Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
er den Aufgaben eines Centurios gewachsen war.
Als sich jedoch abends die anderen Centurionen trafen, um den Abschluss des Feldzuges zu feiern, erging an Lucius keine Einladung. Sie begegneten ihm zwar nicht mehr mit offener Feindseligkeit, aber doch mit betonter Gleichgültigkeit. Ein Feldzug und eine Tapferkeitsauszeichnung, was war das schon? Da hatte er eben Glück gehabt.
Auch im Feldherrenzelt wurde gefeiert und die Tribune erzählten sich gegenseitig von ihren Abenteuern und Gefechten. Drusus horchte auf, als Tiberius von seinem Besuch bei den Latobrigen, die auf den Höhen des Abnoba lebten, berichtete.
„Wir haben leider nicht so viel Getreide bekommen, wie wir gehofft hatten, da sie sehr unter den Überfällen der Germanen leiden!“
Drusus’ Augen leuchteten auf. „Das wäre doch ein guter Abschluss eines erfolgreichen Jahres: ein Sieg über die Germanen!“
„Ruhig Blut, Bruder!“, sagte Tiberius beschwichtigend. „Gegen die Germanen ziehen wir noch früh genug!“
„Ja, aber im Norden. Nein, jetzt ist eine gute Gelegenheit, ihnen auf die Finger zu klopfen. Wir haben vier Legionen hier und noch mindestens sechs Wochen, pah, acht Wochen, die wir für den Feldzug nutzen können!“
„Da ist etwas Wahres dran, Tiberius!“, warf Varus ein. „Ein kleiner Vergeltungszug kann nicht schaden!“
Seit der Niederlage bei Noreia war es ein unverrückbarer Eckpfeiler römischer Außenpolitik geworden, unter keinen Umständen Germanen in römischem Einflussgebiet zu dulden. Der letzte Versuch germanischer Stämme, in römischem Gebiet Fuß zu fassen, lag vierzig Jahre zurück und war von Gaius Julius Caesar zurückgeschlagen worden.
„Es müssen auch nicht alle vier Legionen sein!“, fügte Drusus hinzu und schenkte allen sein strahlendes Lächeln. „Ich nehme die Rapax und die Augusta, das sind die stärksten Kontingente, dazu noch die Reiter und die Belgen. Die Gemina bleibt mit meinen Hilfstruppen hier, sie geht im Frühjahr über die Alpen zurück. Du marschierst mit der Gallica und den restlichen Hilfstruppen nach Basilia, wo ich dann zu dir stoße.“
Tiberius sah nicht besonders glücklich aus, aber er wusste, wenn sein Bruder sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht mehr davon abzubringen.
„Einverstanden!“, war daher alles, was er dazu sagte.
„Fein!“, rief Drusus und rieb sich unternehmungslustig die Hände. „Dann breche ich übermorgen auf!“
Ich werde mir den Beinamen Germanicus erwerben, dachte er bei sich, und ihn an meinen Sohn vererben.
TOD • DEN • TEUTONEN
Lucius befahl dem Cornicen, zum Wecken zu blasen. Während die Hornsignale durch das Lager hallten, rannte er zwischen den Zelten auf und ab.
„Aufstehen, los, raus aus den Zelten, ihr seid immer noch bei der Legion! Antreten! Los, alle raus! Antreten!“
Die Männer krochen aus ihren Zelten. Sie sahen alle übernächtigt und verkatert aus. Mühsam und widerwillig traten sie an.
„Wir haben neue Befehle und marschieren heute noch ab!“
Ein drohendes Murren breitete sich unter den Männern aus, und nicht nur in ihrer Centurie, sondern auch von den Nachbarcenturien hörte man ein Summen wie von wütenden Bienen.
Lucius neigte den Kopf zu Mallius, der mit seiner Standarte neben ihm stand, und fragte: „Willst du einen Sesterz setzen?“
Da das Gesicht des Signifer durch seinen Maskenhelm verdeckt war, konnte er seine Miene nicht sehen, als Mallius den Kopf schüttelte, aber Lucius hätte schwören können, dass er grinste.
In dem Moment scholl das von ihm erwartete „Einen neuen!“ von der 10. Kohorte herüber. „Schade!“, seufzte Lucius. „Ich hätte gewonnen!“
Dann sah er wieder zu seinen Männern und in ihre wütenden, aufsässigen Gesichter.
„Glaubt ihr, ihr seid ab heute im Urlaub? Wenn ihr nicht marschiert, werdet ihr Straßen bauen oder Lager errichten, Felder roden, Kanäle ziehen, oder Waffenübungen abhalten. In einem Punkt könnt ihr sicher sein: In der römischen Legion gibt es für jeden genug zu tun, und wenn ihr für die Legionäre da drüben Latrinen aushebt. Und jetzt macht euch marschbereit! In einer Stunde seid ihr fertig!“, brüllte er sie an. „Das Contubernium, das als letztes fertig ist, gräbt eine Woche lang die Latrinen!“
Die Männer eilten zu ihren Zelten und begannen zu packen. Die Maultiertreiber führten die Mulis herbei und die Contubernia begannen, die Tiere mit Zelten, Schanzwerkzeugen, der Mühle und den
pila muralia
zu beladen. Nach
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