Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
weiter.
»Wesbezüglich?« Als ob ich es nicht längst wüsste.
»Seth Leontis.«
»Ruby – was soll ich denn getan haben? Seit unserer letzten kurzen Unterhaltung habe ich ihn nicht mal mehr angesehen.«
»Ich weiß, wozu du fähig bist, Eva! Du – du Hexe! Halt dich von ihm fern. Ich will nicht, dass er dich ansieht, dass er dir zufällig begegnet oder sonst irgendwie in deine Nähe gerät. Kapiert? Seth Leontis gehört mir!«
»Und wenn Seth nicht mitspielt?«
Wieso sagte ich so was?
»Wenn du ihn nicht in Ruhe lässt«, geiferte sie, »mache ich dir das Leben zur Hölle.«
Hmmm. Ich war gewarnt.
Ich sank auf mein Bett. Ich wusste immer noch nicht, was heute Abend genau passiert war, doch mein Leben lief ganz offensichtlich mal wieder aus dem Ruder. Doch diesmal stand einiges auf dem Spiel. Ich war sehr gern hier. Ich liebte diesen Ort, den Unterricht und meine wenigen Verbündeten. Hier gab es alles, wofür ich mich interessierte, und Chancen, die ich sonst nirgends bekommen würde.
Von Seth ganz zu schweigen. Und eine kleine Stimme sagtemir, dass ich ihn genauso brauchte wie alles andere, das ich so liebte.
Wenn ich jetzt einfach hinwarf, würde ich alles verlieren – St. Mag’s und Seth.
Und wenn ich blieb? Eins stand bombenfest: Seth würde ich so oder so nicht bekommen. Ich durfte nichts mit ihm zu tun haben. Ich holte tief Luft und biss fest auf meine zitternde Unterlippe. Dann wusch ich mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und verdrängte mühsam das erdrückende Gefühl, alles zu verlieren.
Nachspiel
St. Magdalene’s
2013 n. Chr.
»Hey, du warst super gestern Abend!«
Ich hob den Blick von meinem Joghurt und rang mir für Rob ein Lächeln ab.
Er setzte sich mit seinem Müsli neben mich.
»Hast du vorher schon viel Theater gespielt?«
»Nein. Ich fürchte, der Wahnsinn ist angeboren.« Ich lachte betont.
Als er weiter über Hamlet redete, sah ich mich nervös im Speisesaal um. Keine Spur von Ruby – oder Seth.
Wir räumten unsere Tabletts ab und machten uns auf den Weg zu Bio. Mir wurde ganz mulmig, denn dort würde ich sie beide treffen.
Ich war früh dran und setzte mich nach vorne, damit ich niemanden ansehen musste. Als Rob sich neben mir niederließ, war ich ehrlich gesagt richtig erleichtert.
Ich starrte die ganze Stunde lang stur geradeaus, obwohl ich mich kaum konzentrieren konnte. Danach trödelte ich so lange, bis die meisten gegangen waren. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Ruby den Raum verließ – allein.
Als ich mich mittags für ein vegetarisches Curry anstellte, brauchte man keine detektivischen Fähigkeiten, um zu merken, wie sich die Leute anstupsten und mit dem Finger auf mich zeigten. Ich hielt den Kopf gesenkt, suchte mir eine leere Ecke, ließ die Haare ins Gesicht fallen und blickte kein einziges Mal hoch. Bis neben mir der Stuhl zurückgezogen wurde und Will sein Tablett neben meins knallte. Dann war auf einmal der ganze Tisch besetzt. Als ich einen Blick wagte, saß die gesamte Hamlet -Besetzung um mich herum.
»Und?«, zischte Astrid und sah mich erwartungsvoll an.
Ich blickte verständnislos zurück. »Und, was?«
»Wo ist er?«
»Wo ist wer?« Ich musste schlucken.
»Seth Leontis, wer denn sonst?«
»Seth?«, flüsterte ich.
»Mensch, Eva, du bekommst auch gar nichts mit«, stöhnte sie. »Er ist verschwunden! Ich dachte, also wir dachten alle … du wüsstest, was los ist.«
Ich fühlte, wie alles Blut aus meinen Wangen wich. »Glaubst du, er ist nach Hause gefahren?«, fragte ich.
»Anscheinend weiß niemand, wo er ist. Sein Hausvorsteher dreht total durch, stimmt’s, Harry?«
»Allerdings – als Seth gestern Abend nicht in seinem Zimmer war, hat er die Polizei gerufen, das volle Programm. Sie haben versucht, Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen – in Griechenland, glaube ich.«
Erst als ich auf einmal Blut schmeckte, merkte ich, wie fest ich mir auf die Lippe gebissen hatte.
Hektisch starrte ich auf die Tür. Er sollte zurückkommen! Doch nichts geschah.
»Weiß Ruby denn nichts? Sie war doch mit ihm zusammen, oder?«
»Ruby ist fix und fertig. Sie sagt, sie hätte ihn nicht mehr eingeholt. Außerdem sagt sie die ganze Zeit … äh, ach nichts.«
»Raus damit!« Ich konnte mir gut vorstellen, worum es ging.
»Na ja, sie sagt, wir sollen dich fragen. Angeblich wäre das alles deine Schuld.«
Das machte mich so wütend, dass ich meine Angst und meine Sorgen vergaß. »WAS hat sie gesagt?«
Harry mied meinen
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