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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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konnte das unmöglich etwas gewesen sein, das Clyntahn gutgeheißen hätte.
    Falls Wylsynn wirklich etwas vorhat, und Zhaspahr hat davon Wind bekommen ...
    Duchairn hatte nicht so viele Jahre lang mit Clyntahn zusammenarbeiten können, ohne zu begreifen, wie der Verstand des Großinquisitors arbeitete. Die mögliche Gelegenheit, seinen meistverhassten Rivalen zu zerschmettern, hätte ihn zu jedem beliebigen Zeitpunkt in Hochstimmung versetzt. Sicher wäre es ihm eine besondere Freude gewesen, zu warten, bis er diese Gelegenheit dazu nutzen könnte, Wylsynn für ›Verrat an Mutter Kirche‹ zu verdammen. Es wäre eine Gelegenheit, um seine Kollegen aus dem Vikariat zum perfekt passenden Zeitpunkt vom Versagen der ›Vierer-Gruppe‹ abzulenken. Das Tüpfelchen auf dem i war - zumindest aus Clyntahns Blickwinkel -, dass die Entdeckung von ›Verrätern‹ in den Reihen des Vikariats nur dazu beitragen konnte, den Kampf gegen alle Feinde der Kirche noch weiter anzuheizen ... und zugleich Clyntahn selbst zu stärken. Denn er wäre der Mann, dessen Aufgabe es war, eben jene Feinde aufzuspüren und zu vernichten, wo auch immer sie sich verbergen mochten.
    Selbst wenn das hieß: in den Reihen seiner Vikariats-Kollegen ... und insbesondere in den Reihen derjenigen, die es gewagt hatten, den Großinquisitor - und seine Verbündeten - für ihren Umgang mit den Schismatikern zu kritisieren.
    Trynair hatte nicht Duchairns Vorteil, mit Wylsynn gesprochen zu haben. Doch auch er hatte ganz offensichtlich etwas gespürt, was sich unter der oberflächlichen Fröhlichkeit Clyntahns verbarg. Doch was auch immer er vermuten mochte, er war sichtlich nicht bereit, hier und jetzt nachzuhaken.
    »Wie dem auch sei«, sprach er weiter und überging somit Clyntahns Bemerkung, als sei sie tatsächlich so unschuldig, wie Clyntahn vorspiegelte, »es gibt Weiteres, das ich am heutigen Tag noch gern ansprechen würde. Zunächst einmal ist da die Art und Weise, in der Siddarmark Pläne schmiedet oder bereits verfolgt, um weiterhin mit Charis Handel zu treiben. Und leider scheint Siddarmark nicht allein dazustehen. Genau wie Rhobair uns schon gewarnt hat, suchen Männer, die angesichts der ökonomischen Konsequenzen dieses Embargos vor dem Ruin stehen, recht kreativ nach Lösungen für ihre Schwierigkeiten. Es ist wohl unvernünftig, etwas anderes zu erwarten, und das bedeutet ...«
    Er spracht weiter, befasste sich mit den Alltäglichkeiten, die nun einmal dazugehörten, in derart bewegten Zeiten Mutter Kirche zu verwalten. Doch Rhobair Duchairn ertappte sich selbst dabei, nur mit halbem Ohr zuzuhören.
    Der Rest seiner Aufmerksamkeit galt etwas anderem, und tatsächlich trieben ihn auch gänzlich andere Sorgen um.

.II.
 
Königlicher Palast, Cherayth,
Königreich Chisholm
 
    »Na bitte! Verstehst du jetzt, was ich mit ›schön warmen Betten‹ gemeint habe?«, fragte die Kaiserin von Charis. Sie kuschelte sich eng an den Kaiser und legte ihren Kopf auf seine Brust.
    »Ich bin mir sicher, dass das beizeiten ein schön warmes Bett sein wird«, erwiderte er im Tonfall eines Mannes, der derart gewichtige Dinge angemessen bedächtig anzugehen pflegt. Er legte den Arm um sie und streichelte mit der Hand sanft über ihre süß duftende Haut. »Im Augenblick jedoch kann ich wirklich nicht behaupten, die Temperatur sei derart niedrig. Selbst hier im weit nördlich gelegenen Chisholm.«
    Er spielte ihr ein übertriebenes Frösteln vor, und Sharleyan lachte leise in sich hinein. Wenn jemand ihr eine Antwort abgenötigt hätte, hätte sie zugeben müssen, dass sie nach all den Monaten in Tellesberg doch ein wenig übertrieben hatte, was das kühle Klima von Cherayth betraf. Wahrscheinlich hätte sie das wirklich nicht tun sollen. Doch es hatte sich für sie als unmöglich herausgestellt, der Versuchung zu widerstehen, die offensichtlichen Erwartungen ihrer charisianischen Zuhörer zu enttäuschen. Angesichts der Leichtgläubigkeit, mit der sie mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen ihren Berichten gelauscht hatten, vermutete Sharleyan mittlerweile, die weitaus meisten Charisianer seien jetzt felsenfest überzeugt, alle Chisholmianer würden den Winter immer nur dicht eingepackt in Pelzen und Parkas verbringen.
    Tatsächlich wusste Sharleyan natürlich, dass diese Septembernacht für Cayleb, der nun einmal das charisianische Wetter gewohnt und entsprechend empfindlich war, tatsächlich etwas kühl war. Würde es erst richtig Winter, würde die

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