Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
und auswendig. Und das hier ist nicht die Lösung. Das hier «, sagte sie lauter und deutete auf die Festung mit all den Leichen und all den Soldaten und Assassinen, die noch immer miteinander kämpften, »das hier ist nicht die Lösung.«
»Sagt die Assassinin«, spottete Ansel.
»Ich bin Assassinin geworden, weil ich keine andere Wahl hatte. Aber du hast eine Wahl, Ansel. Du hast immer eine Wahl gehabt. Bitte bring ihn nicht um.«
Eigentlich wollte sie sagen: Bitte zwing mich nicht, dich umzubringen .
Ansel schloss die Augen. Celaena stabilisierte ihr Handgelenk, testete den Balancepunkt des fremden Schwerts und versuchte, ein Gefühl für sein Gewicht zu bekommen. Als Ansel die Augen aufmachte,war von dem Mädchen, das Celaena im letzten Monat ans Herz gewachsen war, kaum noch etwas übrig.
»Diese Männer«, sagte Ansel und hob ihr Schwert höher, »diese Männer machen alles kaputt.«
»Ich weiß.«
»Du weißt es und unternimmst trotzdem nichts! Du bist bloß ein Hund, der an seinen Herrn gekettet ist.« Nun ließ sie die Waffe sinken und kam auf sie zu. Celaena war unendlich erleichtert, behielt ihr Schwert jedoch fest in der Hand. Ansels Atem ging stoßweise. »Du könntest mit mir kommen.« Sie schob eine Haarsträhne aus Celaenas Gesicht. »Zusammen könnten wir die Flatlands erobern – und erst recht mit Lord Bericks Truppen …« Als sie ihr leicht über die Wange strich, zwang Celaena sich, nicht nur ihre Worte zu ertragen, sondern auch die Berührung. »Ich würde dich zu meiner rechten Hand machen. Wir würden die Flatlands zurückholen.«
»Ich habe andere Pläne«, erwiderte Celaena, obwohl sie Ansels Vision klar und deutlich vor Augen hatte – und sie verlockend fand.
Ansel wich zurück. »Was ist an Rifthold so besonders? Wie lange willst du dich noch vor diesem Monster in den Staub werfen?«
»Ich kann nicht mit dir gehen und das weißt du auch. Also nimm deine Truppen und zieh ab, Ansel.«
Sie beobachtete die Gefühle, die über Ansels Gesicht flackerten. Kränkung. Ablehnung. Wut.
»Dann eben nicht«, sagte Ansel und hob die freie Hand.
Celaena konnte gerade noch den Kopf wegreißen, um dem Messer zu entgehen, das plötzlich in Ansels Hand blitzte. Die Klinge streifte ihre Wange und Blut rann warm über ihr Gesicht. Ihr Gesicht ! Musste Ansel sie ausgerechnet im Gesicht verletzen?
Nun holte Ansel mit ihrem Schwert aus, so nah, dass Celaena schnell zurückspringen musste. Sie landete auf den Füßen, aberAnsel war flink und so dicht bei ihr, dass Celaena nur eben ihre Klinge heben konnte, als ihre Schwerter auch schon aufeinanderprallten.
Mit einer Drehung stieß Celaena Ansels Schwert mit so viel Schwung weg, dass Ansel wankte. Diesen Moment nutzte sie, um in die Offensive zu gehen und sie mit einem Angriff nach dem anderen zurückzudrängen. Mit ihrem überlegenen Schwert konnte Ansel jedoch alle Hiebe fast mühelos parieren.
Sie bewegten sich am erhöhten Teil des Saals entlang, vorbei am reglos daliegenden Meister. Celaena ließ sich zu Boden fallen, um Ansel einen Tritt zu versetzen, doch Ansel wich aus und sprang zurück. Celaena nutzte den kostbaren Augenblick, um sich ihr Messer von den Stufen zu schnappen.
Als Ansel wieder angriff, traf sie die gekreuzten Klingen von Celaenas Schwert und Messer.
Ansel lachte leise auf. »Was meinst du, wie das ausgeht?« Sie presste gegen Celaenas Klingen. »Oder ist es ein Kampf auf Leben und Tod?«
Celaena stemmte die Beine in den Boden. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Ansel so stark war – und so viel größer als sie. Und Ansels Rüstung – wie sollte sie da durchkommen? Es gab einen Spalt zwischen Achselhöhle und Rippen – und dann um ihren Hals herum …
»Das musst du wissen«, sagte Celaena. Das Blut lief jetzt von ihrer Wange an ihrem Hals hinunter. »Du hast doch alles genau geplant.«
»Ich habe versucht, dich zu schützen.« Ansel stieß hart gegen Celaenas gekreuzte Klingen, aber nicht hart genug, um sie zu durchschlagen. »Und du bist trotzdem zurückgekommen.«
»Das nennst du schützen? Mich betäuben und in der Wüste aussetzen?« Ansel hatte sie belogen und betrogen. Celaena bleckte die Zähne.
Doch bevor sie den nächsten Angriff starten konnte, schoss Ansels freier Arm durch das X, das ihre Waffen bildeten, und ihre Faust krachte zwischen Celaenas Augen.
Celaenas Kopf knickte nach hinten und sie landete hart auf den Knien. Alles um sie herum drehte sich. Ihr Schwert und ihr Messer fielen klappernd zu
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