Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Centurio!“
Lucius schickte ein Gebet zu Jupiter und ritt langsam weiter. Als die Licaten beinahe auf Wurfweite der Speere herangekommen waren, rammte Lucius seinen Speer in den Boden und ritt mit erhobenem rechten Arm weiter. Die Licaten zügelten ihre Pferde und berieten sich aufgeregt. Entweder sie überlegen, wen sie als Unterhändler schicken sollten, oder sie streiten darüber, wer meinen Kopf bekommt, dachte Lucius nervös und ritt langsam weiter. Endlich legte einer der Krieger seine Waffen ins Gras und kam ihm ebenfalls mit erhobenem rechten Arm entgegen. Lucius hielt sein Pferd an und stieg ab. Der Licate war nun auf Rufweite herangekommen, er bellte eine Frage und Lucius brauchte einen Augenblick, bis er den Sinn verstand.
„Feldherr Tiberius Claudius Nero schickt uns, um mit eurem Häuptling zu sprechen!“
Der Kelte winkte ihm, zu folgen, aber Lucius blieb stehen: „Moment, ich bin nur der Dolmetscher. Legat Varus wird mit deinem Häuptling reden!“
Der Kelte sah nervös von Lucius zu den anderen Römern hinüber und wieder zurück. Er leckte sich die Lippen und winkte dann hektisch: „Dann hol diesen Legaten!“
Lucius schwang sich auf sein Pferd und ritt zurück. Die Kelten bedeuteten ihnen, zu folgen.
Die Legionsreiter blieben vor dem Lager der Barbaren zurück. Lucius klopfte das Herz bis zum Halse, als er hinter Varus in das Lager ritt. Feindliche und hasserfüllte Blicke waren auf sie gerichtet und einige Barbaren hielten ihre Waffen so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Varus schien dies nicht zu bemerken. Er ritt so sorglos durch die Reihen der Licaten, als würden sie aus den Albaner Bergen zurückkehren und sich ihren Weg durch die Reisenden auf der Via Appia bahnen. Lucius dagegen starrte stur geradeaus, als könnte sein Blick die Barbaren provozieren.
In der Mitte des Lagers stiegen sie ab und wurden von ihrem Führer in den Kreis der Häuptlinge geführt. Diese machten einen abgekämpften, müden Eindruck, wirkten ungepflegt und verdreckt. Ihre Mienen zeigten eine finstere Entschlossenheit. Kein einziger freundlicher Blick war zu sehen, aus allen Augen sprachen Hass und Ablehnung.
Schließlich ergriff einer der Häuptlinge das Wort. Er hatte nur noch ein Auge, die Wunde an der Stelle, wo das andere gewesen war, sah frisch aus. Sein rechter Arm war verletzt, eine üble Blessur, rot und geschwollen. Würde sie nicht bald vernünftig behandelt werden, würde dieser Häuptling seinen Arm verlieren. Der Häuptling wiederholte seine Frage und Lucius zuckte zusammen, als Varus ihm einen Rippenstoß versetzte.
„Er fragt nach unserem Begehr!“, übersetzte Lucius hastig.
„Dann los, Marcellus!“, entgegnete Varus. „Dann sag mal deinen Spruch auf!“
„Tiberius Claudius Nero,
Legatus Agusti pro praetore
und
consulares
, Stiefsohn des Imperator Caesar Augustus, des Sohnes des Divis Julius und Princeps des Imperium Romanum und Publius Quintilicius Varus, Senator von Rom, Legat des Tiberius Claudius Nero, grüßen euch!“
Der Häuptling hatte aufmerksam zugehört. „Senator? Dieser Mann ist ein Senator?“, fragte er, auf Varus deutend, und als Lucius zustimmend nickte, fuhr der Häuptling plötzlich auf Griechisch fort: „Ich bin Cingetorix, Häuptling der Licatier und Anführer dieses Heeres!“
Wenn Varus überrascht war, dass der Häuptling ihn auf Griechisch anredete, ließ er es sich nicht anmerken. „Ich grüße dich, Cingetorix!“, erwiderte er. „Wenn du Griechisch sprechen kannst, wird das unsere Gespräche vereinfachen!“
Cingetorix schüttelte den Kopf und zeigte auf die anderen Männer. „Sie sind alle freie Männer und haben das Recht, bei den Angelegenheiten des Stammes zuzuhören, betrachte es daher nicht als unhöflich, wenn wir trotzdem in unserer Sprache verhandeln!“
Varus’ Gesicht hatte sich verdüstert. „Es ist mir egal, wie eure Sitten und Gebräuche sind!“, sagte er wütend. Cingetorix’ Miene versteinerte sich bei diesen Worten. „Aber vielleicht ist es in diesem Fall besser so! Centurio, erläutere ihnen die Lage!“
Lucius und zeigte nach Süden und sagte: „Von dort marschiert das römische Heer mit zwei Legionen auf euch zu! Von Osten nähern sich unsere belgischen Verbündeten mit 1.200 Reitern. Im Westen ist der Fluss!“
Ein erregtes Stimmengewirr setzte unter den Kriegern ein, die aufgebracht durcheinander redeten. Cingetorix war erbleicht. „Was verlangt ihr?“, fragte er mit bebender Stimme.
„Dieses
Weitere Kostenlose Bücher