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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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der neben ihm saß - Zhasyn Seafarer, Herzog Rock Coast -, und er waren im Oberhaus von Chisholm schon immer enge Verbündete gewesen. Eigentlich war das auch nicht weiter überraschend, fand Sharleyan. Schließlich besaßen die Herzogtümer beider Männer im Südwesten von Chisholm eine gemeinsame Grenze, und ihre Familien heirateten schon seit Generationen untereinander. Außerdem waren beide so stur und so kurzsichtig, wie das einem vernunftbegabten menschlichen Wesen nur möglich war. Sharleyan war, was die Sturheit der beiden anging, bereit anzunehmen, selbst Leichen wären weniger halsstarrig. Trotzdem: Eine sonderbare Fügung des Schicksals hatte dafür gesorgt, dass ausgerechnet diese beiden verstockten chisholmianischen Lords von ihren Standesgenossen ausgewählt worden waren, Chisholms Adel in Tellesberg zu vertreten. Graf Dragon Hill war eine (zumindest für Sharleyan) ebenso unerträgliche Dreingabe. Glücklicherweise hatte es auch Sir Ahdem Zhefry, seines Zeichens Graf Cross Creek, irgendwie durch den Auswahlprozess geschafft. Cross Creek war der Schwager des Grafen White Crag und zugleich eines der ältesten Mitglieder des Oberhauses, das unerschütterlich der Krone die Treue hielt.
    Herzog Black Horse jedenfalls taktierte, wie seine Einlassung bewies, gerade wieder einmal gegen die Krone. Es war genau jene Taktik, die Sharleyan von Anfang an von eben diesen Vertretern ihres Heimatreiches erwartet hatte. Es war nämlich so, dass es in Charis deutlich weniger Herzöge und Grafen und dafür deutlich mehr Barone als in Chisholm gab. Der Ehevertrag zwischen Cayleb und Sharleyan, auf dem das Kaiserreich gründete, hatte ausdrücklich besagt, sämtliche zuvor ausgestellten Adelsbriefe würden unverändert ihre Gültigkeit beibehalten und nach der Verschmelzung der beiden Herrschaftshäuser umgehend in imperiale Titel umgewandelt. Die Mitglieder des chisholmianischen Oberhauses wollten die Gelegenheit zu mehr Einfluss nutzen. Sie wünschten zumindest das Oberhaus des neuen Parlaments zu dominieren. Daher vertraten sie rotzfrech die Ansicht, die Sitze im Oberhaus des neuen Kaiserlichen Parlaments sollten ausschließlich nach der Rangfolge der Adelstitel vergeben werden. Es dürfe, meinten sie, keine Rücksicht darauf genommen werden, aus welchem Königreich der Träger des jeweiligen Titels nun stamme.
    Sharleyan überraschte an der ganzen Sache nur, wie früh Black Horse und Konsorten den Vorstoß geführt hatten. Zugegeben: Black Horse war schon immer gern als der sprichwörtliche Drache im Porzellanladen aufgetreten. In Chisholm hatte er allerdings ein gewisses Mindestmaß an taktischer Zurückhaltung gezeigt. Also hätte man ihm die Vernunft zutrauen können, zunächst einmal die allgemeine Lage in Tellesberg zu erkunden, bevor er sich geradewegs in dieses Vorhaben stürzte. Und es hätte ihm sicherlich gut zu Gesicht gestanden, daran zu denken, dass das Wappentier von Charis nun einmal der Krake war.
    Dann eben nicht, ganz wie Black Horse will, dachte Sharleyan trocken. Na, mir bricht's nicht gerade das Herz! Falls es im charisianischen Adel Bestrebungen geben sollte, im Kaiserlichen Parlament Macht anzuhäufen, wird dem jetzt sicher eines klar: Zur Erreichung dieses Ziels sollte man sich auf gar keinen Fall auf schmutzige Abkommen mit meinem idiotischen Adel einlassen!
    Sharleyan bemerkte, dass einige Angehörige des charisianischen Oberhauses kurz davor standen, vor Zorn zu platzen. Vielleicht hatte man in charisianischen Adelskreisen einen chisholmianischen Vorstoß für möglich gehalten. Nichtsdestotrotz machte es die Charisianer nicht weniger ... wütend, sich in ihrer Vermutung bestätigt zu finden. Black Horse schien endlich zu begreifen, dass er voreilig gehandelt hatte. Sharleyan half das wenig: Es waren schließlich ihre Landsleute, die sich vor den Charisianer zum Affen gemacht hatten.
    Black Horse und seine Verbündeten hatten ihren Vorschlag allerdings nicht ungeschickt getarnt: Der Herzog hatte darauf hingewiesen, Ihre Majestäten Sharleyan und Cayleb hätten darauf beharrt, die Vereinigung beider Königreiche dürfe nicht zu einer unausgewogenen Partnerschaft führen. Vielmehr seien beide Partner absolut gleichwertig. Wenn Chisholm und Charis tatsächlich zu einem gemeinsamen neuen Reich zusammenwachsen sollten, so argumentierte Black Horse, müssten auch die Grenzen zu existieren aufhören, die sie einst voneinander getrennt hätten. Alle Angehörigen des Adels, schlug er vor, müssten

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