Catriona
Whigs und waschechte Presbyterianer – ich hätte sie eher nach dem Jordan und Jerusalem geschickt, als mich auf so was eingelassen.«
»Der Herr von Lovat ist ein rechter Whig«, entgegnete ich, »und ein großartiger Presbyterianer.«
»Ich weiß nichts von ihm,« beharrte er, »ich habe nichts mit den Lovats zu schaffen.«
»Nein, Ihr werdet mit Prestongrange zu tun haben«, sagte ich.
»A, das sollt Ihr nicht aus mir herauskriegen.«
»Als wenn ich das brauchte, nun ich schon alles weiß«, lautete meine Antwort.
»Auf das eine könnt Ihr Euch verlassen, Shaw«, beteuerte Andie. »Mit Euch habe ich nichts zu schaffen (und wenn Ihr Euch auf den Kopf stellt). Und ich werde auch nichts mit Euch zu schaffen haben«, fügte er hinzu.
»Nun, Andie, ich sehe, ich muß offen mit Euch reden«, erwiderte ich und erzählte ihm die Tatsachen, soweit ich das für nötig hielt.
Er hörte mich mit ernsthaftem Interesse an und schien, als ich geendet hatte, eine Weile zu überlegen.
»Shaw,« sagte er endlich, »ich will frei von der Leber weg reden. 's ist eine merkwürdige Geschichte und keine sehr schöne, so wie Ihr sie erzählt, womit ich nicht behaupten will, sie hätte sich anders zugetragen, als Ihr glaubt. Was Euch selbst betrifft, so scheint Ihr mir ein recht anständiger junger Mann. Aber ich bin älter und verständiger als Ihr und sehe in dieser Sache vielleicht ein Endchen weiter. Und das hier ist meine ehrliche Meinung: Euch wird's nicht schaden, wenn ich Euch hier behalte; im Gegenteil, ich glaube, Ihr seid hier ein gut Teil besser aufgehoben als draußen. Dem Lande wird's auch nicht schaden – bloß ein Hochländer mehr wird aufgeknüpft, und dazu können wir uns, weiß Gott, nur gratulieren! Dagegen würde ich mir selber ziemlich viel schaden, wenn ich Euch laufen ließe. Und darum – als guter Whig und aufrichtiger Freund von Euch und eifriger Freund von mir selbst gesprochen – die nackte Tatsache ist: ich denke, Ihr werdet hier bei Andie und den Lummen bleiben müssen.«
»Andie,« sagte ich, meine Hand auf seine Knie legend, »dieser Hochländer ist unschuldig.«
»Ja, ja, in dem Punkt ist's schon schade«, meinte er.
»Aber Ihr wißt ja, so wie der Herrgott diese Welt erschaffen hat, kann einer nicht alles haben, wie er sich's wünscht.«
Was der Schwarze Andie von Tod Lapraik erzählte
Ich habe bisher wenig von den Hochländern gesprochen. Alle drei waren Gefolgsleute von James More; das band ihrem Herrn die Schuld sehr fest um den Hals. Alle konnten ein oder zwei Worte Englisch, aber Neil war der einzige, der genug für eine allgemeine Unterhaltung zu verstehen glaubte, obwohl seine Gefährten (war erst ein Gespräch im Gange) sich oft zur gegenteiligen Ansicht gezwungen fühlten. Alle waren einfache, willige Geschöpfe, die mehr Höflichkeit zeigten, als man nach ihrem verwahrlosten, wüsten Aussehen hätte annehmen mögen, und fielen Andie und mir gegenüber von selbst in die Rolle von Dienern.
Hier an diesem einsamen Ort inmitten der bröckelnden Ruinen eines Gefängnisses, umgeben von den endlosen, fremdartigen Geräuschen des Meeres und der Vögel, glaubte ich schon früh an ihnen die Wirkungen abergläubischer Furcht zu bemerken. Wenn es nichts zu tun gab, schliefen oder ruhten sie, eine Beschäftigung, die sie nie satt bekamen, oder Neil unterhielt die anderen mit Geschichten, die indes alle grausig waren. War keines dieser beiden Vergnügen erreichbar – schliefen, zum Beispiel, zwei und sah der dritte sich außerstande, es auch zu tun –, so pflegte er ängstlich lauschend dazusitzen; seine Unruhe wuchs, er schrak zusammen, erbleichte und verkrampfte die Hände – kurz, glich in seiner Spannung einem gestrafften Bogen. Die Art seiner Befürchtungen vermochte ich nie zu erraten, aber ihr Anblick wirkte ansteckend, und die Natur des Ortes, an dem wir uns befanden, begünstigte diese Angst. Andie hatte dafür einen volkstümlichen Ausdruck, den er immer wieder brauchte.
»Ja,« pflegte er zu sagen, »hier auf Baß ist es nicht geheuer.«
So scheint es mir auch heute noch. »Nicht geheuer« war es dort, Tag und Nacht, ›nicht geheuer‹ waren die Geräusche – das Geschrei der Lummen, das Branden des Meeres und das Echo der Felsen – die ständig an unsere Ohren tönten, am stärksten aber bei verhältnismäßig ruhigem Wetter. Sogar bei geringem Wellengang umbrüllten die Wogen den Felsen wie der Donner selbst oder wie das Trommeln ganzer Armeen: ein furchtbarer,
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