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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sind?«
    »Etwas in dieser Art, ja.«
    »Wäre es denn nicht besser, den einen oder anderen Schlag gleich jetzt anzubringen, wo alles noch im Fluss ist und Fronten sich noch nicht verhärtet haben?« Sharleyan suchte als erfahrene Taktikerin mit dieser Frage den Rat anderer Experten; Widerspruch war nicht ihr Ziel.
    »Was immer Majestät im Augenblick unternehmen: Es wird nicht verhindern, dass im Parlament Fraktionen entstehen und Bündnisse geschlossen werden«, erklärte Staynair. »Das liegt einfach in der Natur des Menschen. Lasst es mich mit diesem Bild ausdrücken: Meines Erachtens wäre es ratsamer, dem Wasser zunächst einmal zu gestatten, sich seinen eigenen Weg zu bahnen. Wenn wir die neuen Fraktionen einfach von sich aus entstehen lassen, können wir Freund und Feind besser auseinander halten, ehe wir das Schwert ziehen!«
    »Meine Güte, so viele Metaphern und dann auch noch eine solch kriegerische!«, brummte Gray Harbor. Staynair blickte ihn an, eine Augenbraue gehoben, und der Erste Ratgeber lachte lauthals. »Ich will Euch doch gar nicht widersprechen, Maikel! Ich bin im Gegenteil ganz der Ansicht, dass Ihr Recht habt.«
    »Das ist auch meine Meinung«, sagte Sharleyan nachdenklich.
    »Gut«, kommentierte Gray Harbor. »Dann werde ich wohl mit Sharphill sprechen müssen. Er ist bereits vorbereitet, den Ball ins Rollen zu bringen, indem er - wie Ihr es ausgedrückt habt, Eure Majestät - ›spontan‹ den Vorschlag unterbreitet, Euch offiziell um eine Rede zu ersuchen. Ein kurzer Wink genügt da schon.«
    »Fein!« Sharleyan lächelte. Sir Maikel Traivyr, Graf Sharphill, war Ehdwyrd Howsmyns Schwiegervater. Im Adel von Charis war er immerhin so angesehen, dass sogar ein Adeliger aus Chisholm ihm Gehör schenken würde. Sharphill hielt sich sorgsam zurück und bemühte sich derzeit nach Kräften, niemanden seine eigenen Gedanken wissen zu lassen. Sharleyan hatte Sir Maikel schon von dem Augenblick an gemocht, da sie ihm zum ersten Mal begegnet war - und sie verstand sofort, warum Howsmyn so große Stücke auf ihn hielt.
    »Also«, sagte sie und griff erneut nach ihrem Weinglas, »ich muss sagen, meine Herren, ich bin jetzt deutlich besserer Stimmung als heute Morgen. Cayleb und ich scheinen ja doch an den wichtigsten Stellen Verbündete zu haben.«
    »Verbündete, Eure Majestät?«, wiederholte Gray Harbor und tat sehr unschuldig. »Meint Ihr nicht eher ›Spione, Lockspitzel und Saboteure‹?«
    »Mein Lord!«, gab Sharleyan theatralisch zurück. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ein königlicher Ratgeber mit derart vielen Jahren Erfahrung sich in einem Moment wie diesem tatsächlich der Offenheit schuldig macht! Was haben Sie sich nur dabei gedacht!«
    »Vergebt mir, Eure Majestät!«, erwiderte er in gespieltem Ernst. »Das war lediglich ein kurzer Lapsus. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, aber ich verspreche Euch, ich werde mein Bestes geben, von derartigen Ausbrüchen in Zukunft Abstand zu nehmen!«
    »Das will ich doch hoffen!«, sagte Kaiserin Sharleyan von Charis streng.

.V.
 
Galeone Schwinge, vor East Island,
Corisande-Bund
 
    »Eure Hoheit, ich finde, Ihr solltet lieber unter Deck gehen«, sagte Captain Harys leise.
    Prinzessin Irys öffnete schon den Mund, um zu protestieren. Dann überlegte sie es sich anders und warf schweigend einen Blick zu Graf Coris hinüber. Dieser Blick war nicht der wortlose Befehl an ihren Vormund, der Entscheidung des Captains zu widersprechen. Es ging ihr darum, Coris wissen zu lassen, dass sie nicht einverstanden war, ihn aber um Zustimmung bäte. Der Graf spürte nicht zum ersten Mal Stolz in sich aufwallen, als er Irys unwillentlich mit dem älteren ihrer beiden Brüder verglich.
    »Wenn Sie das für das Beste halten, Captain«, sagte sie kurz darauf zu Harys. »Denken Sie, ich sollte sofort gehen, oder kann ich noch einige Minuten lang zuschauen?«
    »Es wäre mir wirklich lieber ...«, setzte Captain Harys an und wandte sich der Prinzessin zu, brach dann aber mitten im Satz ab. Das liegt an ihren Augen, dachte Coris. Er hatte Mühe, sich trotz der angespannten Lage, in der sie sich befanden, ein Lächeln zu verkneifen. Die Prinzessin blickte den Captain ruhig und gefasst an. Coris war sich sicher, dass Harys, so tief er ihr in die Augen schaute, dort weder Furcht noch Bockigkeit zu entdecken vermochte, sondern das Versprechen, seine Entscheidung hinzunehmen, wie auch immer sie ausfiele.
    »Es wäre mir wirklich lieber, wenn Ihr jetzt

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