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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benita Cantieni
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»Was, wenn du die Skoliose nicht hast, sondern machst?« Der Satz durchdrang alle Schichten der dicht gewirkten Glaubenssätze. Wie eine Supernova schlug er durch die Mauern meiner Überzeugungen. Ich wusste in diesem Augenblick: In mir lebte ein gesunder, gerader Mensch. Und ich konnte diesen Menschen unter den Verwachsungen und Krümmungen hervorholen, konnte ihn ans Tageslicht bringen. Ich wusste: Wie ich war, wie ich mich gab, das entsprach nicht meinem Bauplan. Das war einfach nur ein Missverständnis.
    Christian Larsen stellte mir diese Frage, die mich bis in die Knochen traf. Er begann zu der Zeit gerade mit der französischen Physiotherapeutin Yolande Deswartes, das anatomische Fundament für die Spiraldynamik 3 4 zu definieren. Wir probierten damals aus, ob wir zusammenspannen könnten. Es zeigten sich bald die Unvereinbarkeiten. Er, Arzt, stur, verankert im akademischen Netzwerk, ich, Empirikerin, stur, wie es nur Pioniere sein können (und müssen). Er kreierte mit seinem Team eine Methode für Physiotherapeuten, also für manuelle, manipulative Behandlungen an anderen. Ich wollte die Logik der Anatomie für Laien aufschlüsseln, für jeden und von jedem selber machbar, ohne Manipulation, spürbar über die Selbstwahrnehmung, sichtbar von außen. Vor allem wollte ich »mein Ding« durchziehen.
    Ich wusste, ich war etwas auf der Spur, das es so nicht gab: einer anatomischen Gebrauchsanweisung für Laien, die sich an der Einmaligkeit jedes Menschen ausrichtet und doch den logischen Gesetzen des menschlichen Bauplans folgt. Einer Anatomie, die den einzelnen Menschen zur Autorität über seinen Körper macht. Einer Anatomie, die davon ausgeht, dass wir so, wie wir sind, in Ordnung sind, vorausgesetzt, wir leben wirklich und wahrhaftig in unseren Körpern und nicht nur im Kopf.
    Seither haben sich die Wege der Spiraldynamik und meiner CANTIENICA ® -Methode in unterschiedliche Richtungen entwickelt, zum Teil vertragen sie sich, zum Teil überhaupt nicht. Egal, wie fern wir uns heute sind, Christian hat mit diesem einen Satz mein Leben aus den Fugen gehoben: »Was, wenn du die Skoliose nicht hast, sondern machst?« Das bedeutete für mich: Ich kann die krumme Wirbelsäule gerade machen. Und so geschah es. In jahrelanger, manchmal mühsamer, meistens beglückender Feinarbeit eroberte ich meinen Körper, erschuf ihn neu, formte mich um. Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung waren die wichtigsten Instrumente für diese Selbsteroberung. Na ja, der Mut, die notwendigen Schmerzen auszuhalten, gehörte wohl auch dazu. Erst hatte ich die Einsicht, die Erkenntnis, dann verifizierte ich sie durch Nachforschungen. Im nächsten Schritt probierte ich aus, ob es auch mit anderen Menschen funktionierte. War das der Fall, ohne Wenn und Aber und ohne Ausnahme, übernahm ich es in die Methode, die Ausbildungen, die Studiokurse. Diese Formel ist bis heute geblieben. Meine logische Anatomie kennt keine Widersprüche, und nichts geht auf Kosten von etwas anderem.
    Während ich dieses schreibe, befinde ich mich in der längsten schmerzfreien Phase meines Lebens. Vielleicht bin ich jetzt durch mit dem Umbau, vielleicht ist das nun die maximale Leichtigkeit, die das Leben für mich bereithält. Eigentlich rechne ich damit, dass weitere Quantensprünge auf mich warten. Doch schon diese Leichtigkeit ist leichter als alles, was ich mir je vorgestellt oder erträumt habe. Der Körper, der so lange Gefängnis war, fühlt sich wohl und leicht und in der Mitte, er bewegt sich gern, er hat Kraft, ist geschmeidig und flexibel wie nie – auch nicht als Kind. Aus meiner eigenen Verwandlung vom Nilpferd aus Kapitel eins in eine fast 60-jährige Powerkatze nährte sich der Mut, diesen Weg zu gehen, wenn ich für Entdeckungen mal wieder von links und von rechts angefeindet wurde. Auch einige chronische Erkrankungen blieben auf der Strecke, mit denen ich mich längst eingerichtet hatte. Meine Immunkraft ist robuster denn je. (Ich werde in Kapitel sechs die Vermutung wagen, weshalb das so ist.) Der Preis für mein Körperglück oder, in Anlehnung an den Titel, diese Catpower, diese Katzenkraft, ist zugleich ihr Lohn: Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung.
    Falle ich gelegentlich noch aus dieser Achtsamkeit, indem ich mich im Sog des Alltags vergesse, so schickt mir mein bester Freund Körper ein Signal, einen schnellen Alarm: den Freundschmerz, und ich kann die notwendige Veränderung vornehmen, kann das Becken ausrichten, den Fuß gut setzen,

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