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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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ist richtungsweisend, genau wie die Bewertungen des U S-Weinpapstes Parker. Sie verstehen?«
    Natürlich wusste Philipp, dass für viele Weinkenner angeblich objektive Bewertungen die Richtung vorgaben, auch Langer redete davon. Aber ihn interessierte eine ganz andere Frage.
    »Mir ist besonders der technische Ablauf wichtig. Sie wählen den Champagner, kaufen ihn und lagern ihn ein, und wie geht es weiter?«
    »Wir wären dumm, wenn wir den Fonds als geschlossen halten würden und ihn wie andere Weinfonds zu einem bestimmten Zeitpunkt liquidieren, zu Geld machen würden. Dann müssten wir uns nach den jeweiligen Preisen richten und könnten verlieren. So aber verkaufen wir, wenn der Preis hoch ist und wir die uns gesetzte Mindestrendite erzielen.«
    »Ich möchte meine Frage wiederholen. Wie verfahren Sie technisch, das heißt, wer degorgiert, wer bestimmt den dafür geeigneten Zeitpunkt? Der Champagnerproduzent wird die Dosage liefern, kein Winzer lässt es zu, dass ein Champagner mit seinem Namen in Umlauf kommt, an dem andere herumgefummelt haben   ...«
    »Erstens fummelt da niemand herum   ... und zweitens sagte ich es bereits.« Touraine fiel wieder in seine gewöhnliche und arrogante Art zurück, sein Lächeln wurde kalt, Schultern und Nacken spannten sich.
    Philipp hatte nicht übel Lust, sein Gegenüber weiter zu provozieren. Aber es war lächerlich, er war zum Arbeiten hier, und Machospielchen führten zu nichts. Er gab bessernach und veranlasste den anderen zum Vorrücken, dann offenbarte er womöglich die ungeschützten Flanken.
    »Der Wertzuwachs beginnt doch eigentlich erst nach dem Abfüllen   ...«
    »Falsch! Der Name des Abfüllers ist entscheidend, der Jahrgang und ob die Trauben aus einer Grand-Cru-Lage oder einer Premier-Cru-Lage stammen. Wir warten, bis der Preis oben ist, dann wird der jeweilige Produzent gerufen, die finalen Arbeiten vorzunehmen, damit wir in den Vertrieb gehen können, was dann Ihre Aufgabe, vielmehr die von France-Import werden soll. Wir sagen Ihnen rechtzeitig Bescheid, damit Sie das Nötige veranlassen.«
    »Aber Champagner sollte nach dem Degorgieren noch drei Monate ruhen, um sich von dem Eingriff zu erholen, sich zu harmonisieren, und in der Zwischenzeit sinkt der Preis womöglich   ...«
    Touraine schien Widerspruch nicht gewohnt zu sein, das Lächeln gefror wieder. »Das meinte ich mit dem Nötigen! So wie Sie, Monsieur Achenbach, etwas von Weinverkostung verstehen, so versteht Mister Goodhouse etwas von Kapitalanlagen.«
    »Der Weinmarkt ist nicht der Kapitalmarkt!«
    »Heutzutage ist jeder Markt ein Kapitalmarkt. Es geht um nichts anderes mehr, ausschließlich um Geld. Es ist gleichgültig, was man produziert. Mister Goodhouse ist ein äußerst erfahrener Investmentbanker. Er ist ein verantwortungsvoller Finanzberater, der ausschließlich den Erfolg seiner Kunden im Blick behält, und nicht den einer Bank. Das macht seinen Erfolg aus! Er ist einer der wenigen, die in der letzten Krise nicht ein Pfund, nicht einen Dollar oder Euro verloren haben.«
    Er hat den Yen vergessen, dachte Philipp, dem solche Lobhudelei zuwider war. »Wie gut kennt er den deutschen Markt? Schließlich verkaufen wir von Aschaffenburg bis Zwickau.«
    »Sie können und sollten davon ausgehen, dass er übereinen ausgezeichneten Beraterstab verfügt, zu dem unter anderen Ihr Chef gehört, denn allein, und das wissen Sie selbst, kann man so etwas nicht leisten.«
    Da irrte Touraine, man konnte sich nach Jahren noch an einen Geschmack erinnern und an einen Duft. Philipp lächelte im Stillen und dachte an das Parfüm seiner ersten großen Liebe. Immer wenn er es roch, zuckte er in freudiger Erwartung und sah sich um   ... Möglicherweise erinnerte sich dieser Goodhouse daran, wie an einem bestimmten Tag der Dow Jones Index gestanden hatte.
    »Außerdem ist er ein exzellenter Weinkenner. Unterschätzen Sie seine Fähigkeiten nicht.« Für einen Moment versuchte Touraine, Philipp mit der Eindringlichkeit seines Blicks zu überzeugen – oder einzuschüchtern? »Vertrauen müssen Sie uns schon«, das klang nach Kritik, »anderenfalls können wir nicht zusammenarbeiten.«
    Diese für beide Seiten wesentliche Frage hatte Touraine relativ schnell angesprochen, es war ein Argument, mit dem man alles und jedes totschlagen und strittigen Fragen ausweichen konnte. Und mit dem Vertrauen haperte es.
    »Der Fonds funktioniert nach den Gesetzen des jeweiligen Landes, und in jedem Land verfügen wir über

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