Cato 10 - Die Legion
Gladiator ein letztes Mal gegenüberzutreten. Alle drei Männer suchten eine Entscheidung, nachdem ihr verzehrender Hass sie auf dieses Schlachtfeld am Rande des Imperiums geführt hatte.
Er schob den Gedanken an Ajax beiseite und wandte sich an einen seiner Ordonnanzoffiziere. »Sag den Kommandanten der Ballistenbatterien, sie sollen auf die feindliche Infanterie zielen, sobald sie in Reichweite ist. Derselbe Befehl gilt für die Bogenschützen. Wegtreten!«
Der Offizier nickte, wendete sein Pferd und galoppierte davon. Cato wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Nubiern zu. Es war unmöglich, ihre Zahl zu schätzen, da sich unmittelbar hinter den vordersten Reihen ein Staubschleier erhob. Wenn das hier Prinz Talmis’ Haupttruppe war, mochten mehr als zwanzigtausend Mann über die Ebene auf die römischen Linien zumarschieren, eine Übermacht von drei zu eins. Die reine Masse der Feinde würde die kleine römische Armee mit Gewissheit zurückdrängen, doch das hatte Cato einkalkuliert, ja, sein Plan zählte sogar darauf.
Der stetige Rhythmus der feindlichen Trommeln, das Krachen der Becken und das Schmettern der Hörner wurde während des Näherrückens der Feinde schier unerträglich. Nachdem die Centurionen sich vergewissert hatten, dass ihre Männer so exakt wie möglich formiert waren, nahmen sie ihre Plätze rechts von ihren Einheiten ein und warteten schweigend. Die Nubier waren jetzt so nahe, dass Cato die Offiziere erkennen konnte, die ihren Leuten Ermutigungen zuriefen und sie mit ihren schimmernden Schwertern vorwärtswinkten. Es kam ein Moment, in dem Cato sich versucht fühlte, den Männern in seiner Nähe etwas Beruhigendes zu sagen, aber er begriff, dass das nur die Sorge verraten würde, die ihm wie ein Stein im Magen lag. Da war es viel besser, den Mund zu halten und im Angesicht des nahenden Feindes ruhig und unerschütterlich zu wirken.
Zu beiden Seiten begannen die Bedienungsmannschaften der Ballisten, die Torsionsarme unter dem scharfen, metallischen Klirren der Ratschen zurückzukurbeln. Gleich darauf wurden die schweren, mit Eisenspitzen versehenen Bolzen, lang wie ein Männerarm, in die Waffen eingelegt. Es folgte eine kurze Pause, dann kam das gebrüllte Kommando: »Schuss!«
Das Krachen der Ballisten übertönte für kurze Zeit den Lärm des Gegners. Es war, als wehte ein Schleier von Geschossen nach oben. Die Bolzen flogen über das Feld und schlugen dann zwischen den nubischen Fußsoldaten ein. Cato wusste genau, welchen Schaden eine solche Salve in einer dicht gestaffelten Formation anrichten konnte, und doch marschierte der Feind ohne das geringste Zögern weiter. Auch das Kriegsgeschrei wurde nicht leiser. Es war, als hätte das Heer die Geschosse einfach aufgesaugt, und nicht Dutzende von Männern verloren, die von den Schäften durchbohrt und von der Wucht des Aufpralls gegen ihre Kameraden geschleudert worden waren. Eine zweite Salve flog im flachen Bogen auf den Feind zu, und diesmal rissen die Bolzen einige der vordersten Krieger nieder. Sie durchbohrten zwei oder drei Männer auf einmal, doch schon im nächsten Moment entschwanden die Toten und Verwundeten dem Blick. Ihre Gefährten umgingen sie oder traten einfach über sie hinweg und setzten ihren Vormarsch fort.
Als der Feind nur noch wenig mehr als zweihundert Schritte entfernt war, verschossen die römischen Bogenschützen ihre ersten Pfeile. Es klang, als striche der Wind durch die Blätter eines großen Baumes. Die Pfeile schwirrten hoch hinauf und krachten dann auf die Feinde hinunter. Trotzdem kamen diese in unvermindertem Tempo näher und näher. Die Schilde erhoben und die Waffen fest in der Hand, marschierten sie auf die wartenden Römer zu.
»Vorderste Reihe!«, rief Macro. »Wurfspeere bereit machen!«
Die erste Reihe der Legionäre hob die Speere über den Kopf, holte aus, trat zwei Schritte vor und wartete auf Macros Kommando, um die Waffen zu schleudern.
Nur hundert Schritte von den römischen Linien entfernt kamen die Nubier zum Stehen. Sie stießen weiter Kriegsschreie und höhnisches Gebrüll aus und schwenkten herausfordernd ihre Waffen.
»Worauf warten sie denn?«, fragte einer der Tribune. »Warum greifen sie nicht an?«
Cato wusste den Grund und holte tief Luft. »Auf Beschuss vorbereiten.«
Kapitel 35
W
ährend der Befehl hastig durch die Reihen weitergegeben wurde, stieg eine Mischung aus Schleudergeschossen und Pfeilen hinter den vordersten Reihen der Nubier auf. Die Feinde schossen
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