Cato 10 - Die Legion
ihr Feiglinge! Kämpft mit uns!«, schrie er den Reitern nach.
Ajax’ Pferd tänzelte auf der Stelle, während sein Herr und Cato sich mit Blicken maßen. Dann trat Ajax dem Tier die Fersen in die Weichen, und er und seine Männer galoppierten zwischen ihren fliehenden arabischen Verbündeten über das Feld davon. Cato rannte ihnen so schnell er konnte über den zertretenen Weizen hinweg nach, aber den Feinden gelang tatsächlich die Flucht. Keuchend blieb er stehen und sah ihnen nach, wie sie auf die blassen Mauern eines fernen Tempels zugaloppierten.
»Der Drecksack«, keuchte Macro und blieb neben Cato stehen. »Der Drecksack war zu feige, sich … zum Kampf zu stellen.«
Cato befeuchtete sich die trockenen Lippen mit der Zunge und rang um Atem. Sein Harnisch umschloss seinen Körper wie ein Schraubstock und erdrückte ihn fast, und die Hitze schien wie aus einem offenen Ofen zu kommen. Er holte tief Luft und schluckte. Dann schloss er die Augen und sagte zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch: »Er macht es uns schwer … macht es uns unerträglich schwer.«
Cato schlug die Augen auf. Er richtete sich auf und blickte am Flussufer entlang. Dort sah er die Legionäre, die sich erschöpft um ihre Standarten formierten. Er stieß ungeduldig die Luft aus. »Wir schicken besser eine Nachricht an den Legaten. Sagen ihm, dass wir das Ufer eingenommen haben.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Macro.
»Und lass den Rest von deinen Männern und die Artillerie so schnell wie möglich landen.« Cato zeigte auf den Tempel und fuhr energisch fort: »Wenn sie glauben, dort sicher zu sein, steht ihnen eine Überraschung bevor. Wir kriegen sie. Sie sitzen in der Falle. Diesmal gibt es kein Entkommen.«
Kapitel 26
M
it einem dumpfen Schlag riss ein weiterer Ballistenbolzen die Lehmziegel der Außenmauer auf, und eine kleine Staubwolke stieg in die Luft. Ajax spähte blinzelnd vom Dach des Pylonen herunter, und im verblassenden Licht sah er, dass die Mauer an der Innenseite von oben bis unten mit einem klaffenden Riss durchzogen war. Die Sonne war bereits untergegangen, und der Himmel hatte eine dunkelviolette Farbe angenommen. Darin glitzerten die ersten Abendsterne. Die Römer entzündeten um den Tempel herum schon die ersten Feuer, damit es genug Licht gab, um jeden Fluchtversuch der Verteidiger zu entdecken. Nachdem sie sich auf die andere Seite des Nils vorgekämpft hatten, hatten sie weitere drei Legionärskohorten und eine kleine Kavallerieeinheit übergesetzt. Außerdem hatten sie die Batterie Ballisten von der Insel abgezogen und hier aufgestellt.
Ajax war von der Geschwindigkeit überrascht, mit der die Römer den Tempelkomplex umzingelt hatten. Die erste Balliste hatte den Beschuss aufgenommen, sobald sie gegenüber der Lehmziegelmauer in Stellung gebracht worden war. Als dann die restlichen Geschütze mit Wagen herangeschafft worden waren, war der Beschuss bis in den Spätnachmittag und frühen Abend hinein immer stärker geworden.
Weitere zwei Bolzen schlugen in die Lehmziegel ein.
»Sie werden die Außenmauer durchbrechen, bevor die erste Stunde der Nacht vorüber ist«, murmelte Karim. »Dann haben sie nur noch die Barrikaden vor sich, die wir vor den Tempelzugängen errichtet haben.«
»Das hier ist nicht ganz die Festung, die ich mir erhofft hatte«, sagte Ajax.
Die schweren, hohen Holztore des ersten Pylonen waren mit Palmstämmen verstärkt worden, die aus einem Palmenwäldchen in der Nähe gehauen worden waren. Die schmalen Seiteneingänge waren ebenfalls mit improvisierten Palisaden blockiert, und Gruppen von mit Schwertern und Speeren bewaffneten arabischen Kriegern standen hinter den Barrikaden, grimmig entschlossen, die Römer so lange wie möglich fernzuhalten. Schließlich war das der Zweck des Überfalls hier am westlichen Nilufer: den feindlichen Vormarsch aufzuhalten und Prinz Talmis freie Hand zu verschaffen, die römische Provinz am Oberlauf des Nil zu verwüsten. Ajax und seine Kolonne sollten die Römer mehrere Tage lang binden, aber der Feind hatte wesentlich schneller und entschlossener reagiert, als Ajax erwartet hatte. Wie die Dinge standen, war seine Lage äußerst brenzlich.
Wieder traf ein Bolzen die Mauer nahe der geborstenen Stelle, und diesmal brach der Schaft durch und prallte klappernd gegen die feste Steinwand des Tempels.
»Vielleicht sollten wir einen Ausbruch versuchen, bevor es zu spät ist, General«, schlug Karim vorsichtig vor.
Ajax lächelte. »Du
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