Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
unnötige Blutvergießen muss ein Ende haben! Unterwerft euch und unterschreibt einen Vertrag!“, dolmetschte Lucius Varus’ Worte.
Wütendes Murren erhob sich und Lucius sah sich besorgt um.
„Du willst, dass wir eure Sklaven werden?“, brüllte einer der anderen Häuptlinge. „Niemals, lieber sterbe ich!“
Lucius dolmetschte für Varus, der den Häuptling ruhig ansah und dann über Lucius antwortete: „Das kannst du haben, wenn du unbedingt willst, und deine ganze Sippe dazu!“
Der Häuptling griff nach seinem Schwert und bleckte die Zähne: „Vorher hole ich mir aber noch eure beiden Köpfe!“
„Sehr mutig!“, spottete Varus. „Das wird eine Heldentat sein, die noch in Generationen besungen wird. Zweitausend Likatier töten zwei Römer, bevor sie selbst niedergemetzelt werden!“
Nachdem Lucius zu Ende übersetzt hatte, lachte der Häuptling höhnisch auf: „Ich brauche keine Hilfe, um euch beide zu töten. Mit euch nehme ich es alleine auf!“
„Das glaube ich kaum!“, entgegnete Lucius ruhig. Diesen Prahlhans würde ich im Schwertkampf jederzeit erledigen, dachte er bei sich.
„Mit dir Kind wäre ich mit drei Schlägen fertig!“, höhnte der Kelte.
„Wenn du meinst!“, versetzte Lucius kühl und legte die Hand an den Schwertgriff.
„Verzeih die Störung, Centurio!“, warf Varus sarkastisch ein. „Darf ich vielleicht erfahren, was es da so Wichtiges zu bereden gibt?“
Lucius schluckte errötend und erläuterte ihm dann den Wortwechsel.
„Gut!“, sagte Varus zufrieden. „Wenn du aber anfängst, Provinzen zu verschenken, informiere mich vorher!“
„Was ist, kleiner Junge, hast du Mut, zu kämpfen?“, höhnte der Häuptling wieder.
„Ein anderes Mal vielleicht!“, entgegnete Varus, nachdem Lucius gedolmetscht hatte.
Darauf drehte sich der Häuptling zu den Kriegern um und rief: „Seht ihr, die Römer haben keine Ehre. Erst fordert mich dieser Krieger zum Kampf heraus, und jetzt versteckt er sich hinter seinem Häuptling und drückt sich!“
Lucius und Varus schwiegen dazu, auch niemand sonst sagte etwas, bis Cingetorix das Schweigen brach: „Das muss in der Versammlung der Krieger besprochen werden! Gebt uns Beratungszeit!“
„Zwei Stunden!“, willigte Varus ein, und sie gingen zu ihren Pferden zurück, um das Lager zu verlassen.
Während die römischen Gesandten aufbrachen, trafen die ausgesandten keltischen Kundschafter im Lager ein und berichteten, dass das römische Heer in der Tat nahe war. Großes Geschrei folgte auf diese Worte. Krieger und Häuptlinge sprachen gleichermaßen aufgeregt durcheinander und versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Cingetorix war müde und erschöpft. Wenn Teutates es bestimmt hatte, dass sie untergehen sollten, war ihm das egal. Aber was war mit Frauen und Kindern? Es gab immer noch Stimmen, die für den Krieg sprachen, so wie Lugurix. Er stand da und forderte die Krieger hitzig auf, weiterzukämpfen.
„Habt ihr diesen Kindersoldaten gesehen?“, rief er. „Das ist das, was die Römer gegen uns zu Felde führen! Jeder unserer Jungmänner hätte ihn besiegt!“
„Lugurix“, warf einer der Krieger zaghaft ein, „hast du die Form des Helmbusches gesehen? Dieser junge Römer ist ein Häuptling!“
„Das beweist, wie schwach sie sind! Sie müssen schon Kinder zu Häuptlingen ernennen!“, tönte Lugurix weiter.
„Quatsch!“, rief einer der Krieger dazwischen. „Die beiden Römer sind furchtlos in unsere Mitte gekommen!“
Lugurix wollte aber nichts dergleichen hören, er steigerte sich in einen Wutanfall hinein und schimpfte weiter, prahlte damit, dass er jederzeit die Römer besiegen könne, und schalt alle Männer, die sich ergeben wollten, Feiglinge.
Cingetorix hörte eine Weile zu, dann hob er seinen Speer mit dem linken Arm und schleuderte ihn. Schlagartig wurde es still. Lugurix, der gerade eben noch laut für den Kampf gesprochen hatte, lag von dem Speer durchbohrt tot auf der Erde. Blut quoll aus seiner Brustwunde und bildete um ihn herum rasch eine Lache. Die Krieger schauten entsetzt von Lugurix zu Cingetorix, als erwarteten sie, dass diesen sogleich ein Blitz niederstrecken würde. Er hatte mit dieser Tat einen Frevel gegen die Götter begangen und musste dafür bestraft werden.
Aber Cingetorix stellte sich breitbeinig vor sie: „Ich bin bereit, die Strafe von Lik auf mich zu nehmen, wenn die Göttin meint, dass diese Tat bestraft werden muss!“ Sein Auge musterte die anderen Häuptlinge und die
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