Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
Die Flatlands … Wo, zum Teufel, lagen die Flatlands? Ansel antwortete für sie. »Entlang der Küste der Western Wastes – das frühere Witch Kingdom.«
Die Western Wastes waren bekannt. Aber von den Flatlands hatte Celaena noch nie gehört.
»Mein Vater«, sprach Ansel weiter, »ist der Lord von Briarcliff. Er hat mich zur Ausbildung hergeschickt, damit ich mich ›nützlich machen kann‹. Aber ich glaube, das lerne ich nicht einmal in fünfhundert Jahren.«
Celaena musste lachen. Verstohlen sah sie noch einmal Ansels Rüstung an. »Schwitzt du nicht in all dem Zeug?«
»Logisch«, sagte Ansel und warf ihr schulterlanges Haar zurück. »Aber du musst zugeben, die Rüstung ist ziemlich beeindruckend. Und sehr gut geeignet, um in einer Festung voller Assassinen herumzustolzieren. Wie soll ich mich sonst von den anderen abheben?«
»Wo hast du die her?« Nicht dass sie eine für sich selbst wollte; für so etwas hatte sie keine Verwendung.
»Oh, ich habe sie anfertigen lassen.« Aha – Ansel hatte also Geld. Viel Geld, wenn sie es für eine Rüstung verplempern konnte. »Aber das Schwert« – Ansel tätschelte den wolfsförmigen Griff an ihrer Hüfte – »gehört meinem Vater. Ein Geschenk zu meiner Abreise. Ich fand, die Rüstung sollte dazu passen – Wölfe sind auch in unserem Familienwappen.«
Als sie einen nicht überdachten Verbindungsgang betraten, traf sie die Nachmittagshitze mit voller Wucht. Doch Ansels Gesicht blieb heiter, und wenn die Rüstung tatsächlich unbequem war, ließ sie es sich nicht anmerken. Ansel sah sie von Kopf bis Fuß an. »Wie viele Leute hast du umgebracht?«
Celaena verschluckte sich fast, hielt den Kopf aber hoch erhoben. »Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«
Ansel lachte in sich hinein. »Das lässt sich bestimmt leicht herausfinden; irgendwelche Spuren musst du ja hinterlassen, wenn du so berüchtigt bist.« Arobynn war derjenige, der normalerweise dafür sorgte, dass es sich über die richtigen Kanäle herumsprach. Sie hinterließ so gut wie nichts, wenn ihr Auftrag erledigt war. Das käme ihr irgendwie … billig vor. »Ich würde wollen, dass jeder weiß, wer es war«, fügte Ansel hinzu.
Celaena legte durchaus Wert darauf, allgemein als die Beste zu gelten, aber bei Ansel klang das irgendwie ein bisschen anders.
»Und wer von euch sieht schlimmer aus?«, fragte Ansel plötzlich.»Du oder die Person, die dich so zugerichtet hat?« Celaena wusste, dass sie die verblassenden blauen Flecke und Schrammen in ihrem Gesicht meinte.
Sie verspürte einen Druck in der Magengegend. Das wurde allmählich ein vertrautes Gefühl.
»Ich«, antwortete sie leise.
Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie das zugab. Ein bisschen Angeberei wäre vielleicht die bessere Option gewesen, aber sie war müde und plötzlich lastete die Erinnerung daran so schwer.
»War das dein Meister?«, fragte Ansel, ließ Celaena jedoch in Ruhe, als sie diesmal keine Antwort bekam.
Am anderen Ende des Gangs stiegen sie eine steinerne Wendeltreppe in einen leeren Innenhof hinab, wo im Schatten der hoch aufragenden Dattelpalmen Bänke und kleine Tische standen. Auf einem der Holztische hatte jemand ein Buch liegen lassen und Celaena warf im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf den Einband. Der Titel war in einer krakeligen, seltsamen Schrift geschrieben, die sie nicht kannte.
Wäre sie allein gewesen, wäre sie vielleicht stehen geblieben und hätte in dem Buch geblättert, nur um Wörter in einer Sprache geschrieben zu sehen, die so anders war als alles, was sie kannte, doch Ansel ging weiter auf zwei Holztüren zu.
»Das sind die Bäder. Hier ist Schweigen Pflicht, also versuch leise zu sein. Du solltest auch nicht zu laut planschen. Manche der älteren Assassinen können sogar so etwas krummnehmen.« Ansel stieß eine der Türen auf. »Lass dir ruhig Zeit. Deine Sachen werden in unser Zimmer gebracht. Wenn du fertig bist, bittest du einen Novizen, dich hinzubringen. Abendessen gibt es erst in ein paar Stunden; ich hole dich dann ab.«
Celaena sah ihre Begleiterin nachdenklich an. Ihr missfiel die Vorstellung, dass Ansel – oder jemand anderes – die Waffen undihre Sachen anfasste, die sie am Eingang zurückgelassen hatte. Nicht dass sie etwas zu verbergen hatte, aber sie zuckte innerlich zusammen bei dem Gedanken, dass die Wachen ihre Unterwäsche begrapschten, wenn sie ihre Tasche durchsuchten. Ihre Vorliebe für sehr teure und sehr zarte Unterwäsche würde ihren Ruf nicht gerade
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