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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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mutiger.
    »Wie meinen Sie das?« Der General nahm zum ersten Mal seine Mütze ab und kratzte sich auf dem Kopf. Er war fast kahl.
    »Haben Sie einen Schlüssel, oder schließt Ihnen der Verwalter oder ein Vorarbeiter auf?«
    »Sie wollen mehr sehen? Das kostet Sie noch einmal dasselbe.«
     
    Philipp wollte in Avize direkt schlafen gehen. Für einen Anruf bei Helena war es zu spät, außerdem dachte er an das Fest, und ihm schwirrte seine neue Bekanntschaft, Louise Dillon-Lescure, im Kopf herum, seit er ins Auto gestiegen und durch die nächtlichen Dörfer gefahren war. Immer wieder hatte er in den Rückspiegel geblickt, aber niemandwar ihm gefolgt. Was ihn jetzt verfolgte, war ein schlechtes Gewissen. Sein Verhalten war unverantwortlich gewesen. Dieser Besuch in der Champagne glich insofern den vorherigen, dass er auch dieses Mal nicht zum Schlafen kam, nur aus anderen Gründen.
    Yves plauderte fidel im Salon mit eben eingetroffenen Gästen aus Holland, selbstredend stand eine Flasche Champagner vor ihnen.
    »Auch ein Glas?«, fragte er.
    Es war nie Philipps Art gewesen, sich lange bitten zu lassen, wenn es um was Gutes ging. »Hast du heute was erfahren können?«
    Yves nickte bedeutungsvoll. »Wir beide reden nachher. Herr und Frau Otten aus Leiden erzählen mir grade, wo sie schon überall gewesen sind, im Burgund, in Savoyen   ...«
    Bald darauf schleppte sich Philipp todmüde in sein Zimmer. Zum Gespräch mit Yves war es nicht mehr gekommen, und als er am nächsten Morgen frühstückte, hatte Yves bereits das Haus in Richtung Paris verlassen.

10
    Es war erstaunlich, wo Yves die Kondition nach einer so langen Nacht hernahm. Lag es am Altersunterschied von zehn Jahren? Seine Mutter, die Philipp das Kännchen mit dem Darjeeling auf den Frühstückstisch stellte, machte ein unbestimmtes Gen dafür verantwortlich.
    »Von mir hat er das nicht, ich werde abends um zehn Uhr beinahe ohnmächtig. Mein Vater allerdings war auch nie ins Bett zu kriegen, besonders als Kind nicht, wie meine Großmutter erzählte. Dass er im Alter bis nach Mitternacht aufblieb, lag beileibe nicht an seniler Bettflucht.«
    Das holländische Ehepaar und die Franzosen, die bereits bei Philipps Ankunft hier gewohnt hatten, saßen ein wenig abseits und unterhielten sich leise über die Besichtigungspläne vom Tage. So konnte Philipp ungestört ein ausgedehntes Frühstück im Wintergarten des »Maison Delaunay« genießen. Er hatte schlecht geschlafen, er war immer wieder hochgeschreckt und hatte die Motorradfahrerin und ihren Sturz vor Augen gehabt und wie sie ohnmächtig auf der Trage gelegen hatte.
    Bei aller Grübelei kam er der Antwort auf die Frage nicht näher, warum sie ihn verfolgt und wer sie auf ihn »angesetzt« hatte. Beim Nachdenken darüber wurde er sich gewahr, wie wenig er über die Menschen wusste, mit denen er umging. Es konnte ihn nur jemand beobachten lassen, der wusste, wo er sich aufhielt, der ihn kannte und ihm nichttraute und für den es wichtig war, was er tat. Außer für Langer war es sonst für niemanden wichtig.
    Als die beiden Ehepaare den Wintergarten verlassen hatten, schaltete Philipp sein Mobiltelefon ein und zögerte. Was sollte er Helena sagen? Konnte er ihr vertrauen? Sie war zwar nur vier Autostunden, aber gleichzeitig zu weit von dem entfernt, was ihn bewegte. Das betraf nicht nur den Fonds und den gestrigen Vorfall. Es hatte damit zu tun, dass er bald Louise Dillon-Lescure wiedersehen würde. Wieso traf er fast zur gleichen Zeit zwei attraktive Frauen, wo er jahrelang nicht einer begegnet war, die ihn derart interessierte? Er ließ das Telefon sinken und starrte den handgroßen Computer an, mit dem er nicht nur telefonieren, sondern sogar im Internet und in den Daten von France-Import herumfahren konnte, was er als absurd empfand. Da er auch Korrespondenzen und Kundenlisten hier gespeichert hatte, lebte er in ständiger Sorge, dieses »Teil« zu verlieren. Irgendwann würde man auf den Dingern auch kochen können.
    In der Anrufliste fand er Helenas Nummer, sie hatte ihn gestern mehrmals angerufen und eine sehr freundliche Nachricht hinterlassen. Er fehle ihr, und sie hätte das Wochenende gern mit ihm verbracht. Wieso er sich nicht melde?
    Aber zunächst konnte Philipp nur hoffen, dass Touraine sich endlich meldete. Als der Franzose anrief, war er zuvorkommend und freundlich. So hätte es jemand ausgedrückt, der ihn nicht erlebt hatte, Philipp hingegen empfand ihn als scheißfreundlich. Wieso hatte der

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