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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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sich abwechselnd in mehreren Fremdsprachen zu bewegen und gleichzeitig mit Thomas Deutsch zu sprechen. Er hatte das Gefühl, dass in Kürze seine Sicherungen durchbrennen würden. Aber der Anruf bei Yves musste sein.
    »Diese Weinbranche funktioniert wie die Mafia«, sagte Yves gut gelaunt. »Ich habe es mir bislang gar nicht richtig vorstellen können. Über den Importeur in Liechtenstein bin ich an seinen Anwalt gekommen, über den an einen befreundetenSyndikus, der wiederum kennt jemanden in der Rechtsabteilung einer Behörde, die wiederum Zugang zu Stiftungsakten hat.«
    »Und was heißt das, kurz und knapp?«
    »Sei nicht so deutsch, mein Freund.«
    »Wir müssen dringend schlafen, London war anstrengend. Auch da gibt’s Neuigkeiten.«
    »Nun gut, ein oder zwei Personen aus den Beiräten der jeweiligen Länder sind gleichzeitig im Stiftungsrat.«
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt, dass die Kontrolleure sich selbst kontrollieren – und sie entscheiden, was mit dem eingezahlten Geld passiert.«
    »Die Selbstheiler des Marktes? Und wohin geht das Geld?«
    »Das wissen nur sie und die Bankiers. Angeblich werden daraus die Renditen bestritten und neuer Champagner gekauft.«
    »Gibt es eigentlich schon ein alternatives Bankensystem, eines, von dem die normalen Banken ausgeschlossen sind und das nicht auf Geldwäsche hin kontrollierbar ist?«
    »Da fragst du am besten bei der Mafia nach – oder beim Pentagon   ...«
     
    Das Erste, woran Philipp beim Aufwachen dachte, war Geld. Geld, das irgendwohin floss, wie Wasser, das sich in einzelne Rinnsale teilte und sich wieder vereinte, wie Regen, der nieselte, vom Dach tropfte, durch den Rinnstein strömte, sich sammelte und im Gully verschwand, um aus einem schwarzen Kanal wieder ans Tageslicht zu gelangen. Wasser, das in eine Kläranlage geleitet wurde und gesäubert wieder in den Kreislauf kam. Wasser, das umgeleitet, gestaut und gesammelt wurde; immer wieder geteilt verband es sich ohne die geringste Schwierigkeit mit anderem Wasser. Nicht anders war es mit dem Geld, die Währung spielte keine Rollemehr. Geld, das verdampfte, kondensierte und als Geld herabregnete, wo auch immer auf der Welt. Und Philipp dachte an das Geld, das ihn diese Reise kostete. Es würde ihm beim Kauf seines Weingutes fehlen: der Aufwand fürs Hotel, für Essen, für den teuren Leihwagen, dann die Flüge, dazu ein eleganter dunkler Anzug, den er für Thomas in London gekauft hatte. Na ja, den würde er später sowieso für irgendeine Gelegenheit brauchen – und heute würden sie ins »Royal Champagne« umziehen. Das Zimmer dort kostete dreihundertfünfzig Euro pro Nacht, wie Louise gesagt hatte, die für sie die Reservierung vorgenommen hatte. Sie waren als ihre Geschäftsfreunde angekündigt: Dr.   Fritz Hartmann und sein Assistent Peter Schulze. Deutscher ging’s nicht.
    Yves kam auf dem Weg zur Arbeit vorbei und erläuterte ausführlich, was er herausgefunden hatte. Da die Kontrolleure des Champagner-Fonds gleichzeitig den Stiftungsrat stellten, waren sie so etwas wie Aufsichtsrat und Vorstand in einem.
    »Ein geschicktes Konstrukt, das wird sich Goodhouse ausgedacht haben«, meinte Philipp.
    »Ob Langer in dieses System eingeweiht ist?« Yves langte zu, er ließ sich das Frühstück schmecken, Thomas hingegen gab sich mit dem Rührei zufrieden.
    »Langer ist nur   ...« Philipp suchte nach dem französischen Begriff für Handlanger, aber das Wortspiel machte in Yves’ Sprache keinen Sinn, er begnügte sich mit
manœuvre
. »Er wird lediglich in das eingeweiht sein, was er wissen muss. Goodhouse ist der Dirigent.«
    »Das glaube ich nicht. Langer wird mehr wissen, denn er hat die juristischen Angriffe gegen dich eingeleitet und den Diebstahl fingiert. Du weißt, was du tust?«
    »Mehr oder weniger. Ich leite eine Katastrophe ein und sehe mir die Rettungsmaßnahmen an, und dazu ist eine Reihe von Gästen aus Deutschland eingeladen.«
    »Mehr willst du nicht sagen?«
    Philipp erklärte ihm, was morgen in der Zeitung stehen würde.
    Yves verstand, worauf Philipp hinauswollte. »Das ist äußerst gewagt. Wenn dein Versuch fehlschlägt, seid ihr geliefert.«
    »Sogar in mehrerer Hinsicht. Aber das wird nicht passieren – weil nicht sein kann, was nicht sein darf.«
    »Welches philosophische Prinzip steckt dahinter? Welcher große Denker? Konfusius?«
    »Kein Prinzip, das ist lediglich ein Zitat von Christian Morgenstern aus dem Gedicht ›Die unmögliche Tatsache‹, es endet mit

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