Cato 10 - Die Legion
sprang vor und rammte den Gladiator mit voller Wucht. Der Mann war kräftig gebaut und federte den Stoß ab. Dann klemmte er Catos Schild mit seinem eigenen Rundschild fest und zerrte es zur Seite. Cato konnte gerade noch rechtzeitig reagieren und zurückspringen, da zischte das Schwert des Gegners auch schon an seinem Gesicht vorbei. Einen Moment lang wurde Ajax’ rechter Arm noch vom Schwung des Stoßes getragen, und Cato ergriff die Gelegenheit, stieß mit seinem Kurzschwert zu, erwischte seinen Gegner am Oberarm und schnitt eine gut zwanzig Zentimeter lange Wunde in Muskeln und Fleisch. Ajax brüllte vor Schmerz und Wut und führte gleichzeitig einen Rückhandschlag gegen Cato. Der hatte gerade noch Zeit, sich wegzuducken. Dann schlug Cato wieder zu. Diesmal zielte er auf das Knie seines Gegners. Er zersplitterte den Knochen und durchtrennte die Sehnen. Ajax taumelte von Cato weg und fiel auf die Seite. Einer der Legionäre sprang vor und stieß sein Schwert tief in die rechte Achsel des Gladiators. Cato hörte Rippen knacken. Ein lautes Stöhnen entrang sich Ajax’ Lippen, als die Klinge in Lunge und Herz drang. Sein Körper versteifte sich einen Moment, dann fiel der Gladiator mit dem Gesicht voraus aufs Deck. Der Legionär stellte den Stiefel auf den schwarzen Harnisch, zog seine Klinge heraus und wandte sich dem nächsten Gegner zu.
Cato stand da und starrte ungläubig auf die Leiche. Sein Feind war tot. Die Verfolgungsjagd war vorüber. Fast. Er löste sich aus seiner Benommenheit und sah sich auf Deck um. Tote und Verwundete lagen auf den Planken, und das Holz war mit Blutlachen übersät. Nur eine Handvoll Aufständische waren noch übrig. Sie drängten sich ganz vorn am Bug zusammen, kämpften wie die Besessenen und schrien den Marineinfanteristen und Legionären Beleidigungen entgegen.
Cato öffnete den Mund und wollte sprechen, doch seine Kehle war zu trocken, und es kam nur ein Krächzen heraus. Er schluckte, leckte sich die Lippen und versuchte es erneut. »Zurücktreten! Römer, zurücktreten!«
Die meisten Marineinfanteristen und Legionäre hörten den Befehl und zogen sich gehorsam vom Feind zurück. Ein paar Soldaten waren im Blutrausch und kämpften weiter, bis sie von ihren Kameraden zurückgezerrt wurden. Der Decurio musste dem letzten seiner Marinesoldaten die flache Klinge auf den Helm schlagen, um den Mann zur Besinnung zu bringen. Ein letzter dumpfer Schlag ertönte, mit dem ein Schwert gegen einen Schild prallte, und dann war nur noch schweres Keuchen zu hören und das Stöhnen und Schreien der Verwundeten.
»Aus dem Weg!«, rief Cato, und die Männer zwischen ihm und den überlebenden Gegnern wichen zur Seite. Er richtete das Schwert auf Ajax’ Leiche. »Euer Anführer ist tot. Legt die Waffen nieder und ergebt euch.«
Es folgte eine kurze Pause, dann lachte einer der Aufständischen auf und stieß sein Schwert in die Luft. »Lang lebe Ajax! Tod den Römern!«
Seine Gefährten stimmten in den Sprechgesang ein. Cato beobachtete sie kalt und wartete darauf, dass sie verstummten. Doch sie jubelten weiter und so blickte Cato den Decurio an: »Bring sie zum Schweigen!«
Der Decurio nickte, packte seinen Schild und sein Schwert fester und spuckte aufs Deck. »Marinesoldaten! Zum Angriff!«
Mit grimmigen Mienen schlossen die Römer die Reihen wieder und marschierten gnadenlos auf die letzten Aufständischen zu. Diese hörten auf zu jubeln und bereiteten sich auf ihr Ende vor, fest entschlossen, so viele Römer wie möglich mit sich in den Tod zu reißen.
Es war schnell vorbei. Die Marineinfanteristen marschierten in einer geschlossenen Reihe, Schild an Schild, gegen den Feind vor, die Schwerter zum Stoß bereit. Man hörte die unregelmäßigen Hiebe der Waffen gegen den Wall der Schilde, das Klirren von Klingen, die Schreie der Verwundeten, und als Letztes noch einmal den Ruf: »Lang lebe Ajax!« Dann herrschte Stille. Die blutbespritzten Marineinfanteristen standen über den hingestreckten Leichen im Bug. Der Sklavenaufstand, der auf Kreta begonnen hatte, war endlich vorbei. Jetzt galt es nur noch, das andere Schiff zu besiegen – eine Kleinigkeit. Es stand nach wie vor in Flammen und fuhr auf den Mangrovensumpf auf der anderen Seite der Bucht zu. Dieses Schiff war vom Meer abgeschnitten, und wenn die anderen römischen Kriegsschiffe es erst einmal vor den Mangroven in die Enge getrieben hatten, gab es kein Entkommen mehr.
Das taube Gefühl des linken Arms ließ langsam nach, und
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