Feindes seinen Schild gegen ihn presste. Er grub die eisenbeschlagenen Schuhsohlen in den Boden und hielt dagegen, wobei er sein ganzes Gewicht hinter den Schild verlagerte. Die scharfe Speerspitze eines Soldaten jagte über Castors Schulter hinweg, und ein Schmerzensschrei ertönte. Als der Speer zurückgerissen wurde, spritzte Castor ein Sprühregen warmer Tröpfchen in die Augen. Er blinzelte, während von außen ein Schwerthieb auf seinen Schild krachte. An seiner Seite presste Centurio Septimus seinen Schild gegen die Masse der herandrängenden Feinde und stieß sein Schwert in jeden ungeschützten Flecken Fleisch, den er zwischen Schildrand und Türstock entdeckte.
Solange die beiden Offiziere die Stellung hielten und von den Männern hinter ihnen mit stoßbereiten Speeren unterstützt wurden, konnte der Feind nicht durch den Eingang dringen. Einen Moment lang hob sich Castors Mut, da der Kampf nun zum ersten Mal zugunsten der Römer verlief.
Zu spät bemerkte er die Bewegung am Boden, als einer der Parther sich unmittelbar vor den Eingang kauerte und seine Klinge unter dem Rand von Castors Schild hindurch schwang. Die Schneide drang tief in Castors Knöchel und durchtrennte Leder, Fleisch und Muskelstränge, bevor sie auf den Knochen traf. Mit einem lauten Schrei, der gleichermaßen von Schmerz und Wut zeugte, taumelte Castor zurück.
Septimus blickte sich rasch um und sah seinen Kommandanten neben dem Eingang zusammenbrechen. »Der nächste Mann! Neben mich!«, rief er.
Tief geduckt, um seine Beine zu schützen, schob sich ein Soldat an Septimus’ Seite, während seine Kameraden den Feind mit groben Speerstößen vom Eingang zu vertreiben suchten. Da ertönte plötzlich ein Warnschrei in der Dunkelheit, und ein schwerer Baustein krachte vor dem Wachturm auf den Boden. Castor, der sich zur Seite beugte, um am Türrahmen vorbeispähen zu können, sah, wie ein behauener Stein auf die Parther hinunterfiel, einem Mann den Schädel einschlug und ihn zu Boden warf. Weitere behauene und unbehauene Steine gingen auf die Angreifer nieder und töteten oder verstümmelten mehrere von ihnen, bevor sie sich in sichere Entfernung zurückziehen konnten.
»Großartig, bei den Göttern!«, knurrte Septimus, zufrieden bei diesem Anblick. »Jetzt spüren sie am eigenen Leib, wie es ist, getroffen zu werden, ohne sich wehren zu können. Die Bastarde.«
Als der Feind sich außer Wurfweite zurückgezogen hatte, ließ der Steinhagel nach. Der Kampflärm wich dem höhnischen Geschrei und Gejohle der Soldaten im Wachturm und dem Stöhnen und Schreien der Verwundeten vor dem Eingang. Septimus warf einen letzten Blick nach draußen und winkte dann einen seiner Männer zu sich, seinen Platz einzunehmen. Er lehnte den Schild gegen die Wand und kniete sich hin, um Castors Wunde im matten Schein des durch den Eingang leuchtenden Sternenhimmels zu untersuchen. Sanft tastete er mit den Händen die Wunde ab und spürte die Knochensplitter im aufgerissenen Fleisch. Castor, der gegen den Drang ankämpfte, laut aufzuschreien, holte tief Luft und biss die Zähne zusammen.
Septimus sah zu ihm auf. »Ich muss dir leider sagen, dass deine Tage als Soldat gezählt sind.«
»Ich glaube, das weiß ich bereits«, zischte Castor.
Septimus lächelte kurz. »Ich muss die Blutung stoppen. Gib mir dein Halstuch, Herr.«
Castor knotete das Tuch auf, nahm es ab und reichte es Septimus. Dieser legte ein Ende unter die Wade seines Befehlshabers. »Das wird wehtun. Bist du bereit?«
»Mach einfach weiter.«
Septimus wickelte das Tuch um die Wunde und band es über dem Knöchel fest zusammen. Der schneidende Schmerz war schlimmer als alles, was Castor je erduldet hatte, und als Septimus mit dem Knoten fertig war und aufstand, schwitzte er trotz der kalten Nacht heftig.
»Ihr müsst mich aufrecht gegen die Treppe lehnen, wenn die Zeit für unser letztes Gefecht gekommen ist.«
Septimus nickte. »Ich werde dafür sorgen, Herr.«
Die beiden Offiziere sahen sich einen Moment lang an, während sie über die wahre Bedeutung ihrer letzten Worte nachdachten. Jetzt, da sie das Unvermeidliche akzeptiert hatten, spürte Castor, wie sich seine Besorgnis um das Wohlergehen der Truppe legte. Trotz der Qualen, die seine Wunde ihm bereitete, war er von einem Gefühl schicksalsergebener Gelassenheit erfüllt und fest entschlossen, im
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