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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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gehabt haben.«
    »Sie scheinen gut informiert zu sein. Er hat alles versteigern lassen.«
    »War Champagner dabei?«
    »Ich glaube nicht, er war auch kein großer Freund von Weißwein, er vertrug die Säure nicht. Wenn wir Champagner tranken, bestellte er Rotwein.«
    »Hatte er irgendwelche besonderen – Marotten, Eigenheiten oder Vorlieben?«
    »Er war stets sehr gepflegt, sehr korrekt in seinen Umgangsformen,
very british
, wie wir sagen. Einmal nur verlor er die Fasson. Wir hatten uns im ›Ponte de la Tour‹ mit einem Kunden zum Essen getroffen. Er hatte eine Fischallergie oder eine gegen Meeresfrüchte, jedenfalls gegen ein besonderes Eiweiß. In der Sauce, wie wir später erfuhren, waren Anchovis oder Muscheln, genau weiß ich es nicht mehr, und Goodhouse bekam schreckliche Atemnot. Ichsehe ihn noch am Boden liegen und röcheln. Ein anwesender Arzt hat ihm geholfen, und das mit Blick auf die Tower Bridge und die Themse   ... Er hat sich wochenlang nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen, so peinlich war es ihm.«
    Philipps Eindruck, dass sie von zwei verschiedenen Personen sprachen, verstärkte sich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Goodhouse irgendetwas peinlich war, der platzte vor Selbstsicherheit. Erst als Thomas sich laut darüber wunderte, dass Goodhouse keinen Champagner trank und einen Champagner-Fonds betrieb, und das damit verglich, dass Drogenbosse niemals selbst Drogen nahmen, erinnerte sich Philipp daran, dass Goodhouse bei ihrem gemeinsamen Essen in Köln nicht nur Champagner getrunken, sondern auch Fisch bestellt hatte. Verlor sich eine Fischallergie mit zunehmendem Alter?
    Fenton hatte darauf keine Antwort, und er hatte sich sowieso darüber gewundert, dass Goodhouse einen Champagner-Fonds gegründet hatte, »wo er doch selbst nichts von dem edlen Schaumwein zu sich nahm«.
    »Falls Sie noch weitere Informationen brauchen«, Fenton fuhr mit dem Finger über das Display seines elektronischen Notizbuches, »mir fällt eben ein Name ein, jemand, der ihn kennen wird, weil er häufig mit ihm verwechselt wurde. Er arbeitete eine Zeitlang im selben Institut wie wir. Er heißt Melvin Russel. Damals war er Broker, vom Charakter her das genaue Gegenteil von Goodhouse. Er war schnell, gerissen, er nutzte jeden noch so kleinen Vorteil. Aber die beiden sahen sich verdammt ähnlich, es kam durch die Verwechslung zu komischen Situationen. Etwa ein Vierteljahr, nachdem Goodhouse auf Weltreise gegangen war, verschwand dieser Russel ebenfalls aus meinem Blickfeld. Ehrlich gesagt hat ihn niemand vermisst. Aber unsere Branche ist riesig. Der eine geht nach Hongkong, der nächste an die Börse nach Sidney   ...«
    »...   oder nach Brüssel?«, fragte Philipp.
    »Für die Bankgeschäfte brauchen Sie lediglich einen schnellen Rechner. Das Kaufen und Verkaufen der Wertpapiere erledigen heutzutage Computerprogramme. Nur die Kundenbetreuung bleibt uns überlassen. Aber fragen Sie nach Russel. Ich glaube, niemand kennt Goodhouse so gut wie er. Ach, da ist noch etwas – auch seine Brasilienambitionen hat er geteilt, etwas ordinärer allerdings. Von einer Reise nach Rio de Janeiro ist er mit einer Brasilianerin zurückgekommen, einem ziemlich jungen Ding. Fragen Sie mich nicht, wo er die her hatte. Aber alle Männer haben ihn beneidet.« Fenton verdrehte die Augen. »Goodhouse hingegen war stets diskret.«
     
    Doch dieser Melvin Russel war nirgendwo aufzutreiben, niemand schien zu wissen, wo er geblieben war. Im Internet gab es weit mehr als drei Millionen Fundstellen für Melvin Russel, also stellte Thomas die Suche am Hotelcomputer nach einer Stunde ein. Er fand niemanden unter diesem Namen aus dem Finanzbereich. Vielleicht hatte er seine Frau nach Brasilien begleitet und lebte dort? Er würde den Kripobeamten fragen, er hatte das Gefühl, dass er ihm helfen würde, und die hatten Zugang zu sämtlichen Datenbanken der Polizei.
    »Ruf Bellier an«, sagte Philipp, »jetzt gleich. Wir haben wenig Zeit. Morgen kommt die ganze Bande in die Champagne. Jede Stunde ist kostbar.«
    »Und was machst du?«, fragte Thomas.
    »Ich schreibe dem Staatsanwalt in Köln einen Brief über alles, was wir bislang rausgefunden haben, als Rückversicherung sozusagen.«
    Thomas hatte Bedenken. »Dann weiß er aber, wo wir sind.«
    »Hältst du mich für so blöd, es vom Hotel aus abzuschicken? Ich sende die E-Mail an Yves, der kopiert sie und schickt sie als seine eigene weiter, aber erst, wenn wir wieder im Flugzeug sitzen. So,

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