Cato 10 - Die Legion
eine Handbreit über Macros Kopf stecken. Der Araber hatte sich so weit vorgereckt, wie er konnte. Macro sprang hoch, hieb aber nicht nach ihm, sondern stattdessen dem Kamel in den Hals. Das Tier riss das Maul auf und seine Zunge schoss heraus. Es stieß einen tiefen Schmerzensschrei aus und brach dann zur Seite aus, weg von der kleinen Truppe römischer Soldaten. So lief es den anderen Reitern direkt in den Weg. Das Kamel taumelte und brach zusammen. Ein weiteres Tier stolperte darüber und hätte fast seinen Reiter abgeworfen. Die anderen Kamele blieben unvermittelt stehen oder versuchten, zur Seite auszuweichen. Ihre Reiter stießen wütende Rufe aus und bemühten sich, die Kontrolle über ihre Tiere zurückzuerlangen. Staub wirbelte um die langen, dünnen Beine der Kamele.
Macro begriff die Situation sofort. »Schakale! Werft euch auf sie!«
Er rannte um das verwundete Kamel herum, dessen Reiter noch um sein Gleichgewicht kämpfte, und stürzte sich in das Chaos aus Reitern und Tieren, das dahinter entstanden war. Seinen Schild hoch erhoben, hieb er auf ein dunkles, nacktes Bein ein, das vor ihm auftauchte. Als der Reiter aufschrie und sein Tier weglenkte, drehte Macro sich um und erblickte einen weiteren Mann über sich; er zeichnete sich dunkel vor der gleißenden Sonne ab. Macro blinzelte, konnte aber das Schwert nicht erkennen, das mit Sicherheit auf ihn niederfuhr, und so blieb ihm nur übrig, den Schwertarm hochzureißen, um den Hieb wenn möglich zu parieren. Die Klingen kreuzten sich laut klirrend, und der Aufprall erschütterte Macros Arm. Der Schlag riss an seinen starken Handgelenken und den mächtigen Muskeln um Ellbogen und Schultergelenke. Die Klinge des Arabers traf den quergestellten Helmbusch, durchschnitt die bronzene Helmwand und krachte schließlich auf den quer verlaufenden Verstärkungswulst aus Eisen. Der Hieb hätte Macro sofort getötet, wäre es ihm nicht gelungen, ihn zu parieren. So machte der Aufprall ihn nur benommen, und er sah weiße Sternchen vor den Augen. Er stolperte und schwankte, hielt aber immer noch den Schild erhoben. Sein Schwertarm dagegen hing schlaff herunter. Eine Welle der Übelkeit überkam ihn, und Macro fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren.
»Auf keinen Fall«, knurrte er in sich hinein.
Er schüttelte den Kopf, und allmählich sah er wieder klarer. Ein weiterer Schlag glitt von seinem Schild ab, und dann hörte er ein entsetztes Aufkeuchen. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass Cato nun zwischen ihm und dem Kamel stand und dem Reiter sein Schwert in die Eingeweide gestoßen hatte. Der Araber riss sein Kamel herum, presste die Hand auf die Wunde und ritt aus dem Kampfgetümmel. Einer der Legionäre lag am Boden; eine tiefe Wunde in seinem Schwertarm hatte Muskeln und Fleisch aufgerissen und den Knochen freigelegt. Aber der Feind hatte zwei Krieger verloren. Weitere Männer waren verwundet, und jetzt zogen sie sich vor den schwer gepanzerten Infanteristen zurück. Zwei Legionäre wollten dem Feind nachsetzen, aber Macro rief sie wütend zurück. Und dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Ajax zu.
Der Gladiator versuchte, seine berittenen Bogenschützen zu sammeln, aber der Kampf am Flussufer entlang war allmählich verloren. Die Legionäre arbeiteten sich die Uferböschung hinauf und strömten in die Weizenfelder dahinter. Ajax ließ seine Wut auf seine Männer niedergehen und brüllte sie an, sich dem Kampf zu stellen. Auch wenn sie keine gemeinsame Sprache redeten, war das, was er wollte, unmissverständlich klar. Doch seine Leute wichen seinem Blick aus und zogen sich über die Felder zurück.
»Schnappen wir ihn uns«, sagte Cato heftig keuchend. »Solange wir die Gelegenheit dazu haben.«
Macro wandte sich an die anderen Männer. »Mir nach!«
Die beiden Offiziere führten die kleine Truppe von Legionären auf den Gladiator und die Handvoll Reiter zu, die bei ihm geblieben waren. Ajax starrte seinen fliehenden Verbündeten erbittert nach und sah die Gefahr erst, als einer seiner Männer ihm etwas zurief und auf die Römer zeigte, die rasch auf sie zurückten. Ajax drehte sich im Sattel um und starrte den Feind wütend an. Seine Miene wechselte zu einem Ausdruck gequälter Enttäuschung. Seine Hand fuhr zum Schwert und verharrte kurz in der Schwebe darüber. Dann aber griff er nach den Zügeln und trieb sein Pferd vom Flussufer weg.
Cato überkam bei der Aussicht, dass Ajax ihnen entkommen würde, ein bleierner Schmerz. »Stellt euch zum Kampf,
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