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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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beobachtete die Kartenspieler. Wie sollte er die Männer ansprechen, besonders den mit der Schiebermütze und der großen Nase, der ihn längst wiedererkannt hatte. Der interessierte ihn, von ihm stammte die Frage, ob Touraine noch oder bereits wieder hier sei. Was das zu bedeuten hatte, hätte Philipp zu gern gewusst. Der zweite aus dem Treppenhaus hatte die Baskenmütze abgesetzt, sie hing aus seiner Jackentasche und schien jeden Moment herunterzufallen. Philipp hoffte,dass er hier auch der Antwort auf seine Frage näher kam, weshalb Touraine sich ablehnend, ja beinahe feindlich gab. Es war möglich, dass die beiden Arbeiter mehr wussten.
    Wen von beiden sollte Philipp ansprechen? Stand einem von ihnen die Ehrlichkeit ins Gesicht geschrieben, oder sah einer der beiden aus, als wäre er einem Fünfzig-Euro-Schein nicht abgeneigt? Fünfzig Euro waren die Antworten allemal wert, aber er konnte mit zwanzig anfangen, zehn drauflegen und nochmal zwanzig nachschieben. Ihre Gesichter waren vom Leben geprägt, wohl eher gezeichnet. Sie hatten es schwerer gehabt als er, sie waren in einer anderen Situation, wahrscheinlich verdienten sie nicht mal ein Drittel dessen, was er im Monat bekam. Wenn er dem mit der Schiebermütze gegenüber den richtigen Ton finden würde, dann hatte er jemanden in der Kellerei, der ihm hin und wieder die eine oder andere Information beschaffen könnte. Das konnte für France-Import wichtig sein. Aber nannte man solche Personen für gewöhnlich nicht Spitzel? Als ihm dieses Wort in den Sinn kam, verwarf er den Gedanken. Wenn er sich so verhielt, war er nicht besser als der Auftraggeber jener Motorradfahrerin, die jetzt im Krankenhaus lag. Ihren Namen hatte er von den Gendarmen erfahren: Sie hieß Marthe Beaubois. Man hatte sie in die Polyclinique Les Bleuets nach Reims gebracht. Er würde sie dort aufsuchen, vielleicht würde sie ihm sogar etwas sagen, doch das konnte für ihn gefährlich werden, falls sie ihn anzeigte. Allerdings gab es keine Zeugen.
    Der Wirt bat Philipp, im Nebenraum links hinter dem Durchgang Platz zu nehmen, der Tisch sei gedeckt. Das kam ihm entgegen. Er saß, nur durch ein Stück Wand getrennt, neben den Kartenspielern. Es vergingen keine zehn Minuten, bis der mitteilsamere der beiden Männer, der auch beim Kartenspiel das Wort führte, sich auf den freien Stuhl neben Philipp setzte, seine Schiebermütze zurechtrückte und ein Stück aus dem Brotkorb nahm.
    »Guten Abend, Monsieur. Sie haben was auf dem Herzen, Monsieur? Man sieht es Ihnen von Weitem an. Ich habe dafür einen sicheren Blick. Ich kenne verdammt viele Leute, habe in meinem Leben so manches und manchen gesehen, und da weiß man gleich, was in einem vorgeht. Wenn man das nicht weiß, ist man der Dumme und zieht die schlechteren Karten.
Alors
, also, was haben Sie auf dem Herzen? Es hat doch sicherlich mit Ihrem Besuch in der Kellerei zu tun – und mit unserem sympathischen Monsieur Touraine?«
    »Trinken Sie ein Glas mit mir?«, fragte Philipp und griff nach der Flasche.
    »Sie sehen aus wie ein Einkäufer. Was sind Sie für ein Landsmann? Deutscher? Das macht es leicht. Ob ich mit Ihnen trinke? Aber natürlich, wo wir ja heute alle Europäer sind.« Er holte sich ein Glas von der Bar und setzte sich. »Ich heiße Bertrand, die anderen nennen mich den General, wegen meines Barts, verstehen Sie? Nein, natürlich wegen meiner Nase. Also, auf uns Europäer.« Er hob sein Glas und rückte näher. »Und nun, Monsieur, was wollen Sie wissen? Wer Touraine ist? Was er macht?«
    Der Mann hatte eine erstaunliche Menschenkenntnis. »Genau darum geht es«, sagte Philipp und fragte, ob er schon gegessen habe. »Ich esse ungern allein.«
    »Wenn das so ist – ich dachte schon, Sie wollten ganz viel von mir wissen, aber wo Sie so ungern – eben, wer isst schon gern allein, n’est-ce pas?«
    Es gab eine Zwiebelsuppe, danach ein Hammelragout. Während sie aßen, sprach der General über die Firma, über die mittelmäßigen Champagner, Massenware. Sie kauften Wein, füllten ab und machten Champagner daraus, Handelsmarken für billige Supermärkte, er erzählte, dass er auf der Suche nach einem besseren Job sei, und fragte, ob Philipp nicht jemanden wüsste, wo er anfangen könne. Er käme bestimmt viel rum, hätte wahrscheinlich auch Freunde unter den begüterten Champagnerproduzenten.
    »Aber das alles wollen Sie nicht wissen. Touraine ist unser Thema, nicht wahr? Er erschien vor etwa drei Jahren, da erfuhren wir, dass Teile

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