Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
Steinschloss errichtet worden und war das großartigste Bauwerk im Reich von Adarlan.
Sie hasste es.
Selbst von der Straße aus konnte sie Leute auf dem fernen Schlossgelände herumlaufen sehen: uniformierte Wachen, Damen in wallenden Gewändern, Bedienstete in entsprechender Einheitskleidung … Was für ein Leben führten sie im Schatten des Königs?
Ihr Blick wanderte zum höchsten grauen Steinturm hinauf, aus dem ein kleiner, efeuberankter Balkon vorsprang. Es war so leicht, sich vorzustellen, dass die Menschen da drinnen völlig ohne Sorgen lebten.
Doch in diesem funkelnden Gebäude wurden Tag für Tag Entscheidungen getroffen, die den Lauf der Dinge in Erilea veränderten. In diesem Gebäude waren die Ächtung der Magie und die Errichtung von Arbeitslagern wie Calaculla und Endovier verfügt worden. In diesem Gebäude wohnte der Mörder, der sich selbst König nannte, der Mann, den sie mehr fürchtete als alle anderen.Wenn das Vaults das Herz von Riftholds Unterwelt war, dann war das gläserne Schloss die Seele von Adarlans Reich.
Celaena spürte, wie es sie beobachtete, ein Ungeheuer aus Glas und Stein und Eisen. Bei seinem Anblick fühlten sich ihre Probleme mit Sam und Arobynn belanglos an – als wäre sie eine Mücke und schwirrte vor dem weit aufgerissenen Maul einer Bestie herum, die im Begriff war, die Welt zu verschlingen.
Eine kalte Windbö riss Strähnen aus Celaenas geflochtenem Haar. Sie hätte nicht so nah herankommen sollen, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, jemals dem König zu begegnen, gegen null ging. Allein schon beim Gedanken an ihn wurde sie von elender Angst gepackt.
Ihr einziger Trost bestand darin, dass es den meisten Bewohnern der von diesem König eroberten Reiche wahrscheinlich genauso ging. Als er vor neun Jahren Terrasen überfallen hatte, war sein Einmarsch schnell und grausam gewesen – so grausam, dass sogar ihr übel wurde, wenn sie sich manche der Gräueltaten, die zur Sicherung seiner Herrschaft begangen worden waren, ins Gedächtnis rief.
Schaudernd machte sie auf dem Absatz kehrt und ging nach Hause.
Sam kam erst abends zurück.
Celaena lag vor dem bullernden Kaminfeuer auf dem Sofa und las ein Buch, als er die Wohnung betrat. Sein Gesicht war noch halb unter der Kapuze verborgen und der Griff seines Schwerts auf seinem Rücken funkelte im rötlichen Schein des Feuers. Als er die Tür hinter sich schloss, fiel ihr Blick auf die stumpf schimmernden Stulpen um seine Unterarme – dickes, kunstvoll abgenähtes Leder, unter dem Messer verborgen waren. Er bewegte sich mit solcher Präzision und kontrollierter Stärke, dass sie staunte. Manchmal vergaßsie einfach, dass der junge Mann, mit dem sie die Wohnung teilte, ebenfalls ein durchtrainierter, gnadenloser Assassine war.
»Ich habe einen Auftrag an Land gezogen.« Sam streifte die Kapuze vom Kopf und lehnte sich an den Türrahmen, die Arme über der breiten Brust verschränkt.
»Oh!« Celaena klappte das Buch zu, das sie verschlungen hatte, und legte es aufs Sofa.
»Gut bezahlt. Sehr gut sogar.« Seine braunen Augen strahlten, wenngleich seine Miene undurchdringlich war. »Und die Assassinengilde soll nichts davon erfahren. Es ist sogar ein Auftrag für dich dabei.«
»Wer ist der Auftraggeber?«
»Das weiß ich nicht. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, trug die übliche Tarnung – Kapuze und unauffällige Kleidung. Er kann für jemand anderen gehandelt haben.«
»Warum wollen sie nicht an die Gilde herantreten?« Celaena setzte sich auf die Armlehne des Sofas. Der Abstand zwischen ihr und Sam fühlte sich zu groß, zu spannungsreich an.
»Weil ich Ioan Jayne und seinen Stellvertreter Rourke Farran töten soll.«
Celaena starrte ihn an. »Ioan Jayne.« Der Herr von Riftholds Unterwelt.
Sam nickte.
Ein Rauschen füllte Celaenas Ohren. »Er wird viel zu gut bewacht«, wandte sie ein. »Und Farran … Der Mann ist geisteskrank. Das ist ein Sadist .«
Sam stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf sie zu. »Du hast gesagt, wir brauchen Geld, damit wir in eine andere Stadt ziehen können. Und da du unbedingt die Gilde abfinden willst, brauchen wir wirklich Geld. Wenn wir also nicht als Diebe enden wollen, schlage ich vor, wir nehmen den Auftrag an.«
Celaena musste den Kopf in den Nacken legen, um Sam ins Gesicht zu sehen. »Jayne ist gefährlich.«
»Dann ist es gut, dass wir die Besten sind, oder?« Er lächelte sie gelassen an, aber sie bemerkte die Spannung in seinen Schultern.
»Wir sollten uns
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