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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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.IV.
 
Kaiserin Sharleyans Speisezimmer,
Palast von Tellesberg, Stadt Tellesberg,
Altes Königreich Charis
 
    »Na, ich denke, das ist besser gelaufen, als Sie erwartet hatten, Rayjhis, oder nicht?«, meinte Sharleyan fröhlich. Es war deutlich später, gegen Abend des ersten Sitzungstages. Sharleyan nahm gerade mit Gray Harbor und Erzbischof Maikel das Nachtmahl ein.
    »Eigentlich, Eure Majestät«, erwiderte Gray Harbor mit einem Tonfall, der deutlich machte, er müsse seine Regentin tatsächlich verbessern, »darf ich wohl sagen, dass es besser gelaufen ist, als wir alle erwartet hatten.«
    »Unfug!« Sharleyan lachte leise. »Ich habe keinen Moment daran gezweifelt.«
    »Eure Majestät sollten nicht vergessen, was ich Majestät über die Chancen in einem anderen Beruf gesagt habe!«
    Nun lachte Sharleyan laut auf und schüttelte den Kopf. Dann leerte sie ihr Weinglas; sofort schenkte der Erzbischof ihr nach.
    »Ich danke Euch, Euer Eminenz«, sagte sie.
    »Gern geschehen, Eure Majestät. Mein Priesteramt verlangt mir allerdings die Bemerkung ab, Eure neuerdings zu Tage tretende Tendenz, die Wahrheit zu verdrehen, mache mich um Euer Seelenheil besorgt!«
    »Oh nein, Euer Eminenz! Ihr täuscht Euch! Ich habe mitnichten die Wahrheit verdreht! Ich habe schlicht gelogen!«
    »Na, das ist natürlich viel besser!« In Staynairs Augen funkelte es belustigt. »Oder zumindest deutlich direkter.«
    »Ich gebe mir redlich Mühe, Euer Eminenz.«
    »Das ist wohl wahr, Eure Majestät«, pflichtete Gray Harbor ihr bei. »Und wenn Ihr mir gestattet, dieses Gespräch zu etwas ernsthafteren Themen zu lenken - mit einem habt Ihr Recht: Es ist heute wirklich gut gelaufen.«
    »Ich weiß.« Sharleyan lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Hat zufällig einer von Ihnen beiden auf Black Horse geachtet, nachdem Herzog Halleck ihn gegen die Wand geklatscht hat?«
    »Oh, welch entzückend elegante Ausdrucksweise, Eure Majestät!«, kommentierte Staynair. Sharleyan schnitt eine Grimasse. Sie warf dem Erzbischof dann kurz einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser mit einem Kopfschütteln verneinte. »Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht darauf geachtet. Darf ich mich erkundigen, warum Ihr danach fragt?«
    »Lassen wir einmal dahingestellt, dass Black Horse ein Idiot ist: Ich frage mich dennoch, ob diese Zurschaustellung von Dummheit ganz allein seine Idee war«, gab Sharleyan zurück. Kurz erläuterte sie, welche Gedanken ihr zum jungen Herzog Lakeland durch den Kopf gegangen waren. Sowohl der Erste Ratgeber als auch der Erzbischof blickten sehr nachdenklich drein, als Sharleyan ihre Erklärung beendet hatte.
    »Natürlich kennt Ihr, Eure Majestät, sowohl Black Horse als auch Lakeland deutlich besser als Maikel oder ich«, meinte Gray Harbor schließlich. »Ich würde zumindest sehr gern glauben, Ihr könntet damit Recht haben. Um ehrlich zu sein: Ich fürchte, dieses unablässige Kräftemessen, das uns Eure chisholmianischen Adeligen abverlangen werden, wird wohl sehr rasch äußerst anstrengend.«
    »Vielleicht«, bemerkte Staynair. »Vielleicht aber auch nicht. Wenn Majestät mit den Vermutungen zu Lakelands Haltung Recht haben, bedeutet das ganz offenkundig eines: Es ist uns gelungen, einen Verbündeten sozusagen hinter den feindlichen Linien zu finden. Andererseits war natürlich Hallecks Bemerkung, wir könnten wohl kaum dem jeweils anderen Königreich Vorschriften machen wollen, ohne etwaige Vorrechte offenkundig zu missachten, ein ganz besonders herber Schlag für Black Horse und seine Freunde. Ist es möglich, bester Gray Harbor, dass er und Sie genau dieses Thema vielleicht bei der Besprechung heute Morgen angeschnitten haben?«
    »Möglich schon«, gestand Gray Harbor.
    »Mir war doch, als hätte ich Ihre unverkennbar präzise Art des Argumentierens in Hallecks Rede wiedererkannt!« Staynair lächelte. »Wie dem auch sei, wahrscheinlich wird das zumindest einige von Black Horses besonders konservativen Weggefährten dazu bewegen, angestrengt darüber nachzudenken, ob sie wirklich Übergriffe auf ihre eigenen Vorrechte daheim zulassen wollen. Und ich muss zugeben, dass ich doch recht angenehm überrascht war von der Einstellung, die Erzbischof Pawals Gesandte an den Tag gelegt haben.«
    »Ach ja?« Sharleyan blickte ihn an.
    »Gewiss sogar, Eure Majestät.« Der Erzbischof neigte den Kopf, als wolle er im Sitzen eine Verbeugung andeuten. »In mehrerlei Hinsicht sogar. Zunächst einmal, und das ist gewiss das

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