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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Wetter, bevor wir schließlich zur Sache kommen. Wenn Sie gestatten, möchte ich zugunsten unser aller geistigen Gesundheit vorschlagen, das höfliche Parlieren als bereits abgeschlossen zu betrachten.«
    Es gelang Graf Anvil Rock, eine bemerkenswert ungerührte Miene beizubehalten. Tartarians Mundwinkel hatten kurz gezuckt; Sir Koryn nippte etwas arg hastig an seinem Brandy.
    »Wie Ihr wünscht, Euer Majestät«, erwiderte Anvil Rock nach kurzem Schweigen. »Dann allerdings ...«
    »Bitte verzeihen Sie mir!«, unterbrach ihn Cayleb höflich. »Mir ist bewusst, dass Sie um dieses Zusammentreffen ersucht haben. Aber bevor wir beginnen, möchte ich gern einige Dinge ansprechen. Ich versichere Ihnen«, er setzte ein schiefes Grinsen auf, »dass es sich dabei nicht um höfliches Parlieren handelt.«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät.«
    Anvil Rock lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte sein Gegenüber wachsam an. Cayleb beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die Tischplatte.
    »Meine Lords«, sagte er ruhig, »Diplomatie, unausgesprochene Übereinkünfte und höfliche Lügen haben zweifellos ihren Sinn. In diesem Falle jedoch erscheint es mir wenig sinnvoll, so zu tun, als würden Sie, Graf Anvil Rock, und Sie, Graf Tartarian, nicht zumindest vermuten, ich hätte bei der Ermordung von Prinz Hektor und seinem Sohn die Hand im Spiel gehabt. Ich an Ihrer Stelle würde das zweifellos tun. Daher bin mir recht sicher, dass der ganze Rest der Welt unweigerlich annimmt, Prinz Hektor sei auf mein Geheiß hin ermordet worden. Ich will ehrlich sein: Angesichts der ... Geschichte, die sein Haus und das meine verbindet, und angesichts des noch jüngst geführten Angriffs auf Charis bin ich der Ansicht, es wäre durchaus gerechtfertigt gewesen, ihn ermorden zu lassen.«
    Tartarian und Anvil Rock gleichermaßen spannten sich sichtlich an, und wieder lächelte Cayleb. Dieses Mal lag in seinem Gesichtsausdruck kein Hauch von Belustigung, und er blickte den beiden Männern ruhig in die Augen. Sie konnten unmöglich wissen, dass er sein Sicherheits-Kom dazu genutzt hatte, sich persönlich die Übertragungen der SNARC anzuschauen, die sämtliche ihrer privaten Zusammenkünfte überwacht hatte. Die holographischen Abbildungen zu betrachten war Cayleb vorgekommen, als habe er mit Gottes Auge selbst die Welt schauen dürfen. Aber er hatte umso besser verstanden, warum nicht einmal Merlin alles im Auge behalten konnte, was auf der Oberfläche Safeholds, immerhin eines ganzen Planeten, vor sich ging. Cayleb war der Gedanke gekommen, was das anging, könnte man Merlin sicher entlasten - auch wenn der junge Kaiser das Thema bislang noch nicht angeschnitten hatte.
    Hier und jetzt war es jedenfalls ein enormer Vorteil, genau zu wissen, was Tartarian und Anvil Rock miteinander besprochen hatten. Mehr noch: Cayleb hatte ihr Mienenspiel beobachten, jeder Veränderung im Tonfall lauschen können. Cayleb hatte die Absicht, seinen Vorteil auch zu nutzen.
    »Ich habe gesagt, es wäre gerechtfertigt gewesen, ihn töten zu lassen, Meine Lords«, wiederholte er noch einmal, »ich habe damit nicht gemeint, es wäre weise von mir gewesen, dies zu tun. Und wie sehr ich mich vielleicht auch im Recht gewähnt hätte, es ist schlichtweg nicht meine Art, beiläufig Kinder ermorden zu lassen.«
    Der Altersunterschied zwischen Cayleb und Kronprinz Hektor war gar nicht so groß gewesen. Doch keiner der beiden corisandianischen Grafen entdeckte in der Art und Weise, wie der Kaiser das Wort ›Kinder‹ benutzte, auch nur eine Spur Ironie.
    »Sehen wir doch einmal von der Frage ab, ob Hektors Ermordung nun gerechtfertigt gewesen wäre! Ja, am besten lassen wir auch gleich noch die Tatsache außer Acht, dass der Kronprinz ebenfalls den Tod gefunden hat - was sehen wir dann? Hektor ermorden zu lassen wäre töricht von mir gewesen. Seine Untertanen sehen ihn ganz offenkundig in einem anderen Licht als die Charisianer und damit auch ich, so viele gute Gründe wir auch haben, ihm gegenüber nicht gerade ... liebevolle Gedanken zu hegen. Ihn einzukerkern oder von mir aus auch ihn hinrichten zu lassen, nachdem man ihm noch die Zeit gewährt hätte, seinen Frieden mit Gott zu machen, wäre das eine gewesen. Vielleicht hätte dem Volk von Corisande das nicht gefallen, aber sie hätten es verstanden angesichts all dessen, was zwischen den Daykyns und den Ahrmahks vorgefallen ist. Ein Attentat auf ihn verüben zu lassen aber ist etwas ganz anderes! Ich

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