Cato 11 - Die Garde
ihm nicht unbekannt.
»Wie lautet die Parole, Centurio ?« , fragte er.
»Die Trauben Campaniens sind erntereif « , antwortete sein Gegenüber förmlich.
Balbus nickte, denn dies war der Satz, den er erwartet hatte. »Nun gut. Du solltest uns eigentlich in Picenum erwarten, Centurio … «
»Gaius Sinius, Herr. Centurio der Zweiten Centurie, Achte Kohorte .«
»Ah ja .« Balbus erinnerte sich vage dieses Namens. »Und was machst du hier draußen auf der Straße ?«
»Wir sind gestern in Picenum eingetroffen, Herr. Das ist die reinste Geisterstadt. Die meisten Einwohner sind zur Feier eines lokalen Festes zu einem nahe gelegenen Heiligtum aufgebrochen. Da dachte ich, wir reiten schon mal los, dir und deinen Leuten entgegen .« Er zeigte auf die germanischen Hilfssoldaten.
»Das sind nicht meine Leute « , knurrte Balbus.
»Jedenfalls haben wir gesehen, wie du dich der Stadt genähert hast, Herr, und na ja, da sind wir nun. Bereit, die Wagen nach Rom zurückzubegleiten .«
Balbus betrachtete den Centurio einen Augenblick schweigend. Er mochte Soldaten, die sich buchstabengetreu an ihre Befehle hielten, und wusste nicht recht, ob er damit einverstanden war, dass Sinius und seine Männer ihnen entgegengeritten waren, statt sie, wie vorgesehen, in der Stadt zu erwarten. Zwei Monate zuvor waren in Rom eindeutige Anordnungen für die Lieferung des Silbers getroffen worden, und alle Beteiligten sollten sich an ihre Anweisungen halten. In dem Moment, in dem Offiziere mit ihren Befehlen nach eigenem Gutdünken verfuhren, scheiterten Pläne. Er beschloss, nach ihrer Rückkehr ins Prätorianerlager vor den Toren Roms ein Wörtchen mit Sinius’ Vorgesetztem zu reden.
»Centurio Arminius !« , rief Balbus über die Schulter hinweg. »Komm her !«
Der Befehlshaber der germanischen Hilfssoldaten eilte vor. Er war ein großer, breitschultriger Mann, dessen muskulöser Oberkörper nur gerade so eben in den Schuppenpanzer passte. Er blickte zum Tribun auf. Im Sonnenschein war sein Bart fast flammend rot.
»Herr ?«
Balbus nickte zu den Reitern hinüber. »Die Eskorte aus Rom. Sie wird den Schutz der Wagen von hier aus übernehmen. Du und deine Männer, ihr könnt umgehend nach Narbonensis zurückkehren .«
Der Germane schob die Lippen vor und antwortete mit starkem Akzent auf Latein: »Die Übergabe sollte in Picenum stattfinden, Herr. Meine Leute hatten gehofft, vor der Rückkehr eine fröhliche Nacht in der Stadt zu verbringen .«
»Tja, das ist jetzt nicht mehr nötig. Außerdem bezweifle ich, dass die Einheimischen die Invasion durch eine kleinere Horde von Germanen positiv aufnehmen würden. Ich weiß, wie deine Männer sind, wenn sie ein bisschen über den Durst getrunken haben .«
Centurio Arminius blickte finster. »Ich werde dafür sorgen, dass sie keinen Ärger machen, Herr .«
»Und das werden sie auch nicht. Ich befehle, dass ihr kehrtmacht und sofort nach Gallien zurückmarschiert, hörst du ?«
Der andere Mann nickte langsam, seine Erbitterung war unübersehbar. Dann nickte er seinem Vorgesetzten knapp zu, machte kehrt und marschierte zum Konvoi zurück. »Gepäck aufnehmen! Fertigmachen zum Abmarsch! Für uns heißt es zurück nach Gallien, Männer .«
Einige seiner Männer stöhnten, und einer fluchte laut in seiner eigenen Sprache, was ihm einen scharfen Tadel des Centurios eintrug.
Balbus warf Sinius einen Blick zu und sagte leise: »Ich kann ja nicht zulassen, dass eine Horde behaarter Barbaren sich anständigen Leuten aufnötigt .«
»Wahrhaftig nicht, Herr .« Sinius nickte. »Es ist ohnehin schon schlimm genug, dass die Germanen den Auftrag erhalten haben, die Münz- und Silberkonvois zu bewachen. Das sollte eine Aufgabe für richtige Soldaten sein, für Legionäre oder eine Prätorianerkohorte .«
»Anscheinend hat der Kaiser kein Vertrauen zu uns « , meinte Balbus bedauernd. »In den letzten Jahren haben zu viele hochrangige Offiziere versucht, in der Politik mitzumischen. Und wir müssen es dann ausbaden. Jedenfalls können wir nichts daran ändern .« Er richtete sich im Sattel auf. »Deine Leute sollen sich vor und hinter den Wagen aufstellen. Sobald die Hilfssoldaten uns nicht mehr im Weg sind, können wir abmarschieren .«
»Jawohl, Herr .« Centurio Sinius salutierte, wandte sich ab und gab die Befehle an seine Männer weiter. Während die Germanen sich hinter den Wagen verdrossen zu einer einzigen Kolonne formierten, lenkten die Reiter ihre Tiere an die vorgesehenen Plätze, und
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