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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Hand voll einflussreicher oder wohlhabender Charisianer abgab, die ihn nicht mit offener Skepsis beäugten. Sharleyan hatte dementsprechend Halbrook Hollow gegenüber einige vorsichtige Andeutungen gemacht. Sie brachte es allerdings nicht übers Herz, sich noch offener darum zu bemühen, einen Keil zwischen ihren Onkel und Kairee zu treiben. Aber das sollte sie tun. Sie wusste, dass sie es tun sollte. Aber der Herzog hatte in Charis ohnehin so wenig Freunde, und sie war diejenige, die ihn dazu genötigt hatte, hierher zu kommen. So sehr sie Kairee auch verabscheute: Ihr Onkel sah diesen Mann offensichtlich in einem gänzlich anderen Licht.
    Und es ist immerhin möglich, dass du Kairee selbst einfach falsch siehst, weil du dich darüber ärgerst, dass Onkel Byrtrym mit ihm in Kontakt steht, sagte sie sich selbst.
    »Ich selbst wäre auch deutlich glücklicher, wenn zwischen Kairee und dem Kaiserlichen Parlament mindestens ein Kontinent an Distanz läge - und am besten auch gleich noch zwischen ihm und dem charisianischen Unterhaus«, gestand Erzbischof Maikel. »Andererseits ist es vielleicht ganz gut, ihn genau dort zu haben.«
    »Ach ja? Wieso denn?«, fragte Gray Harbor unumwunden. »Abgesehen davon, dass es natürlich angenehm ist, immer genau zu wissen, wo er sich gerade aufhält - das würde es sehr viel leichter machen, ihn, wenn die Zeit gekommen ist, zu verhaften und vor den Scharfrichter zu schleppen.«
    »Wieso, fragen Sie?«, gab Staynair zurück. »Nun, weil er wahrlich kein Einzelfall ist, Rayjhis. Er mag unangenehm sein und er ist gewiss auch ein größerer Heuchler als jeder andere, der mir spontan in den Sinn kommt, aber er steht nicht allein da. Es gibt noch viele andere hier in Charis und auch in Chisholm, die zweifellos denken wie er.«
    Es entging Sharleyan nicht, dass er jeglichen Blickkontakt mit ihr vermied. Sogleich musste sie an ein anderes Gespräch denken, dass sie kürzlich mit ihm geführt hatte.
    »Es ist wichtig, dass all jenen Andersdenkenden keinesfalls das Recht abgesprochen wird, ihre eigene Meinung öffentlich kundzutun«, sagte der Erzbischof. »Hier geht es um Prinzipien, um das Recht und die Pflicht des Einzelnen, seine ganz persönliche Entscheidung zu treffen. Cayleb hat es so ausgedrückt: Wir können nicht in einen Krieg um die Freiheit des eigenen Gewissens ziehen, wenn wir anderen diese Freiheit verweigern, bloß weil sie zufälligerweise anderer Ansicht sind als wir selbst. Wenn das bedeutet, dass wir den einen oder anderen Kairee ertragen müssen, selbst in unserem Parlament, dann ist das eben der Preis, den wir dafür zahlen müssen.«
    »Grundsätzlich gebe ich Euch Recht«, entgegnete Gray Harbor. »Ich habe auch weiß Gott genug Zeit in der Politik verbracht, um zu begreifen, dass der Versuch, sich widerstreitende Standpunkte anzuhören, stets unerfreulich ist. Aber Kairee ...« Er schüttelte den Kopf, und seine Miene verriet unverhohlenen Abscheu. »Warum konnten die Tempelgetreuen nicht wenigstens einen Sprecher auswählen, der überhaupt irgendwelche Prinzipien hat?«
    »Ich nehme an, hier war das Problem, dass sie sich mit dem haben zufrieden geben müssen, was ihnen zur Verfügung stand«, erwiderte Sharleyan trocken. Dann schüttelte sie abwehrend den Kopf.
    »Aber genug jetzt von Meister Kairee!«, sagte sie. »Wir haben ungleich wichtigere Dinge, um die wir uns sorgen müssen. Zum Beispiel, wann die Abgeordneten mich ›ganz spontan‹ einladen sollten, damit ich zu ihnen spreche.«
    »Eure Majestät«, kam Gray Harbor nicht umhin festzustellen, »das klingt aber außerordentlich berechnend und zynisch, insbesondere für jemanden, der so jung an Jahren ist wie Ihr!«
    »Ach nein, Mein Lord, das ist lediglich Pragmatismus«, erwiderte sie. »Zurück also zur Frage: Für welchen Zeitpunkt sollten wir eine solche Einladung arrangieren?«
    »Es gibt keinen Grund, hier etwas zu übereilen, Eure Majestät«, antwortete Staynair ihr. »Ich rate Euch, den Abgeordneten zumindest noch einige Tage Zeit zu lassen, damit sie ein wenig im eigenen Saft schmoren können. Lasst der konstituierenden Versammlung einfach ein wenig Zeit! Dann kann man untereinander erst einmal das Gröbste abschleifen - und man hat die Möglichkeit, Fraktionen zu bilden und Bündnisse einzugehen. Erst dann solltet Ihr vor die Versammlung treten und die Abgeordneten mit dem Vorschlaghammer bearbeiten.«
    »Ihr meint, ich sollte warten, bis erste, politisch sinnvolle Zielvorstellungen zu erkennen

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