Champagner-Fonds
so weitergeht, würde ich sagen, sie verzeiht dir deine Eskapaden.«
»Und was schreibt sie?« Philipp hatte Quittengelee an den Fingern und wollte das Fax nicht anfassen.
»Sieht aus, als hätte sie wieder Kontakt zu deiner letzten Flamme aufgenommen, zu Helena. Helena glaubt wohl, etwas gutmachen zu müssen – wegen des Schlüssels. Ach nein, das war ja unsere Putzfrau. Hier steht, in welchem Hotel Goodhouse und seine Gemeinde ab Mittwoch logieren werden. Langer ist auch dabei.«
»Was Besseres hätte uns nicht passieren können. Welches ist es?«
»Das ›Chateau Les Crayères‹. Es sind einundzwanzig Personenangemeldet, alle sind namentlich aufgeführt, plus dein Exchef und der Zampano. Das Besuchsprogramm will deine schöne Helena auch schicken, sie hat es noch nicht gekriegt, nebst Speiseplan. Ob sie Langers Schreibtisch aufgebrochen hat?«
»Seit wann sprichst du so gut Französisch?«
»Lesen kann ich besser als sprechen.«
»Wir müssen dafür sorgen, dass sie zwei oder drei verschiedene Zeitungen mit den Kleinanzeigen am Donnerstag beim Frühstück vorfinden ...«
»Das ist zu früh, da können Langer und der Zampano noch intervenieren. Wir schnappen uns Langer, und danach muss sich Goodhouse allein mit der Meute rumschlagen, da kommt Freude auf, sie werden ihn lynchen ...«
Philipp dachte darüber nach, was Thomas zuletzt gesagt hatte. Langer und Goodhouse zu trennen war eine gute Idee, die einzige Möglichkeit. Auch Touraine mussten sie allein erwischen. Seit Tagen zerbrach er sich darüber den Kopf. Erst jetzt nahm sein Plan weiter Gestalt an, den ersten Schritt hatte er bereits getan, ohne zu wissen, dass es der richtige gewesen war.
Diskret trat die Concierge mit einem jungen Mann an ihren Tisch, den sie als Kriminalbeamten vorstellte. Thomas stand auf und streckte ihm die Linke entgegen und lud ihn zum Sitzen ein.
Sie hatten abgesprochen, dass Thomas über alles reden durfte, die Strafsache gegen Philipp sollte er jedoch unbedingt verschweigen, wie auch den Weindiebstahl, nicht aber die fristlose Kündigung. Als könne er von ihm die Bestätigung für das Gesagte bekommen, schaute Bellier immer wieder Philipp an, der hin und wieder mit einem exakteren französischen Begriff aushalf und zustimmend nickte. Dann sah er auf die Uhr.
»Wir müssen packen, unser Zug fährt«, und er erklärte Pascal Bellier ihr Vorhaben. Nachdem sie das Foto der beidenGangster vom Abend zuvor auf einen Computer überspielt und ausgedruckt hatten, erklärte sich Bellier bereit, sie mit seinem Wagen zum Bahnhof nach Reims zu bringen. Unterwegs hatten sie Zeit, seine Fragen zu beantworten. Sie nannten ihm auch den Namen des Kölner Staatsanwalts, des
Procureur de la République
, der angeblich bereits ermittelte, wie Thomas und Philipp hofften. Nach dieser Information war das Misstrauen des jungen Beamten gänzlich beseitigt, und sie konnten ihm seine Begeisterung für den Fall ansehen. In den nächsten Jahren würden seine Vorgesetzten und die Wirklichkeit ihm die Leidenschaft schon noch austreiben.
Mit dem TGV von Reims nach Paris dauerte es nicht einmal eine Stunde, von Orly flogen sie nach Heathrow und fuhren mit der Piccadilly Line weiter in die City. Die nächste U-Bahn -Station in der Nähe des Hotels am Dorset Square war Baker Street. Mister Wallace, der Importeur von Louise, hatte ihnen dort ein Zimmer reservieren lassen. Er war nicht mit Edgar Wallace verwandt, und es hatte auch keinerlei Bewandtnis, dass es vom Hotel nur wenige Minuten bis zum Sherlock-Holmes-Museum waren.
»Für uns ist der Besuch dort ein Muss. Wir sollten es uns unbedingt ansehen«, schlug Thomas vor. »Es kann sein, dass es uns hilft. Vielleicht lernen wir, wie man am besten vorgeht.«
»Es hilft uns mehr, wenn wir Conan Doyles Bücher lesen«, meinte Philipp, dem das von Wallace ausgearbeitete Besuchsprogramm Sorgen machte.
Am nächsten Morgen hatten sie das erste Gespräch, am Abend zum Essen mit Mister Fenton, der mit Goodhouse zusammengearbeitet hatte, das letzte, und es war das wichtigste. Im Laufe des Tages war von Goodhouse das Bild von einem weitblickenden Geschäftsmann entstanden, einem Investmentbanker und Fondsmanager, der durchdachte,langfristige und dabei konsequente Strategien verfolgte. Er verließ sich nicht auf Ratingagenturen, die alle möglichen Anlagen bewerteten, da sie vielfach mit Banken verbandelt, ja sogar von diesen gegründet worden waren und von ihnen bezahlt wurden, und die dann wiederum
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