Caylebs Plan - 6
war.
»Über Daivyns körperliche Unversehrtheit oder Sicherheit mache ich mir nicht allzu große Sorgen«, sagte Trynair nun. »Mich beunruhigt eher, welchen Wert er in den Händen unserer politischen Feinde hätte.«
»Machen Sie doch nicht so viel Wind wegen dieses Jungen, Zahmsyn«, warf Clyntahn beinahe schon ungeduldig ein, »er läuft uns ja nicht weg! Wohin sollte er auch gehen? Niemand, der nicht jetzt schon aktiv gegen die Abtrünnigen kämpft, wird das Risiko eingehen, nach ihm zu fischen - zumindest solange nicht, bis wir es befehlen. Und wenn die Zeit gekommen ist, dass wir ihn brauchen, werden wir ihn überall erreichen können, ganz egal, wo er sich dann aufhält.«
»So einfach ist das nicht, Zhaspahr! Vor allem dann nicht, wenn wir ihn als rechtmäßigen Prinzen von Corisande anerkennen.«
»Ich finde, Zhaspahr hat Recht«, ergriff nun wieder Duchairn das Wort, auch wenn er sich alles andere als wohl dabei fühlte, mit dem Großinquisitor einer Meinung zu sein. Trynairs Blick traf ihn, und Duchairn zuckte die Achseln. »Es ist ja nun wirklich nicht so, als hätte Daivyn - oder Coris, der ja wohl hier eigentlich viel eher von Bedeutung ist - jemanden an der Hand, der sich als Verfechter seiner Rechte aufspielen wollte. Wenn wir verkünden, Daivyn sei der rechtmäßige Prinz von Corisande, und wenn Mutter Kirche verspricht, ihn wieder auf den Thron zu heben, sobald dieses Schisma endgültig niedergeschlagen ist, sollte das voll und ganz ausreichen. Gewiss ist Coris schlau und erfahren genug, das auch zu begreifen. Lassen wir ihn einfach, wo er gerade ist, zumindest vorerst! Alles, was wir zu tun haben, lässt sich auf schriftlichem Wege erledigen. Oder wir könnten Coris jederzeit hierher nach Zion beordern, um ihm dann von Angesicht zu Angesicht detailliertere Instruktionen zu geben. Ich denke, wir können einen Jungen, der kaum neun Jahre alt und gerade zur Waise geworden ist, erst einmal ein wenig Stabilität im Leben finden lassen, bevor wir ihn in ein politisches Hickhack hineinzerren.«
Mehrere Momente lang blickte Trynair Duchairn tief in die Augen, dann nickte er langsam. Duchairn zweifelte nicht daran, dass Trynair den Jungen ohne jegliches Zögern opfern würde, wenn er zum Schluss käme, ein solches Vorgehen wäre zweckdienlich. Doch wenigstens besaß der Kanzler noch genug Mitgefühl, ein trauerndes Kind erst einmal in Ruhe zu lassen, bis ein ebensolches Vorgehen schließlich zweckdienlich wäre. Es war möglich, dass für Clyntahn das Gleiche galt. Duchairn aber zweifelte nicht daran, dass Clyntahns Position aus reiner Gleichgültigkeit geboren war - oder auch aus reiner Selbstzufriedenheit, wie gut der von ihm organisierte Mord am Vater des Jungen seinen Zweck erfüllte.
»Also gut«, sagte Trynair laut. »Ich werde ein Schreiben an Coris aufsetzen, in dem wir verlauten lassen, wir erkennten Daivyn als rechtmäßigen Erben an. Dann unterbreiten wir seinem Vormund Vorschläge, wie der Prinz und er uns im Kampf gegen die Mörder seines Vaters behilflich sein können. Natürlich werde Sie alle diesen Entwurf vor der Versendung begutachten können«, setzte er hinzu und warf betonend einen Blick zu Clyntahn hinüber.
Der Blick prallte an der Panzerung des Großinquisitors ab, ohne daran auch nur einen Kratzer zu hinterlassen.
»Mich beschäftigt dann noch etwas«, ergriff Maigwair das Wort. »Ich muss gestehen, dass ich besorgt bin. Wie Zahmsyn vorhin schon erwähnte, werden wir schon bald gegen die Unbilden des Wetter zu kämpfen haben. Unsere Möglichkeiten, mit anderen Reichen in Kontakt zu treten, werden also innerhalb weniger Fünftage deutlich einschränkt sein.«
»Und was daran macht Sie besorgt?«, fragte Duchairn sofort nach.
»Nun, es wird sicher keine Schwierigkeiten geben, was bereits laufende Planungen betrifft. Die bislang ausgegebenen Anweisungen sind umfassend genug, sodass Änderungen wohl kaum nötig sein werden. Die Abtrünnigen werden vor Frühlingsanfang bestimmt auch keine größeren Unternehmungen beginnen - ich denke, da sind wir uns alle einig. Also ist es unwahrscheinlich, dass wir auf irgendwelche militärische Krisen werden reagieren müssen.«
»Auf irgendwelche neue militärische Krisen, meinen Sie«, murmelte Clyntahn mit einer Stimme, die bewusst so gewählt war, dass man sie gerade noch verstehen konnte. Kurz kniff Maigwair die Lippen zusammen. Dann sprach er weiter, als sei nichts geschehen.
»Was mich hingegen sehr wohl beunruhigt«, fuhr er
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