Champagner-Fonds
und jetzt gehe ich eine Zeitung holen.«
Kurz darauf kam er mit der Times wieder, setzte sich in einen Sessel und begann zu lesen. Dann lachte er böse. Thomas drehte sich zu ihm um.
»Die Zündschnur brennt«, sagte er. »Das hoffe ich wenigstens. Am Donnerstag wird hier im Finanzteil eine winzige kleine Anzeige mit folgendem Text erscheinen: ›Wir bitten alle Geschädigten des Champagner-Fonds sich zwecks Schadensermittlung und Durchsetzung ihrer Ansprüche an folgende Anschrift in Frankfurt zu wenden‹ – und dann kommt die Adresse eines Wirtschaftsprüfers.«
»Aber das ist doch gelogen – es gibt gar keine Geschädigten«, wandte Thomas ein.
»O doch, sie wissen es nur noch nicht ...«
19
Mit einem flauen Gefühl im Magen betraten sie den Flughafen Heathrow und legten die Buchungen vor. Mit demselben Gefühl passierten sie die Sicherheitsschleuse. Nichts geschah, Philipp hatte gefürchtet, dass es wegen seines Verschwindens einen Haftbefehl gab. Sie setzten sich in den fernsten Winkel des Wartebereichs und beratschlagten, was weiter zu tun war, während sie auf den Abflug warteten. Philipp hatte alle Zeitungen gekauft, in denen seine Kleinanzeige erscheinen sollte, und mit Schrecken festgestellt, dass in der Times bereits eine erschienen war. Er hoffte inständig, dass sie niemand beachtete. Das konnte seinen gesamten Plan gefährden und gleichzeitig ihre Sicherheit. Diese nicht mehr als zwei Zentimeter hohe und spaltenbreite Anzeige konnte die Finanzwelt und damit Goodhouse warnen, der die Reise in die Champagne sofort absagen würde. Gründe würden sich finden lassen. Die Anzeige brauchte nur ein einziger Anleger zu lesen, der benachrichtigte den nächsten, der wiederum einen dritten, die Panik würde wie ein Steppenbrand um sich greifen ...
Die Geschädigten würden sich dann in Frankfurt bei dem Wirtschaftsprüfer melden, den ihr Kölner Anwalt als Kontaktadresse angegeben hatte. Es war sowieso ein Wunder, dass der sich darauf eingelassen hatte. Und die Anleger würden über ihre Anlageberater und Finanzvermittler herfallen, die würden sich bei Goodhouse informieren wollen,und der würde sich bei seinen finanziellen Möglichkeiten sonstwohin absetzen, vielleicht wieder nach Brasilien? Wenn er dort ein Kind gezeugt hatte, eine Frau dafür war angeblich leicht zu finden, würden ihn die dortigen Behörden niemals ausliefern. Auf diese Weise hatte sich der britische Posträuber Briggs sein Leben lang vor der Auslieferung gerettet.
Philipp war gespannt, ob Yves oder Louise die Zusammensetzung des Liechtensteiner Stiftungsrats hatten klären können und ob sich daraus Rückschlüsse ergaben. Er hoffte, dass Helena weiter half und ihm das Programm für die Reise hatte schicken können.
»Ein riesiges Problem existiert nach wie vor«, sagte Philipp leise und beugte sich zu Thomas. »Wenn alles so läuft wie geplant, dann wandert Langer in den Knast.«
»Super, wäre das nicht in deinem Sinne? Oder fürchtest du, dass er mit einer Geldstrafe davonkommt?«, unkte Thomas. »Der kriegt höchstens Bewährung, bei seinen Verbindungen.«
»Es hängt davon ab, wie weit er in die Gewaltverbrechen verstrickt ist und was hinter dem Verschwinden von Michael Müller steckt. Entführung und Mord – das sind Kapitalverbrechen. Aber Anlagebetrug, falls er da mit drinsteckt, wird von vielen als Kavaliersdelikt behandelt, nach dem Motto – man wird doch noch entscheiden dürfen, von wem man sich bescheißen lässt. Ob Langer von der Fälschung wusste, ist fraglich. Wenn ihm an allem eine Mitschuld nachgewiesen wird, ist France-Import im Eimer, die Firma wird aufgelöst, liquidiert, von einer anderen übernommen, die Liste der Kunden ist das Wichtigste. Ja, dann sitzen wieder dreißig Leute mehr auf der Straße.«
»Das haben andere zu verantworten.«
»Das ist mir klar, Thomas. Aber das Ergebnis ist das gleiche. Es geht nicht um Schuld, es geht um das Leben, um das meiner ehemaligen Kollegen und ihrer Familien, umAbsatzmöglichkeiten für die Winzer. Wenn eine Firma zusammenbricht, reißt sie vieles andere mit. Und je größer sie ist, desto mehr leiden darunter.«
»Wenn der Champagner-Fonds zusammenbricht, passiert noch viel mehr.«
»Es wird keine Armen treffen, es platzt lediglich eine Blase, eine mehr – aus Lügen und Erwartungen. Aber France-Import ist keine Blase, und auch wenn im Champagner einige Millionen davon drin sind.«
Ihr Flug wurde aufgerufen, und sie begaben sich zum
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