Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
auch dieses Mal nur schwer anzukommen.
Tiberius erteilte den Hilfstruppen den Befehl zum Vorrücken. Kleine Kontingente der Belgen hatten auf der linken Seite die Flanke der Legionen geschützt. Der Rest hatte hinter den Legionen in Bereitschaft gestanden. Als sich die Legionen nach dem ersten Anprall zurückgezogen hatten, hatten die Belgen ihre Positionen gehalten und die Reserve war nachgerückt. Dadurch umschlossen sie das Heer der Vindelicer mehr und mehr. Als nun Tiberius das Signal gab, rückte der Rest der Belgen auch noch vor, umging den eigenen Flügel und stand dann tief in der Flanke der Cattenaten. Ein Signal ertönte und die Belgen griffen an, unterstützt von den häduischen Reitern, die plötzlich aus dem Lager der Gallica ausrückten.
Die Cattenaten wurden von dem Angriff überrascht und ihr rechter Flügel wurde völlig überrannt. Sie wichen zunächst langsam zurück, aber je weiter die Belgen vorrückten, desto schneller wurde ihr Rückzug. Nun griff der rechte römische Flügel an und die Helveter und Allobroger drangen am Fuße des Steilhanges, auf dem Damasia lag, vor. Die überraschten Licaten wichen auch dort zurück. Sofort rückten zwei Legionskohorten nach und schnitten das Heer vom Oppidum ab.
Im Heer der Kelten herrschte unglaubliche Verwirrung. Als sich jetzt die Legionen wieder zum Angriff formierten und vorrückten, brach ihr Widerstand zusammen – in wilder Flucht flohen die Vindelicer zur Licca und versuchten, ans gegenüberliegende Ufer zu entkommen. Nur wenige Einheiten sicherten den Rückzug. Sie wurden schnell isoliert, umzingelt und niedergemacht. Die Fliehenden versuchten, in Booten zu entkommen, andere warfen einfach ihre Waffen weg und sprangen in den Fluss, um ans andere Ufer zu schwimmen. Die Geschütze der Römer beschossen die Boote und das Ufer unerbittlich, so dass nur einem kleinen Teil des vindelicischen Heeres schließlich die Flucht gelang.
Am Morgen nach dem Sieg marschierte das Heer gegen Damasia auf und brachte die Katapulte und die Onager in Stellung. Es wurde jedoch kein Stein mehr geschleudert, da Damasia die Tore öffnete und sich ergab. Tiberius verzichtete auf die Plünderung des Ortes und trieb stattdessen die Legionäre an, so schnell wie möglich über den Fluss zu setzen. Zwei Kohorten der Augusta blieben in Damasia als Besatzung zurück. Der Rest folgte dem geschlagenen Heer der Vindelicer nach Norden.
Die Kolonne war zum Stillstand gekommen. Lucius sah auf seine Männer.
Sie hatten das Scutum abgestellt und warteten, auf ihre Pila gestützt, geduldig auf neue Befehle. Lucius spähte nach vorne, um etwas erkennen zu können, aber da war nichts zu sehen, selbst wenn er sich einige Schritte von der Kolonne entfernte.
Da wurde ein neues Signal geblasen: „Marsch!“
Gehorsam setzten sich die Legionäre wieder in Bewegung, aber eine Speerwurfweite entfernt stand der Tribun Scapula und brüllte: „In Schlachtordnung aufmarschieren!“
Die Kohorten vor ihnen waren nach links und rechts ausgeschert. So entwickelte sich wieder das Schachbrettmuster, in dem eine Legion optimal manövrieren konnte.
Mitten in diesem Manöver tauchte einer der Legionsreiter auf. Er führte ein reiterloses Pferd am Zügel und schien jemanden zu suchen.
„Centurio Marcellus!“, rief er, als er die 8. Kohorte erreichte.
„Hier!“, brüllte Lucius zurück.
Der Melder ritt auf ihn zu. „Centurio Marcellus! Du sollst sofort zum Feldherrn kommen!“
Lucius starrte ihn verdutzt an: „Zu Tiberius?“
„Haben wir einen anderen?“, entgegnete der Melder genervt. „Tiberius ist es nicht gewohnt, zu warten. Es wäre daher klug, jetzt aufzusteigen und loszureiten!“
Lucius rief nach Drusillus und reichte ihm sein Scutum, das auf dem Pferd nur hinderlich war, und erklärte ihm kurz, was los war. Dann schwang er sich aufs Pferd und folgt dem Melder.
Bei den Adlern musste man mit allem rechnen, dachte Lucius, als sie nach Osten durch die Kohorten ritten, die sich zur Schlachtreihe formierten. Dann galoppierten sie auf die zweite Kolonne zu, die parallel zur Augusta vorrückte. Auch die Gallica marschierte zur Schlachtformation auf. An der Spitze erkannte Lucius die Prätorianerwache. Dort musste folglich auch Tiberius sein und richtig, der Melder hielt auf sie zu.
Als sie näher kamen, konnte Lucius erkennen, dass sich eine ganze Gruppe um den Feldherrn versammelt hatte. Varus, Quirinius und Canidius waren von der Augusta herübergekommen. Außerdem waren ein
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