Cato 09 - Gladiator
dass die erbeuteten Nahrungsmittel allen gehörten. Er sprach von einer beschädigten Mauer aus zu dem bunt zusammengewürfelten Haufen und erklärte, er wolle der Anführer all derer sein, die sich an die Regeln hielten. Er versprach ihnen, dass sie an ihren Herren Rache nehmen würden und dass er sie in die Freiheit führen werde. Nur eine Handvoll verbitterte oder ängstliche Naturen verweigerten sich seinen Bedingungen und verließen das Lager der Aufständischen. Die anderen bekundeten mit lauten Sprechchören ihre Entschlossenheit, ihren ehemaligen Herren den Garaus zu machen.
Als Erstes stießen sie mit einem kleinen Römertrupp zusammen, der von Matala kam und nach Nahrungsmitteln suchte. Trotz ihrer schweren Verluste war Ajax beeindruckt von der Furchtlosigkeit, mit der seine Rebellen gegen die Speere und Schilde der Römer anstürmten. Später zahlte sich ihr Mut bei der Vernichtung der Kolonne aus, die sich in den Hinterhalt hatte locken lassen. Erst drei Tage zuvor hatten sie ihren ersten großen Erfolg erzielt. Ajax lächelte. Darüber würde er gern mit den Römern reden, falls sie den Mumm hatten, aus der Deckung zu kommen und mit ihm zu sprechen.
»Sieh mal!«, sagte Kharim. »Es scheint so, als erlägen die Römer Chilos Charme.«
Ein Flügel des Stadttors schwang auf. Mehrere Männer traten hervor, Hilfssoldaten. Sie trabten los und formierten sich vor dem Pförtnerhaus zu einer Schützenlinie. Dann traten zwei weitere Männer aus dem Tor und nahmen hinter den Soldaten Aufstellung. Chilo wendete sein Pferd, trabte ihnen entgegen und hielt vor dem nächsten gegnerischen Soldaten an, der verunsichert ein paar Schritte zurückwich. Nach einem kurzen Wortwechsel riss Chilo sein Pferd herum und galoppierte zu Ajax und dessen Begleitern zurück.
Die Dämmerung senkte sich auf die Ebene herab, als er in einer Wolke aus Staub und Steinen vor ihnen anhielt.
»General«, sagte er grinsend. »Ich glaube, sie wollen reden.«
»Reden?«, wiederholte Ajax verächtlich. »O ja, sie werden reden. Aber werden sie auch zuhören?«
»Wenn sie weiterleben wollen, werden sie auch zuhören«, entgegnete Kharim leise. »Soll ich den Wagen vorfahren lassen?«
Ajax nickte. »Lass die Plane drauf und halte fünfzig Schritt Abstand.«
»Jawohl, General.«
Kharim riss das Pferd herum und galoppierte zum Tross. Ajax atmete tief durch und bedeutete Chilo, ihn zu begleiten. Seine sechs Leibwächter, allesamt ehemalige Gladiatoren, versetzten ihre Pferde in Trab und folgten ihrem Anführer, wobei sie argwöhnisch die wartenden Römer im Auge behielten. Ajax machte sich keine Illusionen und hielt es nicht für ausgeschlossen, dass der Gegner die üblichen Verhandlungsmodalitäten außer Acht lassen würde. Außerhalb der Reichweite der römischen Speerwerfer hielt er an.
»Chilo, ihr wartet hier. Wenn sie einen schmutzigen Trick versuchen sollten, müsst ihr mir zu Hilfe kommen.«
»General, du kannst ihnen nicht trauen. Nimm ein paar von uns mit.«
»Nein, sie sollen sehen, dass ich keine Angst vor ihnen habe.« Ajax schnalzte mit der Zunge, sein Pferd setzte sich in Bewegung. »Ihr bleibt hier, Chilo. Das ist ein Befehl. Kharim soll mit dem Wagen hinter meinen Leibwächtern anhalten.«
»Jawohl, General.«
Ajax ritt in gemächlichem Tempo weiter. Die gegnerischen Soldaten waren im Licht der untergehenden Sonne deutlich zu erkennen, gehüllt in den gleichen rötlichen Farbton, der auch das Gras, das Gestrüpp und die Steine rings um die Stadt überzogen hatte. Die Soldaten blinzelten in die Sonne, einige hatten die Speere in den Boden gesteckt und beschirmten die Augen. Er wusste, dass sie ihn als dunkle Silhouette wahrnahmen, überlebensgroß und einschüchternd. Er gab ein gut erkennbares Ziel ab, doch jeder Römer, der einen Speer auf ihn schleuderte, wäre von der Sonne geblendet und hätte Mühe zu zielen. Zwanzig Schritt vor dem nächsten Hilfssoldaten hielt er an. Das Pferd scharrte schnaubend mit einem Vorderhuf.
»Wer bist du?«, wurde hinter der römischen Schützenlinie gerufen.
»Ajax, General der Armee freier Männer.« Mit weit ausholender Geste deutete er auf die lagernde Streitmacht. »Ich bin gekommen, um unsere Forderungen vorzubringen. Dem Statthalter persönlich. Oder seinem Lakaien, falls der Statthalter sich nicht traut, mit mir zu sprechen.«
»Ich habe keine Angst vor dir«, entgegnete der Sprecher hochmütig. »Und auch nicht vor deiner Bande von Aufständischen.«
»Dann beweise es!
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