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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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und was fällt der Dirne ein? Mit Lachen und Spott überhäufte sie des Heiligen Andacht. Da stand er auf und schaute die beiden an, und Toms Knie wankten bei seinem Anblick. Doch als der andere sprach, geschah es mehr in Trauer denn im Zorne. »Armes Ding, armes Ding!« sagte er und blickte dabei das Mädchen an. »Ich höre dich schreien und lachen,« sagte er, »aber der Herr hält einen tödlichen Schuß für dich bereit, und bei jenem erstaunlichen Gottesgericht wirst du nur einen Schrei ausstoßen!« Kurz danach schlenderte sie mit zwei, drei Soldatenkerls auf den Klippen umher, und es war ein stürmischer Tag. Da kam ein Windstoß, packte ihre Röcke und wirbelte sie, so wie sie ging und stand, ins Meer. Und die Soldaten bemerkten, daß sie dabei nur den einen Schrei ausstieß. Ohne Zweifel, dieses Gottesgericht machte ziemlichen Eindruck auf Tom; aber der verging, und Tom blieb der alte. Eines Tages zankte er sich mit einem Kameraden. »Der Teufel hol mich!« schimpfte Tom, denn er fluchte stets gotteslästerlich. Und schon stand Peden da und starrte ihn an, schlau und finster, Peden mit seinem langen Gesicht und seinen brennenden Augen, sein Plaid fest um die Brust gewickelt und die eine Hand mit den schwarzen Krallen weit ausgestreckt – denn der Leibespflege achtete er nicht. – »Pfui, pfui, armer Mann!« schrie er, »armer, törichter Mann! Der Teufel hol mich, sagt er? Ich sehe den Teufel an seiner Seite!« Da brach die Erkenntnis seiner Schuld und der Gnade des Himmels über Tom herein wie der Ozean selbst; er warf die Pike weg, die er trug, und rief: »Nie mehr erhebe ich meine Hand gegen die Sache Christi!« Und er hielt sein Wort. Anfänglich gab's viele Scherereien, aber als der Gouverneur ihn so entschlossen sah, erteilte er ihm doch den Abschied, und Tom ließ sich in North Berwick nieder und heiratete und stand von dem Tage an bei allen ehrlichen Leuten in gutem Ruf. Es war im Jahre 1706, als die Insel Baß in die Hände derer von Dalrymple überging, und zwei Männer bewarben sich um den Verwalterposten. Beide eigneten sich trefflich dafür, denn beide hatten als Soldaten dort in Garnison gelegen und wußten die Lummen zu behandeln und kannten die Zeiten, in denen sie was wert waren. Außerdem waren – oder schienen doch – beide andächtige Bekenner und in erbaulichen Reden beschlagen. Der erste war kein anderer als Tom Dale, mein Vater; der zweite war ein gewisser Lapraik, den die Leute meist Tod Lapraik nannten, ob aber wegen seines Namens oder seiner Natur, konnte ich niemals erfahren. Nun, Tom ging zu Lapraik, um die Sache mit ihm zu bereden, und führte mich, der ich damals ein kleines Kerlchen und noch unsicher auf den Beinen war, an der Hand. Tods Haus stand an der langen Gasse nördlich des Friedhofs. Es ist eine finstere, unheimliche Gasse; außerdem ist die Kirche seit Jakobs VI. Zeiten und dem Teufelsspuk, der sich während der Königin Fahrt übers Meer dort zutrug, verschrien. Und Tods Haus lag am dunkelsten Ende und war denen, die am besten Bescheid wußten, nie recht geheuer. Die Tür stand an jenem Tage offen, und mein Vater und ich traten, ohne zu klopfen, ein. Tod war von Beruf aus Weber; sein Webstuhl stand auf der Diele. Dort saß er, ein dicker, feister Klumpen von Mann, weiß und ölig wie Schmalz, mit so 'ner Art heiligem Lächeln auf dem Gesicht, das mir den hellen Ekel wachrief. Mit der einen Hand führte er das Schiffchen, aber seine Augen waren verglast. Wir riefen ihn beim Namen, schrien ihm in die tauben Ohren und rüttelten ihn an der Schulter. Da saß er und führte das Schiffchen und lächelte ölig.
    »Gott steh uns bei«, sagte Tom Dale, »das geht nicht mit rechten Dingen zu!« Kaum hatte er gesprochen, als Tod Lapraik wieder zu sich kam. »Bist du's, Tom?« fragte er. »Grüß dich Gott, Mann! Bin froh, dich zu sehen. Von Zeit zu Zeit fall ich in so 'ne Art Ohnmacht, weißt du; – es kommt vom Magen.« Na, sie fingen also an, von dem Posten auf Baß zu sprechen, und wer von beiden ihn wohl kriegen würde, und allmählich kam es zu bitteren Worten zwischen den beiden, und sie gingen im Zorn auseinander. Ich weiß noch genau, wie mein Vater auf dem Rückwege immer wieder auf das eine zu sprechen kam: ihm gefielen Tod und seine Ohnmachten nicht. »Ohnmachten!« rief er. »Wegen dergleichen Ohnmachten sind Leute schon verbrannt worden, mein' ich!« Na, wie dem auch sei, mein Vater kriegte den Posten auf Baß, und Tod mußte leer ausgehen. »Tom,« sagte er,

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