Cato 10 - Die Legion
blindlings, wie Cato mit einer gewissen Erleichterung begriff. Dennoch mussten manche der Geschosse zwangsläufig ihr Ziel finden. Er wandte sich an seine Offiziere: »Steigt besser ab, meine Herren. Sucht euch Deckung, wo ihr könnt.«
Cato stieg aus dem Sattel und winkte einem der Ordonnanzoffiziere, ihm einen Schild zu bringen. Den hob er rasch hoch, als die ersten Schleudergeschosse des Feindes niederprasselten und sich in den Sandboden gruben. Überall prallten Pfeile und Schleudergeschosse von den Schilden der Legionäre ab. Einige Pfeile durchschlugen den Lederbezug und bohrten sich in die laminierten Holzschichten darunter. Andere Geschosse trafen ihr Ziel. Ganz in der Nähe sah Cato, wie der Kopf eines Optios zurückruckte. Das Schleudergeschoss war von seinem Schild abgeprallt und zerschmetterte ihm den Schädel. Der Mann fiel hin und blieb reglos liegen. Weitere Soldaten in den Reihen der Legion wurden getroffen. Die Mehrheit wurde nur verwundet, aber einige mussten ihr Leben lassen. Macros Kohorte, die am größten war und dem Feind am nächsten stand, erlitt die meisten Verluste. Cato hielt wachsam nach eventuellen Geschossen Ausschau, war aber froh zu sehen, dass die Männer die Reihen schlossen, wo immer einer ihrer Kameraden niedergestreckt worden war.
Der wechselseitige Beschuss dauerte unvermindert für einen Zeitraum an, der Cato weit länger vorkam, als er tatsächlich war. Cato fragte sich, wie viele Verluste seine Männer hinnehmen konnten, bevor sich ihre Reihen so stark gelichtet hatten, dass der Feind sie beim ersten Angriff durchbrach. Schon jetzt waren nach seiner Schätzung über hundert seiner Männer zu Boden gegangen, und ständig wurden weitere getroffen. Dann ließ der feindliche Geschosshagel allmählich nach, da den Gegnern die Munition ausging. Mehrere schmetternde Hornsignale ertönten. Bei diesem Zeichen stießen die Nubier ein blutrünstiges Gebrüll aus, strömten über den Sandstreifen, der sie noch von den Römern trennte, und griffen an.
»Wurfspeere!«, rief Macro, und die vorderste Reihe senkte die Schilde und holte mit dem Wurfarm aus. Die flinksten Nubier befanden sich bereits in Reichweite der leichtesten Wurfspeere. Macro holte tief Luft und rief: »Werfen!«
Die Legionäre schleuderten ihren rechten Arm vor, und die Wurfspeere schnellten aus ihren Händen. Diese Waffen hatten zwar unter den Geschossen, mit denen die Römer ihre Angreifer dezimierten, die geringste Reichweite, doch sie waren beinahe ebenso tödlich wie die Ballisten. Mit kühler Befriedigung beobachtete Macro, wie die erste Salve viele der Anführer des nubischen Angriffs durchbohrte. Sofort reichten die Männer in der zweiten Reihe der Legionäre ihren Kameraden neue Wurfspeere nach vorn, und eine weitere Salve flog den Feinden entgegen. Die schweren Schäfte durchbohrten mit dumpfen Schlägen Schilde, Fleisch und Knochen. Es war gerade noch Zeit für eine dritte Speersalve, dann rissen die vorderen Reihen ihre Kurzschwerter heraus, ordneten rasch die Reihen und deckten sich mit ihren Schilden.
Macro nahm seinen Platz in der Mitte der Kohorte ein, in der zweiten Reihe, bereit, bei der ersten Gelegenheit in den Kampf einzugreifen. Die Nubier, die auf dem letzten Abschnitt des Angriffs schwere Verluste erlitten hatten, hatten viel von ihrem Schwung verloren, als sie auf die römischen Reihen stießen. Sie trafen nicht in geschlossener Formation ein, sondern vereinzelt oder in kleinen Gruppen leicht gepanzerter Krieger. Jahre harter Ausbildung hatten die Legionäre auf den Nahkampf vorbereitet, und die Nubier wurden mit Schwerthieben niedergemäht, die sie von der Seite trafen, während sie sich im Zweikampf mit dem Mann unmittelbar vor ihnen befanden. Doch der Vorteil der Römer währte nicht lange, da immer mehr Feinde den Kampf aufnahmen. Als die nubischen Krieger gegen die halbmondförmige Front der römischen Schilde andrängten, konnte Macro in den Staubwolken, die von Tausenden von Füßen aufgewirbelt wurden, nicht sehen, wo die gegnerischen Reihen endeten.
»Haltet durch, Männer!«, rief er, so laut er konnte. »Haltet die Front.«
Die Legionäre stießen abwechselnd mit ihren handlichen Kurzschwertern zu und rammten den Gegner dann mit ihren stabilen, rechteckigen Schilden. Mit den schweren Kettenhemden und Schuppenpanzern und den robusten Helmen waren sie weit besser geschützt als die meisten Männer, die ihnen gegenüberstanden. Prinz Talmis verfügte nur über wenige reguläre
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