Cato 10 - Die Legion
zu führen, sobald das Boot am Ufer auflief. Nun verlor er das Gleichgewicht und stürzte seitlich hin. Er taumelte über Bord, klatschte im Wasser auf, ging unter und tauchte nicht mehr auf. Weitere Männer fielen um, ein Gewirr von Leibern entstand und laute Flüche ertönten.
Die Feluke prallte von dem Zusammenstoß zurück. Ein frischer Windstoß füllte das Segel, und nachdem Cato das Ruder geradegelegt hatte, schob er das Boot auf das Ufer zu. Keine Zeit, den Männern auf dem anderen Boot zu helfen oder noch lange über sie nachzudenken. Als sie nur noch zehn Meter vom Flussufer entfernt waren, ließ der Bootsmann das Großschot los, und das Dreieckssegel blähte sich einen Moment lang auf und flatterte dann im leichten Wind. Der Vortrieb trug die Feluke weiter, und sie verlor nur wenig Geschwindigkeit, bis sie im Uferschlamm, wo ein Schilfstreifen das Wasser säumte, mit einem Ruck stecken blieb. Die meisten Legionäre hatten sich darauf vorbereitet, aber dennoch taumelten einige von ihnen gegen ihre Kameraden, und ein Chor von Stöhnen und Flüchen erhob sich, bis Macro die Männer wütend anblaffte.
»Schnauze halten! Schilde hoch, Schwerter raus und mir nach!«
Hinter seinen Schild geduckt trat er aufs Vordeck hinaus, nahm Anlauf und sprang zum Ufer hinüber. Er landete mit einem Platschen im raschelnden Schilf. Das Wasser reichte ihm bis zu den Oberschenkeln, und der Schlamm des Flussbetts saugte an seinen Stiefeln. Macro biss die Zähne zusammen und stapfte los, brach durch das aufgewühlte Wasser und fegte mit seinem Schild das Schilf zur Seite. Er hörte, wie hinter ihm weitere Männer ins Wasser sprangen, und ein kurzer Blick nach beiden Seiten zeigte ihm, dass auch die anderen Boote der ersten Angriffswelle sich ins Schilf vorschoben und ihre Legionäre entließen. Hier im Schilf herrschte eine Bruthitze, und Macros Ohren hallten vom Platschen des Wassers und dem Ächzen seiner Männer wider, die sich zum festen Boden vorarbeiteten. Über seinen Schildrand hinweg gewahrte er eine Horde von Arabern, die auf sie zurannten. Sie stießen Kampfschreie aus und stürzten sich, die Krummschwerter hoch erhoben, über die grasige Uferböschung auf die Römer.
Macro hatte endlich den Uferschlamm hinter sich und ging langsamer. Rechts und links von ihm kämpften sich weitere Männer aus dem raschelnden Schilf heraus, und gleich darauf war Cato an seiner Seite. Er keuchte heftig, und seine Augen unter dem Helm waren geweitet. Breitbeinig stellte er sich hin und streckte dem heranstürmenden Feind das erhobene Schwert entgegen. Die Römer bildeten entlang des Flussufers eine lange, unregelmäßige Kampflinie. Gleich darauf stürmten die Araber in ihren dunklen Gewändern gegen die Legionäre an, und die Luft hallte vom Krachen der Schilde wider, die aufeinanderprallten, und vom scharfen Klirren der sich kreuzenden Klingen.
Macro hielt seinen Schild hoch und fing die ersten Hiebe auf, ohne zurückzuschlagen. Er machte sein Schwert bereit, hielt den Griff fest umklammert und holte zum Zustoßen aus. Auf der anderen Seite seines Schildes hörte er einen Feind knurren und roch den säuerlichen Kamelgeruch, der an dem Gewand des Mannes haftete. Er wartete den nächsten Hieb ab, der von oben auf seine metallbeschlagene Schildkante niederging, und drang dann mit einem Schildstoß vor. Nach einem schnellen Schritt rammte er den Schild erneut gegen den Araber. Der Mann stöhnte auf und schnappte nach Luft. Sofort schwang Macro seinen Schild zur Seite und stieß mit dem Schwert zu. Der Araber trug keine Rüstung, und die Schwertspitze durchschnitt sein Gewand und traf ungehindert auf seine Rippen. Als Macro die Klinge zurückziehen wollte, drehte der Araber sich zur Seite, verhakte sich mit seinem Gewand im Schwert und riss es Macro fast aus der Hand.
»Das lässt du schön bleiben!«, knurrte Macro und rang um den Griff. »Was stecken die Leute auch in diesen verdammten Lumpen. Das ist verdammt nochmal eine Sauerei.«
Mit einem reißenden Geräusch kam die Klinge frei, und der blutende Araber taumelte außer Atem zurück. Er starrte Macro wütend an, hob Schild und Schwert, schnappte nach Luft und griff erneut an. Macro wehrte den Hieb mit dem Schild ab, ließ sein Schwert auf das Handgelenk des Mannes niedersausen und stach ihm dann in die Kehle. Sein Gegner brach zusammen, ließ sein Schwert fallen und umklammerte den Hals. Vergebens versuchte er, das Blut aufzuhalten, das aus der tödlichen Wunde strömte. Macro
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