Cato 10 - Die Legion
hinteren Reihen der Nubier stürzten. Die Nubier bemühten sich nach Kräften, sich mit den kleinen, runden Lederschilden zu decken, die die meisten von ihnen trugen, aber gegen die mit Widerhaken versehenen Eisenspitzen boten diese kaum Schutz. Mehrere Männer und Pferde wurden gleichzeitig getroffen. Die verletzten Tiere bäumten sich auf, gerieten durch den Schmerz in Panik und waren nicht mehr zu kontrollieren.
»Drängt sie zurück!«, brüllte Cato, trieb sein Pferd vorwärts, lenkte es gegen das reiterlose Tier und zwang es zum Ausweichen. Vor ihm ritt ein Nubier außer Reichweite seines Schwertes vorbei, Cato erwischte nur das Pferd. Das Tier gab ein schrilles Wiehern von sich und schlug nach hinten aus. Es verfehlte Catos Bein um Haaresbreite, traf aber die Flanke seines Pferdes so heftig, dass Cato hörte, wie unter dem glänzenden Fell eine Rippe brach. Plötzlich stiegen beide Pferde. Der Nubier warf sein Gewicht vorwärts und klammerte sich an den Zügeln fest, um im Sattel zu bleiben. Dabei krachte er rückwärts gegen Catos Seite. Er ruderte mit den Armen, erwischte Catos Tunika über dem Knie und umklammerte sie mit der Hand. Cato spürte, wie er zur Seite gezogen wurde, und ihn packte die Angst, zu Boden zu stürzen und niedergetrampelt zu werden. Mit zusammengebissenen Zähnen verfluchte er den Mann, schwang seinen Schwertarm herum und versuchte, die Hand abzuhacken. Aber das Gedränge war zu groß, um richtig zuzuschlagen, und die Klinge drückte sich nur ins Fleisch und schnitt nicht hindurch. Verzweifelt nutzte Cato den wenigen Raum, den er hatte, zu einer Sägebewegung. Der Nubier heulte auf und war gleich darauf zum Loslassen gezwungen. Er stürzte unter Catos Pferd, und sein entsetzter Schrei wurde brutal abgeschnitten.
Aufblickend sah Cato durch den Schleier der Staubwolken, dass die hintersten Reihen der nubischen Kavallerie sich zurückzogen, weg von den Pfeilen, die gnadenlos auf sie niederregneten. Rasch verbreitete sich Angst unter den Feinden, und als der letzte von ihnen sein Pferd wendete und davongaloppierte, blickte Cato die Front entlang. Die Hilfssoldaten starrten den Nubiern kurze Zeit schweigend nach, zu benommen von ihrer Kampferregung, um zu begreifen, dass sie den Feind zurückgeschlagen hatten. Dann stach Präfekt Herophilus seine blutige Klinge in die Luft und stieß einen Triumphschrei aus, der sofort von seinen Männern aufgegriffen wurde. Auf dem Boden zwischen kreuz und quer verstreuten Pfeilen lagen die Leichen von Männern und Pferden, aber auch viele noch lebende Verwundete.
Als der Jubel allmählich verstummte, hörte Cato Kampfgeräusche von der anderen Flanke. Dort hatte der Feind ebenfalls angegriffen, um die römische Kavallerie zu bezwingen. Cato spähte mit zusammengekniffenen Augen hinüber, um Einzelheiten zu erkennen. Anscheinend wusste sich die Alexandrinische Kavallerieeinheit zu behaupten, und an ihrer linken Flanke forderten die Bogenschützen und Ballisten nun auch ihren tödlichen Tribut.
Cato steckte sein Schwert in die Scheide und lenkte sein Pferd im Schritt zu Herophilus hinüber. »Gut gemacht! Deine Männer haben ganze Arbeit geleistet. Lass sie sich neu formieren und für den nächsten Angriff bereit machen.«
»Jawohl, Herr.«
Cato winkte Junius und den anderen, ihm zu folgen, und trabte dann zum Zentrum der römischen Stellung zurück. Er schätzte die Verluste der Kohorte kurz ab. In der ersten Auseinandersetzung war nicht mehr als ein Zehntel der Kavallerie verloren gegangen, aber die Nubier würden mit Sicherheit schon bald erneut angreifen. Jede dieser Attacken würde weitere Verluste einbringen. Sie mussten die nubische Armee bezwingen, bevor die römische Kavallerie unter dieser Zermürbungstaktik in die Knie ging.
Die kleine Gruppe von Offizieren kehrte hinter den römischen Reihen ins Zentrum der Stellung zurück. Macro blickte sich um, nickte erleichtert, als er sah, dass Cato noch lebte, und wandte sich dann wieder der Front zu. Über die Helme der Ersten Kohorte hinweg erkannte Cato, dass die Haupttruppe der gegnerischen Armee direkt auf sie zuhielt. Die dicht gestaffelte Infanterie war nur noch eine halbe Meile entfernt. Die am stärksten gepanzerten Krieger unter Prinz Talmis’ Banner bildeten das Zentrum der Front. Cato fragte sich, ob auch Ajax mit seinen letzten Gefolgsleuten aus Kreta unter ihnen war. Für einen Augenblick hoffte er inständig, dass das Schicksal ihm oder Macro die Gelegenheit geben würde, dem
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