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Catwalk in den Tod

Catwalk in den Tod

Titel: Catwalk in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Gemüt wie mich.
    Ich war schon einen Meter entfernt, fast raus aus der Gefahrenzone, da tippte der Bärtige mir auf die Schulter, zupfte seine Weste zurecht und sagte: »Tut mir leid. War wirklich nicht so gemeint, keine Ahnung, was mit mir los ist.«
    Der Mann musste mich verwechselt haben. Vielleicht hatte er gedacht, meine Güte, da geht der verkleidete Galopperpräsident höchstpersönlich und testet, ob seine Wachleute auch spuren und den Penner rechtzeitig aus der schönen Landschaft schaffen. So ein Pferdepräsident muss sich nämlich um alles kümmern.
    »Ich hab es wirklich nicht so gemeint. Harley, ich heiße Harley. Genaugenommen hab ich Sie verwechselt, Tschuldigung.«
    »Verwechselt?«, fragte ich.
    »Ich dachte, da hat sich Nick Nolte auf die Bahn verlaufen. Blond, groß gewachsen, kantiges Gesicht ...«
    Er deutete auf meine Haare.
    »Omen, ich heiße Omen«, sagte ich, klappte meinen Mantel auf und zeigte ihm das Modelabel auf der Innenseite. Auch wenn das Tuch ein paar glänzende Stellen hatte, das Modelabel war unzerstörbar. Wie die geschlossenen Türen im Hamburger Stadtwappen.
    »Omen?«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Viertes Rennen, chancenreicher Außenseiter.«
    »Deshalb bin ich hier. Ich hab morgens nach dem Aufstehen noch ein bisschen in der Decke gelesen und ...«
    »In der Decke?«
    »Na ja, im Sportteil, im Sportteil hab ich meinen Namen gelesen und das kommt ja nun nicht alle Tage vor.«
    »Nee, das kommt nicht alle Tage vor«, sagte er.
    Das Zudecken mit dem Sportteil ist ein Geheimtipp für kühle Nächte. Wärmt besonders gut. Vielleicht, weil so viel Energie und Schweiß und »ich will siegen« durch die Artikel fließt. Der Bärtige schob seine Sonnenbrille die Nase hoch und grübelte. Nach ein paar Minuten rückte er damit raus.
    »Also, du heißt wie das Pferd. Und wenn einer so heißt wie ein Pferd und ich treff ihn hier so rein zufällig, dann kann das nur ein Zeichen sein.«
    Er blickte kurz zum Himmel.
    »Wie wär's mit einer Eintrittskarte?«, fragte Harley und zeigte zum Eingang auf der anderen Straßenseite.
    »Kann ich nicht annehmen«, sage ich. Und ehrlich gesagt hatte ich bis zu dieser Sekunde auch nicht im Traum daran gedacht, mich da drüben in Gefahr zu begeben. Ich bin eher der Hörspieltyp, wollte mir vom Stadionsprecher anhören, wie sich der Wallach »Omen« so schlug auf der Bahn.
    Harley furchte mit seinen Fingernägeln durch den Bart und sagte: »Ist ein Deal. Du musst nur eine Kleinigkeit für mich tun. Haben wir beide was von.«
    Auch jetzt hätte ich noch abhauen können. In Urlaub fahren, zum Beispiel. Nach Westerland. Ich betreibe da in der Friedrichstraße eine Art Streichelzoo mit angeschlossenem Hundehandel. Meine Welpen wandern direkt von meiner Decke in die gemütlichen Appartements der Abteilungsleiter. Die erholen sich da von ihren Umsatzeinbrüchen.
    Ich lehnte noch einmal ab, doch Harley ließ nicht locker.
    »Würd mir wirklich helfen«, sagt er. »Ehrlich.«
    Das Schlimme ist, als Penner hast du eine gesellschaftliche Aufgabe. Da musst du helfen, wenn Not am Mann ist. Ist so eine Art Asphalt-Kodex.
    Ich schaute hinüber zum Eingang, durch den immer mehr Menschen strömten, und sah dann wieder Harley an. Ich wollte gerade noch einmal »nein« sagen, da spürte ich, wie mein Kopf nickte.
    Genau genommen hatte ich etwas an der Außenwand der Tribüne gesehen, und zack! war es über mich gekommen. Da oben hing es und glänzte: Das Heilige Pferd von Horn. Und es flüsterte: Los, Omen, stell dich nicht so an, du kannst dem Glück ja aus dem Weg gehen. Bist doch ein kluger Penner. Dabei bin ich manchmal dumm wie meine Decke. Also ging ich mit.
    »Sattelplatz«, sagte Harley. »Da passiert eigentlich alles Wichtige vor dem Rennen. Da kannst du dich in aller Ruhe umsehen.«
    Er erzählte mir von dem Waagegebäude und den Pferden, die hier vorgeführt und gesattelt wurden, von den Experten, die Kopfhaltung, Gang, Schwitzen und Nervosität der Vierbeiner unter die Lupe nahmen.
    Harley hatte seine eigene Theorie.
    »Wichtig ist der Gesichtsausdruck der Besitzer und Trainer, die im Inneren des Sattelplatzes stehen. Wer das begreift, liegt ganz weit vorn.«
    »Was ist mit dem Deal?«, fragte ich. »Soll ich weggeworfene Wettscheine oder Flaschen sammeln? Oder den Jockeys einen ordentlichen Schrecken einjagen?«
    »Jockeys erschrecken? Was soll das bringen?«
    Harley blickte mich über seinen Brillenrand fragend an.
    »Wenn die mich sehen, dann

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