Catwalk in den Tod
Wucht gegen seine Beine. Höhler tritt auf die Murmeln und versucht, mit rudernden Armen die Balance zurückzugewinnen.
Ich sehe das Mädchen, das einen Korb unter den fallenden Höhler schiebt. Und wieder sind es Sterne. Wollsterne. Und in jedem stecken gleich mehrere Stricknadeln. Muss wohl eins der Models hier vergessen haben. Höhler rudert mit den Armen, fällt dann auf den Rücken und versucht wieder hochzukommen. Doch sein Körper ist ihm zu schwer geworden und er sackt zurück. Eine der Stricknadeln ist durch den Körper gedrungen und in der Nähe des Herzens wieder ausgetreten. Hebt die Anzugjacke und es sieht aus, als baue sich da von ganz allein ein kleines Zelt auf, in dem sich seine Seele noch ein paar Minuten ausruht, bevor es auf eine weite Reise geht. Aber Gottseidank denk ich ja nicht so viel.
*
»Vielleicht FBI oder Interpol oder CIA?«
Sheila lächelt. Wie immer.
»Omen, vielleicht bin ich nur ein verdammtes Schlitzauge, das sich um kleine Schlitzaugenkinder kümmert. Globalisierung, du verstehst? Vielleicht hab ich ja auch einen mexikanischen Pass?«
Sie lächelt mich an, als wollte sie mich von der Straße in ein festes Haus locken. Keine Gefahr, Omen hat seine Impfungen. Jedenfalls hoffe ich, dass sie noch wirken. Sicher bin ich da allerdings nicht. Manchmal müssen die ja wohl aufgefrischt werden, hab ich gehört.
»Und Crohn hat die Geschichte mit dem Unfall geglaubt?«
»Natürlich nicht.«
»Und die Belgier?«
»Das sind Geschäftsleute und Geschäftsleute suchen sich einen neuen Partner, wenn der alte zu nichts mehr nutze ist. In Berlin, meint er. Vier mexikanische Frauen hat die Polizei übrigens aus einer Pension in der Binderstraße geholt.«
»Und was ist mit Gaatz?«
»Dem geht es schlecht. Versteht das alles nicht.«
»Und die Kinder?«
»Wir suchen Verwandte, aber da gibt es kaum Chancen. Wahrscheinlich wurden sie von ihren Eltern verkauft. Wie ist es?«
»Wie ist was?«
»Willst du sie nicht anlernen? Ist doch die Geschäftsidee. Die verdrücken ein paar Tränen, wenn du deine Hunde auf Sylt verkaufst und schon werfen dir die Leute das Doppelte in deine Büchse.«
Hört sich alles nach Familie an, und da hat Omen Angst.
Die Kinder müssen lernen, ihre Alu-Sterne alleine in den Himmel zu werfen. Sonst trocknet womöglich am Ende noch die Milchstraße aus. Außerdem, so zwischen Parkbänken und Büschen lässt sich eine Familie schwer zusammenhalten. Schulhefte, in die es ständig reinregnet und dann der ganze Ärger bei den Elternversammlungen. Stell dir vor, da taucht plötzlich ein Penner auf und begleicht die Kosten für die Klassenfahrt mit einem Säckchen voller Centstücke. So etwas kann Verwirrung schaffen.
Omen braucht sein Hotel zu den Tausend Sternen. Noch. Und außerdem: Einer muss die Arbeit schließlich erledigen. Kann nicht jeder. Die Hand aufhalten ist eine anstrengende Angelegenheit. Mach das mal `ne halbe Stunde. Wirst schon sehen.
* * *
Im Roman »Der du bist dem Vater gleich« (ebenfalls als Kindle E-Book erhältlich) ermittelt OMEN in einem verzwickten Fall.
Eine junge Pferdepflegerin wird in einem Stall brutal ermordet. Die Umstände ihres Todes werden immer rätselhafter und Omen lässt sich auf ein mörderisches Katz- und Mausspiel mit dem Täter ein.
Ein Kampf zwischen einem auf der Straße lebenden Ermittler und einen rücksichtslosen Mörder, der eine Menge zu verlieren hat.
Eine Leseprobe gibt es im Anschluss.
Von Michael Koglin sind zahlreiche Bücher als Printausgaben und Ebooks erschienen. Neben den Psychothrillern »Bluttaufe«, »Blutengel«, »Blutteufel« und »Seelensplitter« lüftete Michael Koglin das Geheimnis um die leeren Stühle an Miss Sophies Tafel in »Dinner for One – Killer for Five« und spürte dem seltsamen Pärchen auch in »Dinner for One auf der Titanic« und »Dinner for One mit AlCapone« nach. (alle auch als Ebook erhältlich). Außerdem sind zahlreiche Kurzromane -wie »Blutkreuz« oder »Drachentanz«- als Kindle-Ebooks erschienen. Darunter auch »Mord im Frühcafé«, in dem ebenfalls OMEN ermittelt. Weitere Infos unter www.michael-koglin.de .
Leseprobe aus dem Roman »DER DU BIST DEM VATER GLEICH«:
1
Ich traute mich einfach nicht über die Straße, denn da drüben lauerte es. Etwas, das seit Jahrzehnten dort sein Unwesen trieb, sich festklammerte in der Grasnarbe und über jeden herfiel, der sich zu nah herantraute.
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