Cato 10 - Die Legion
die Männer hastig auf den Aufprall vor. Es folgte eine letzte Pfeilsalve vom gegnerischen Schiff, und ein Schmerzensschrei ertönte. Eine mit Widerhaken versehene Pfeilspitze hatte einen der Bogenschützen im Gefechtsturm in den Hals getroffen. Cato warf einen kurzen Blick auf den Mann und sah, dass dieser sich auf dem Boden wälzte. Blut spritzte aus einer verletzten Arterie. Cato konnte nichts mehr für ihn tun und wandte sich ab.
»Riemen einziehen!«, brüllte Phermon, und mit lautem Gerumpel und Geklapper verschwanden die Riemen im Rumpf.
Die verbreiterte Spitze des Rammsporns traf das gegnerische Schiff am Bug, und es gab ein fürchterliches knirschendes Krachen. Die Männer taumelten nach vorn. Beide Rammsporne hatten das jeweils andere Fahrzeug gestreift, und jetzt schoben sich die Schiffe aneinander vorbei. Der gegnerische Kommandant hatte es versäumt, den Befehl zum Einziehen der Riemen zu erteilen, und als der Bug der Sobek jetzt am gegnerischen Rumpf entlangscheuerte, zerbrachen die Riemen an der Steuerbordseite einer nach dem anderen mit lautem Krachen.
»Corvus herablassen!«, schrie Cato zum Decurio der Marineinfanteristen hinunter. »Schnell, Mann!«
Die Marineinfanteristen fanden ihr Gleichgewicht rasch wieder und schwenkten die Enterbrücke über das feindliche Deck. Die gegnerischen Bogenschützen am Bug wurden von ihrem Kommandanten unverzüglich auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht und schossen ihre Pfeile hastig auf die Marineinfanteristen ab. Während des Manövers mit dem Corvus hatten diese ihre Deckung verlassen und waren den feindlichen Geschossen ungeschützt ausgeliefert. Zwei Männer wurden schnell hintereinander niedergestreckt. Gleich darauf sah Cato, wie ein weiterer Mann aufschrie, als dessen Arm durchbohrt worden war.
»Fallen lassen«, schrie der Decurio, sobald die Eisenspitze über dem feindlichen Deck schwebte. Seine Männer ließen das Tau los, und es schoss zum Flaschenzug hoch. Gleichzeitig krachte die Enterbrücke in hohem Bogen nach unten. Die Aufständischen sprangen zur Seite, um nicht zerquetscht oder aufgespießt zu werden, und mit einem dröhnenden Schlag durchbohrte der Dorn das Deck. Ein Ruck durchlief das Schiff, und dann ertönte ein Knirschen, mit dem der stabile Holzzapfen am Fuß des Corvus auf die Belastung reagierte, die der verbliebene Schub der beiden Schiffe auf ihn ausübte.
»Entermannschaft marsch!«, rief der Decurio, zog sein Schwert und eilte über die Enterbrücke zum gegnerischen Deck. Seine Männer stürmten mit erhobenen Schilden und gezogenen Schwertern hinter ihm her. Die gegnerischen Bogenschützen verschossen weitere Pfeile. Die meisten trafen die hölzernen Schutzwände, die den Männern auf der Enterbrücke Deckung boten. Einige Pfeile flogen übers Ziel hinweg und verfehlten Schiff und Mannschaft vollständig.
Cato wandte sich an die Bogenschützen im Gefechtsturm und deutete auf ihren Gegenpart im feindlichen Schiff. »Erschießt die Kerle!«
Die Marineinfanteristen legten hastig ihre Pfeile ein, spannten die Bögen, zielten, verharrten kurz und lösten dann den Schuss. Die Pfeile sausten wie Peitschenhiebe auf Ajax’ Männer zu. Cato nickte voll wilder Befriedigung, als er sah, wie zwei Pfeile einen der feindlichen Bogenschützen durchbohrten.
»Gut gemacht!« Er hieb mit der Faust auf die Brüstung. »Weiter so!«
Er überließ sie ihrer Aufgabe, sprang aufs Deck hinunter und packte den ovalen Marineinfanteristenschild, den er der Waffenkammer der Sobek entnommen hatte. Er wandte sich den Legionären zu, die sich auf dem Hauptdeck bereithielten.
»Mir nach. Nehmt sie gefangen, falls möglich.«
Cato überquerte die Enterbrücke. Auf der anderen Seite warteten noch immer einige Marineinfanteristen darauf, dass auf dem Deck genügend Platz entstand und sie hinunterspringen konnten. Die Luft war vom Klirren der Klingen erfüllt, dazu kam das dumpfe Dröhnen der Schwerthiebe, die mit den Schilden abgefangen wurden. Ein paar heißblütige Männer riefen Beleidigungen. Cato zuckte zusammen, als eine eiserne Pfeilspitze neben ihm die Schutzwand durchschlug, aber er marschierte weiter, den Kopf gesenkt, um den feindlichen Bogenschützen, die noch immer vom Vordeck aus schossen, eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten. Er näherte sich von hinten einem Marineinfanteristen, sah an ihm vorbei und bemerkte, dass unmittelbar hinter ihm die Schlacht tobte. Das Deck des gegnerischen Fahrzeugs war gerammelt voll mit
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