Champagner-Fonds
an deren positiven Bewertungen verdienten. Goodhouse hatte seine eigenen Bewertungen vorgenommen und sich einen verlässlichen Stab von Analysten aufgebaut. Mit einem von ihnen hatten sie sich am Morgen unterhalten.
Mister Fenton hatte bei der Midland Bank gearbeitet und sie verlassen, als sie von der Hongkong and Shanghai Banking Corporation übernommen worden war, einem der weltweit größten Unternehmen. »In einem derartigen Apparat ist man einfach nur ein dummes Rädchen in einem undurchsichtigen Getriebe.«
Was Fenton zu Goodhouse zu sagen hatte, deckte sich weitgehend mit dem, was sie tagsüber erfahren hatten.
Seine Fonds hatten sich meist überdurchschnittlich gut entwickelt, weil Goodhouse früh erkannt hatte, dass Schwellenländer wie China und Brasilien boomten, und wie sich die Rohstoffpreise entwickeln würden.
»Abgesichert hatte er sich mit Goldminen und Eisenerz. Für Brasiliens gewaltige Minen hat er sich besonders interessiert, damit hat er ein Vermögen gemacht. Goodhouse hatte das, was wir Briten Teamgeist nennen, Fairplay war wichtig für ihn, er sah sich als primus inter pares, inmitten von Managern und Finanzvermittlern. Er interessierte sich für alles, nicht nur fürs Geschäft. Er finanzierte Forschungen im Umweltbereich, die Klimakatastrophe machte ihm Sorgen, das war sein Thema, fast bis zur Paranoia. Aber insgesamt – er war eine Rarität in der Bankenwelt, wo es selten zu Freundschaften kommt. Geld wirkt wie Dynamit. Wenn Goodhouse meint, dass mit Champagner Geld zu verdienen ist, dann wird was dran sein.«
»Sie sagten, er
war
eine Rarität. Wie meinen Sie das?«
»Ich spreche von der Vergangenheit, das alles liegt einige Jahre zurück. Ob er heute noch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Menschen verändern sich, sei es durch Schicksalsschläge, durch Katastrophen, durch Umstände ...«
Philipp bezweifelte das. »Legen Umstände nicht lediglich im Charakter etwas frei, was längst vorhanden ist?«
Da mochte Fenton sich nicht festlegen. Je mehr er von Goodhouse erzählte, desto mehr hatte Philipp den Eindruck, dass er über einen Unbekannten sprach. Thomas hörte still zu. Er hatte Goodhouse bisher nicht zu Gesicht bekommen, und so sollte es möglichst bleiben, alles andere war zu gefährlich.
»Ich habe gehört, dass seine Frau gestorben ist«, sagte Philipp, »was ist nach ihrem Tod geschehen? Er soll sich verändert haben.«
»Das ist wahr. Danach hat ihn kaum jemand wiedererkannt, ehrlich gesagt habe ich ihn seit damals nicht mehr gesehen, wie viele andere auch. Er ging auf Weltreise, ein halbes Jahr, ein Jahr, ich weiß es nicht, er hat danach in England alles über Treuhänder abgewickelt. Was aus seinem Vermögen geworden ist, wer es verwaltet, ob er es selbst macht, kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Gab es jemals irgendwelche Unregelmäßigkeiten und Ermittlungen von Seiten der Finanzaufsicht?«
»Das ist bei uns in Großbritannien sehr lax geregelt. Noch immer streitet sich unser Finanzministerium mit der Bank of England, ob und wie die Financial Services Authority größere Befugnisse bekommen soll. Das ist ein Machtkampf. Irgendwelche Verfahren hat es nie gegeben. Eine Reform der europäischen Finanzaufsicht wird mit Rücksicht auf unsere politische Befindlichkeit sicher nicht umgesetzt.«
»Wohin hat Goodhouse seine Aktivitäten nach seinem ...« Philipp hatte »Abtauchen« sagen wollen, entschied sich jedoch für ein anderes Wort. »... nach seinem Weggang aus London verlegt?«
»Er residiert in Brüssel«, antwortete Fenton. »Aber Sie wissen ja, wie das so ist. Eines Tages verliert man sich aus den Augen, und in der Krise hatten wir andere Sorgen. Man muss den Kopf über Wasser behalten.«
Philipp vermutete, dass es für Fenton nicht allzu tief gewesen war. Wenn sich von seinen zehn Millionen Pfund fünf in Luft aufgelöst hatten, würde er sich noch immer seinen First Flush Darjeeling leisten können, einen dreißig Jahre alten irischen Whiskey, und er würde auch seine Segelyacht nicht verkaufen müssen.
»Es heißt, er war ein großer Weinkenner und Weinliebhaber.«
»O ja, das ist wahr. Rotwein war seine Leidenschaft, Bordeaux und Burgund und das Barossa Valley und seine Shiraz-Weine. Da fällt mir ein, wie er von einer Reise ins Napa Valley zurückkam und getobt hat, dass man ihm auf dem Flughafen von San Francisco die Fingerabdrücke abgenommen und ihn wie einen Kriminellen behandelt hat.«
»Er soll einen umfangreichen Weinkeller
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