Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
fort, »ist, was hier geschehen wird, im Tempel und in Zion, wenn der Winter erst einmal richtig hereinbricht. Es gibt schließlich immer diese Tendenz, sich nach dem ersten heftigeren Schneefall um ... innere Angelegenheiten zu kümmern.«
    In Clyntahns Augen blitzte etwas auf, das vielleicht unwilliger - und erstaunter - Respekt sein mochte. Duchairn stellte fest, dass es ihm ebenso erging wie dem Großinquisitor. Normalerweise wäre eine derartige Bemerkung von jemandem wie Allayn Maigwair nicht zu erwarten gewesen. Vielleicht, dachte der Schatzmeister sofort, erklärt es sich damit, dass sich Maigwair sehr wohl bewusst ist, in welch geschwächter Position er sich derzeit befindet.
    Wie Maigwair so treffend angemerkt hatte, neigte der ganze Tempel dazu, sich deutlich mehr inneren Angelegenheiten zuzuwenden, sobald der Winter sich über die Stadt Zion gelegt hatte. Jegliche Form der Kommunikation mit der Außenwelt war deutlich verlangsamt; und im Zusammenhang damit verlangsamte sich auch der Rhythmus des ganzen Lebens von Mutter Kirche. Vikare und Erzbischöfe, die in Zion residierten, nutzten diese Zeit häufig dazu, Bündnisse zu pflegen und sich um liegen gebliebenen Papierkram und notwendige Verwaltungsroutinen zu kümmern. Und Feindseligkeiten und kleinere Streitereien wirkten sich dann stets noch mehr als sonst innerhalb der Hierarchie der rivalisierenden Fraktionen aus.
    In diesem Winter allerdings würde es anders sein. Diesen Winter würde der ganze Tempel damit verbringen, sich Sorgen zu machen. Man würde über die diesjährige Ansprache Großvikar Ereks sinnieren und darüber, wie sich all das auf die Zukunft auswirken würde. Dass die Charisianer einen Erfolg an den anderen reihten, würde die Gedanken, die man sich machte, immens beeinflussen und ebenso wie etwaige Kritik an der Führung durch die ›Vierer-Gruppe‹ beherrschen. Der Winter, den die Kirche normalerweise praktisch im Halbschlaf verbrachte, würde in diesem Jahr alles andere als ruhig und friedlich sein, und das mochte für die ›Vierer-Gruppe‹ durchaus ernste Konsequenzen haben.
    Oder zumindest für ihr verwundbarstes Mitglied.
    »Ach, ich für meinen Teil glaube, wir werden schon das eine oder andere finden, womit wir uns beschäftigen können!«, sagte Clyntahn. Etwas in seinem Tonfall brachte Duchairn dazu, sich wieder ganz auf den Großinquisitor zu konzentrieren. Das Funkeln in Clyntahns Augen verriet nicht nur Zuversicht: Er erwartete etwas. Es war das Funkeln in den Augen eines Mannes, der es kaum noch erwarten konnte, endlich das zu bekommen, was er sich selbst zur Belohnung versprochen hatte.
    Es durchfuhr Duchairn wie spitze Eisnadeln. War es etwa möglich, dass ...
    »Haben Sie dabei vielleicht doch etwas Bestimmtes im Blick, Zhaspahr?«, erkundigte sich Trynair. Die Frage und das Mienenspiel des Kanzlers ließen vermuten, dass ihm dasselbe aufgefallen war wie Duchairn. Sein Ton aber war deutlich ruhiger, als Duchairn sich selbst in diesem Moment zugetraut hätte.
    »Irgendetwas ergibt sich immer, Zahmsyn«, erwiderte Clyntahn beinahe schon fröhlich. »Und tatsächlich ist mir aufgefallen, dass es meist zu besonders nützlichen Momenten geschieht.«
    Duchairns Magen krampfte sich erneut zusammen, als er sich an ein anscheinend völlig harmloses Gespräch mit Vikar Samyl Wylsynn zurückerinnerte. Damals hatte er nicht sonderlich darüber nachgedacht. Aber seit er selbst dazu berufen worden war, das Orange anzulegen, hatte Duchairn allzu viele Einkehrtage ungenutzt verstreichen lassen, zu denen man ihn regelmäßig einlud. Einiges von dem Versäumten hatte er wieder aufholen wollen - soweit sich das mit seinem stets überreichlich gefüllten Terminkalender vereinbaren ließ. Und bei einer solchen Gelegenheit, bei einem der Gebets-Frühstücke, zu denen er erschienen war, hatte er plötzlich neben Wylsynn gesessen. Er hatte dem Zufall, der sie zusammengeführt hatte, keine besondere Bedeutung beigemessen. Damals nicht. Erst später, als er die Gelegenheit gehabt hatte, über den möglicherweise verborgenen tieferen Sinn in dem nachzudenken, was Wylsynn gesagt hatte.
    Seitdem hatte er zwei oder drei weitere Gespräche mit Wylsynn geführt, allesamt natürlich kurz. Alle drei mochten, ebenso wie das erste, unschuldiger Zufall gewesen sein. Allerdings glaubte Duchairn das keinen einzigen Moment lang. Wylsynn hatte ihn nach etwas ausgehorcht, und angesichts des Rufes, den sich Wylsynns ganze Familie redlich erarbeitet hatte,

Weitere Kostenlose Bücher