Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
hatten. Er hatte sofort begriffen, dass sie von der gleichen sadistischen Blutrünstigkeit getrieben waren wie er selbst. Statt sie zu bestrafen, stellte er sie ein und förderte ihre Ergebenheit, indem er ihnen Frauen mit reicher Brautgabe vermittelte.
Die drei waren brutale, kaltschnäuzige Schläger, die nicht nur gute starke Bewacher abgaben, sondern auch perfekte Steuereintreiber. Obwohl Cassius seine Sondergarde nicht damit beauftragte, die offizielle Steuer einzukassieren, waren sie dafür verantwortlich, dass die zusätzliche Versicherungssteuer gezahlt wurde. Diese Steuer mussten Ladenbesitzer und Händler entrichten, damit ihr Eigentum gegen Feuer und Vandalismus geschützt war … Schäden, die sie unerklärlicherweise sofort trafen, wenn sie nicht bezahlten. Normalerweise reichte eine Lagerhalle mit zerstörter Ware aus, damit der Kaufmann seinen Geldbeutel zückte, ansonsten würde über kurz oder lang ein Verwandter in der Tamesis treiben, dem tiefen, breiten Fluss in Londinium. Zu einem dritten Besuch der Sondergarde kam es nur selten.
Obwohl Cassius ein großes, kompliziertes Netzwerk von Dienern für sich arbeiten ließ, waren diese drei am längsten dabei, da sie das meiste Geschick bewiesen. Sie liebten ihre Arbeit und er war ihnen wohlgesonnen.
Cassius versiegelte gerade die letzte Schriftrolle, als Otho ehrerbietig klopfte und eintrat.
»Was gibt es, Mann?«, fragte Cassius mit einem Stirnrunzeln.
»Herr, Domitus und die Damen Flavia und Livia erwarten dich.«
»Ah, vielen Dank, Otho. Bringe sie ins Atrium und biete ihnen Gewürzwein an. Ich komme gleich.«
Cassius legte die Schriftrollen in seinen Geldschrank und drehte den schweren Eisenschlüssel im Schloss. »Blandus, genehmige uns mehr Geld. Das Festmahl anlässlich meiner Hochzeit soll eines Kaisers würdig sein.«
Zellmutation
St. Magdalene’s
2012 n. Chr.
Freitagmorgen, sieben Uhr.
»Neeiin!«, stöhnte ich, als der Wecker mich aus dem Schlaf riss. Ich war nicht bereit, mich diesem Tag zu stellen. Allmählich wurden mir diese Donnerstage mit den abendlichen Auftritten und darauf folgenden Stundenplanänderungen um vier Uhr morgens zu anstrengend.
Ich beschloss, auf das Frühstück zu verzichten, um eine halbe Stunde länger im Bett zu bleiben, und stellte den Wecker neu.
Als ich zum zweiten Mal wach wurde, fiel mir wieder ein, dass sich das Aufstehen heute lohnte, weil etwas Tolles anstand – der Besuch eines Professors, der sich mit pathogenen Viren beschäftigte. Ich hatte gerade angefangen, mich für diesen Bereich der Mikrobiologie zu interessieren. Rasch sprang ich aus dem Bett und unter die Dusche.
Es war ein strahlender Novembermorgen. Da ich als Erste im Labor ankam, konnte ich mir meinen Lieblingsplatz ganz vorne sichern und vorher noch meine Virologie-Notizendurchlesen. Als ich daraus wieder auftauchte, waren die anderen auch schon da und Dr. Franklin kam mit unserem Besucher in den Klassenraum.
»Guten Morgen, alle zusammen! Ich darf Ihnen Professor Ambrose vorstellen. Er erforscht pathogene Viren am Institut für Mikrobiologie der New Yorker Universität. Wir haben großes Glück, einen so herausragenden Wissenschaftler bei uns begrüßen zu dürfen, der Ihnen heute etwas über die degenerativen Veränderungen des Zellstoffwechsels infolge einer Virusinfektion erzählen wird …«
Super! Ich blickte mich um, weil ich meine Freude mit den anderen teilen wollte, doch anscheinend waren sie nicht so aus dem Häuschen wie ich. Einige verdrehten sogar die Augen und ich kapierte, dass ich offenbar die angefixteste Bioschülerin im Raum war.
Für mich vergingen die nächsten vierzig Minuten wie im Flug. Wir arbeiteten an unserem neuen Mikroskop, um die teils feinen, teils extremen Unterschiede der Virionenform und ihre Replikationsmuster sowie die jeweilige degenerative Veränderung zu erkennen. Kaum zu glauben, wie tödlich manches Virusteilchen sein konnte, denn die Art und Weise, wie ein Virus eine Zelle veränderte, konnte sehr schön aussehen.
Als es klingelte, strömten die Schüler aus dem Raum, während ich ein wenig trödelte. Ich hatte noch eine Frage zur Entstehung mehrkerniger Zellen, da wir das Thema bisher nur gestreift hatten.
»Professor Ambrose?«
»Ah … Eva, nicht wahr?«
Ich nickte. »Äh, ich wollte fragen … haben Sie einen Moment Zeit?«
»Selbstverständlich.« Er wandte sich an Dr. Franklin. »Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht?«
»Jetzt ist Mittagspause, aber wenn Sie
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