Cato 10 - Die Legion
hatte, inzwischen an den meisten Stellen nur noch drei Reihen tief war. Die halbmondförmige Formation wurde stetig flacher und bog sich allmählich nach innen durch, da die fester stehenden Formationen zu beiden Seiten der Ersten Kohorte es noch immer schafften, die Stellung zu halten. An den Flügeln wehrten die Kavalleriekohorten einen zweiten, halbherzigen Angriff der gegnerischen Reiterei ab. Die Schlacht verlief nach Plan, und Cato versprach Fortuna ein großzügiges Opfer, wenn das Glück weiter die Seite der Römer begünstigte, da die Schlacht nun in die entscheidende Phase eintrat. Alles hing davon ab, dass Macro und die Erste Kohorte ihre Formation aufrechterhielten, während sie langsam zurückwichen.
»Herr?«
Cato drehte sich um und sah einen Optio neben seinem Pferd stehen. »Ja?«
»Nachricht von Präfekt Scyllus, Herr. Er meldet, dass seinen Bogenschützen die Pfeile ausgehen.«
»Nun gut. Sag dem Präfekten, er soll die restlichen Geschosse aufsparen und seine Männer hinter der Reservekohorte aufstellen.«
»Jawohl, Herr.« Der Optio salutierte, machte kehrt und rannte zu seiner Einheit zurück.
Als der Pfeilhagel verebbte, erschollen die Trommeln des Feindes mit neuer Kraft, und die Hörner ermutigten die Nubier mit ihrem Schmettern. Der feindliche Druck hielt an, und das römische Zentrum wurde nach innen gedrängt. Der Feind stieß vor, ohne die vielen auf dem Schlachtfeld verstreuten eigenen Toten zu beachten. Prinz Talmis’ schwere Infanterieeinheit hatte sich durch das Gedränge geschoben und attackierte jetzt die erschöpften Männer der Ersten Kohorte. Diese Nubier waren gut ausgebildet und ausgerüstet und daher imstande, den Römern etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Weitere von Macros Männern wurden niedergehauen. Cato sah, dass sich die Reihen gefährlich lichteten. Doch er wagte nicht, die Falle zuschnappen zu lassen, bevor er nicht sicher war, dass der richtige Moment gekommen war.
»Herr!«, rief Junius und stieß den Arm vor. »Sie brechen durch!«
Cato drehte sich um und erkannte die Gefahr sofort. Ein kurzes Stück rechts von Macros Zentrum kämpfte eine einzige Reihe von Legionären darum, den Feind zurückzuhalten. Sie stießen ihre Schilde vor, und ihre Stiefel mit den genagelten Sohlen scharrten im Sand. So versuchten sie verzweifelt, die Stellung zu halten. Aber es war, als versuchte man, eine Flut mit ein paar Stöcken einzudämmen. Einer der Männer rutschte aus und sank auf ein Knie nieder. Sofort stießen zwei Nubier seinen Schild zur Seite und schlugen den Legionär zu Boden. Er wurde von einem Speer durchbohrt, bevor er sich auch nur wieder auf den Ellbogen aufrichten konnte. Weitere Feinde drängten sich durch die Lücke und griffen die Römer zu beiden Seiten an.
»Verdammt«, knurrte Cato. Der Entscheidungsmoment der Schlacht war gekommen. Jubelgeschrei verbreitete sich unter den vordersten Nubiern, die den Sieg witterten. Aber es gab noch eine Chance. Cato riss sein Pferd herum und sah den Männern der Reservekohorte entgegen. Die Legionäre standen in strammer Haltung da: Die Schilde waren auf den Boden gestützt, der Wurfspeer lag in ihrer Hand.
»Das Schicksal der Armee liegt jetzt bei euch«, rief Cato ihnen zu und zog sein Schwert. »Ihr müsst eure Kameraden aus der Ersten Kohorte retten und die Lücke in unserer Front schließen! Für die Schakale!«
Die Centurionen stimmten ein heiseres Jubeln an, in das die Männer unverkennbar halbherzig einfielen. Cato konnte sich ein Versagen der Reserve nicht leisten. Nach einem winzigen Moment des Zögerns schwang er sein rechtes Bein über den Sattel und ließ sich zu Boden gleiten. »Mir nach!«
Cato schritt auf die Nubier zu, die durch die Erste Kohorte hindurch vorstießen. Der Obercenturio der Reserve erteilte den Befehl, im Laufschritt vorzurücken, und die Legionäre polterten mit grimmigen Mienen und erhobenen Speerspitzen über den ausgedörrten Grund. Cato befand sich noch immer zwanzig Schritte vor ihnen, als er bei der Lücke ankam. Mehrere Nubier waren unvermittelt stehen geblieben, als sie die neue Formation auf sich zukommen sahen. Cato nahm den vordersten von ihnen aufs Korn, einen mit einer Keule bewaffneten Mann mit wildem Haar. Er stürmte vorgebeugt los, das Schwert seitlich ausgestreckt und zum Zustoßen bereit. Seine linke Schulter brannte schmerzhaft von dem Schlag, den er im Tempel erhalten hatte, und er biss die Zähne zusammen, wich dem schwerfälligen Hieb seines Gegners
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