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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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des Vikariats war, gelinde gesagt, unzufrieden darüber gewesen, dass man die gesamte neue Galeerenflotte für ›veraltet‹ erklärt hatte, bevor es auch nur zur ersten Schlacht gegen die Mächte der Finsternis gekommen war. Selbst jene, die zu umsichtig - oder zu verängstigt - waren, den Großinquisitor oder den Kanzler offen zu kritisieren, ließen Bemerkungen über die augenscheinliche Unfähigkeit des Captain General fallen. Maigwair sah sich gefährdet: Immerhin konnte Clyntahn in aller Beiläufigkeit einen regierenden Fürsten den Peitschenechsen zum Fraß vorwerfen, weil der Prinz als angemessen verstorbener Märtyrer deutlich wertvoller war denn als lebender Regent. Einen regierenden Fürsten! Sicher wäre der Großinquisitor dann auch bereit, den schwächsten und verwundbarsten seiner Kollegen zu opfern, um den Zorn des restlichen Vikariats zu besänftigen.
    Und genau das wird er auch tun, Allayn, dachte Duchairn. Ohne einen einzigen Moment zu zögern, ohne Skrupel, ohne auch nur ein zweites Mal darüber nachzudenken, wenn er darin den kleinsten Vorteil sieht.
    Ein Bild zuckte ihm durch den Kopf - das Abbild von Eiswyvern auf einer Eisscholle, die einen ihrer Gefährten ins Wasser stießen, um zu sehen, ob dort immer noch Kraken lauerten. Es fiel Duchairn überhaupt nicht schwer sich vorzustellen, die geopferte Eiswyver trage Maigwairs Gesichtszüge.
    »Eines der Dilemmata, die ich eben erwähnt hatte«, fuhr Trynair fort, »besteht darin, was wir nun hinsichtlich Prinz Daivyn unternehmen sollen.«
    »Ich weiß nicht recht, ob es einen Grund gibt, was ihn betrifft übereilt irgendwelche Entscheidungen zu treffen, Zhaspahr«, bemerkte Duchairn. Der Kanzler blickte zu ihm hinüber, eine Augenbraue gehoben, und Duchairn zuckte mit den Schultern. »Im Augenblick sind er und seine Schwester - und Graf Coris - in Talkyra doch wohl in Sicherheit.«
    »Im Augenblick hat Zhames auch jeden erdenklichen Grund, ihn dort behalten zu wollen«, setzte Clyntahn mit einem grollenden, belustigten Lachen hinzu.
    Duchairn fand Clyntahns Belustigung angesichts des Krieges zwischen Delferahk und Charis schwer zu ertragen - schließlich war dieser Krieg direkte Folge der Schiffsbeschlagnahmungen auf Geheiß des Großinquisitors. Dennoch musste er zugeben, dass Clyntahn mit seiner Bemerkung nicht ganz Unrecht hatte. Solange sich König Zhames mit Cayleb und Sharleyan im Krieg befände, würde er wohl kaum einen entfernten Verwandten seiner Gemahlin an die Charisianer ausliefern.
    Und wenigstens liegt Talkyra tief genug im Inland, dass die Charisianer es nicht erreichen können, dachte Duchairn beißend. Ansonsten scheinen die ja jeden anderen Ort in seinem Königreich mühelos erreichen zu können!
    Sofort tadelte er sich innerlich für diesen Gedanken. Es war doch nicht König Zhames' Schuld, dass die Imperial Charisian Navy ihre Marines an jeden beliebigen Punkt seiner Küste absetzen konnten. Aber es war offensichtlich, dass den Charisianern bewusst war, er könne nichts dagegen unternehmen. So sperrten sie gezielt und methodisch jeden einzelnen Hafen, über den Delferahk einst verfügt hatte. Andere als Hafenstädte waren unbehelligt geblieben. Doch die charisianische Blockade war praktisch undurchdringlich. Die Charisianer griffen jedes militärische Ziel an, das sich ihnen bot. Mittlerweile existierte die Delferahkan Navy nicht mehr. Die Charisianer waren bei ihren Angriffen aber stets mit übergroßer Vorsicht vorgegangen, um bei ihren gezielten Angriffen auf delferahkanische Handelsschiffe und Galeeren in neutralen Häfen Kollateralschäden am Privatbesitz aller Nicht-Delferahkaner zu vermeiden. Trotzdem wollte niemand riskieren, sich Caylebs Zorn zuzuziehen, indem er delferahkanischen Schiffen Zuflucht bot.
    Duchairns Überlegungen, was die Sicherheit von Zhames' II. Hauptstadt anging, waren zutreffend. Talkyra lag tatsächlich zu weit im Inland. Die Charisianer waren für die Stadt keine effektive Bedrohung. Besser ließ sich die Einschränkungen der charisianischen Macht nicht auf den Punkt bringen. Trotz all ihrer Erfolge an der Küste von Delferahk oder ihrer Fähigkeit, in Corisande einzumarschieren, fehlte es ihnen doch an einer hinreichend großen Landstreitmacht, um sich in die lebenswichtigen Gebiete eines jeden Festlandreichs vorzukämpfen. Daran änderten auch ihre erschreckenden neuen Waffen und die Taktiken ihrer Marines nichts, von denen in den verwirrenden, nur bruchstückhaften Berichten die Rede

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