Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
zu Celaena vor ihm und redeteschnell und leise auf ihn ein. Plapperte. Mit einer Hand hielt sie das Schwert ihres Vaters gepackt, die blutverschmierte Klinge zeigte zum Boden. Der Meister richtete die Augen auf Celaena, dann auf seinen Sohn. Sie waren voller Schmerz, nicht um ihn selbst, sondern um Ilias – um seinen verblutenden Jungen. Als er Celaena wieder ansah, hatten seine meergrünen Augen einen flehenden Ausdruck. Rette meinen Sohn.
Mit einem tiefen Atemzug hob Ansel das Schwert, um dem Meister den Kopf abzuschlagen.
Celaena blieb nur eine Sekunde. Sie winkelte das Handgelenk an und warf ihr Messer.
Es bohrte sich in Ansels Unterarm, genau an der Stelle, auf die Celaena gezielt hatte. Ansel schrie auf, ihre Finger öffneten sich und das Schwert ihres Vaters fiel zu Boden. Als sie – vor Schreck kreidebleich und die Hand auf die blutende Wunde gepresst – herumwirbelte und Celaena entdeckte, bekam ihr Gesichtausdruck etwas Finsteres und Erbarmungsloses. In der nächsten Sekunde bückte sie sich nach ihrem Schwert.
Aber da rannte Celaena schon auf sie zu.
Ansel packte das Schwert, drehte sich zum Meister zurück und riss es hoch über den Kopf, bevor sie es auf den Hals des Meisters hinabsausen ließ.
Einen Sekundenbruchteil bevor die Klinge ihr Ziel erreichte, stürzte Celaena sich auf Ansel und beide gingen zu Boden. Stoff und Stahl und Gliedmaßen wälzten sich in wildem Durcheinander über den Boden. Celaena gelang es, die Beine hoch genug zu ziehen, um fest nach Ansel zu treten, sodass die Mädchen in entgegengesetzte Richtungen katapultiert wurden. Sofort sprang Celaena auf die Füße.
Doch da stand Ansel bereits wieder zwischen Celaena und demgelähmten Meister, das Schwert in der Hand. Aus ihrem Arm tropfte Blut auf den Boden.
Beide keuchten und Celaena atmete bewusst langsam, denn ihr war schwindlig. »Tu’s nicht«, flüsterte sie.
Ansel lachte leise auf. »Ich dachte, ich hätte dich nach Hause geschickt.«
Celaena zog ihr eigenes Schwert aus dem Gürtel. Wenn sie doch nur eine Klinge hätte wie Ansel und nicht so ein Stück Schrott! Ihre Hände zitterten, als ihr bewusst wurde, wer genau zwischen ihr und dem Meister stand. Kein namenloser Soldat, kein Fremder oder jemand, mit dessen Tod man sie beauftragt hatte. Sondern Ansel.
»Warum?«, fragte Celaena leise.
Ansel reckte den Kopf und hob ihr Schwert ein wenig höher. »Warum?« Celaena hatte noch nie etwas so Abstoßendes gesehen wie den Hass, der nun Ansels Gesicht verzerrte. »Weil Lord Berick mir tausend Männer versprochen hat, damit ich in den Flatlands einmarschieren kann. Der Diebstahl der beiden Pferde war genau der Vorwand, den er brauchte, um den Angriff auf diese Festung vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Ich musste nur die Wachen ausschalten und das Tor heute Nacht offen lassen. Jetzt brauche ich noch das hier.« Sie deutete mit dem Schwert auf den Meister hinter sich. »Den Kopf des Meisters.« Sie musterte Celaena von oben bis unten; Celaena hasste sich dafür, dass sie wieder zitterte. »Leg dein Schwert weg, Celaena.«
Celaena rührte sich nicht. »Zur Hölle mit dir!«
Ansel lachte in sich hinein. »Ich weiß, wie die Hölle ist. Mit zwölf habe ich genug Zeit darin verbracht, schon vergessen? Wenn ich mit Bericks Truppen in den Flatlands einmarschiere, werde ich dafür sorgen, dass König Lock ebenfalls Bekanntschaft mit ihr macht. Aber zuerst …«
Sie wandte sich dem Meister zu. Celaena atmete scharf ein. » Tu’snicht «, sagte sie beschwörend. Ansel stand so dicht bei ihm, dass sie ihn töten würde, ehe Celaena sie daran hindern konnte.
»Sieh einfach weg, Celaena.« Ansel bewegte sich auf den alten Mann zu.
»Wenn du ihn anrührst, stoße ich dir das Messer in den Hals«, drohte Celaena. Ihre Stimme bebte und sie musste die Tränen in ihren Augen wegblinzeln.
Ansel sah über die Schulter. »Das bringst du nicht fertig.«
Als Ansel noch einen Schritt auf den Meister zumachte, flog Celaenas zweites Messer durch die Luft. Es schrammte Ansels Rüstung seitlich und hinterließ einen langen Kratzer darauf, bevor es klappernd auf dem Boden landete.
Ansel warf Celaena ein schwaches Grinsen zu. »Daneben.«
»Tu’s nicht.«
»Warum nicht?«
Celaena legte eine Hand aufs Herz und packte mit der anderen ihr Schwert fester. »Weil ich weiß, wie es sich anfühlt.« Vorsichtig machte sie einen Schritt auf Ansel zu. »Weil ich weiß , wie sich dieser Hass anfühlt, Ansel. Ich kenne dieses Gefühl in-
Weitere Kostenlose Bücher