Champagner, Kuesse und ein Traumprinz
wollte ihm vorausgehen.
Rule hielt sie am Ellenbogen fest. Irgendwie war es ihm gelungen, sich den Spielzeuglaster unter den Arm mit dem Ball zu klemmen. „Warte“, sagte er.
Sie drehte sich zu ihm um, begegnete seinem Blick und … Hatte sie jemals etwas Derartiges empfunden? Er musste sie nur an sich ziehen, und ihre Welt war plötzlich hell und strahlend. Alles war möglich. Sie schmiegte sich an ihn. „Was ist?“, murmelte sie.
„Das hier.“ Er küsste sie. „Darf ich jetzt deinen Sohn kennenlernen?“
„Klar. Hier entlang.“
Trevor reagierte zunächst sehr scheu und zurückhaltend auf den neuen Gast. Mit großen Augen starrte er Rule an, als Sydney ihn vorstellte.
„Sag Hallo“, forderte Sydney ihn auf.
Der Kleine wandte das Gesicht ab.
Rule signalisierte ihr, Geduld zu haben. Er legte den Ball und den Spielzeuglaster unter einen Tisch an der Wand, akzeptierte einen Kaffee und setzte sich auf den leeren Stuhl zwischen Lani und Sydney.
Während des Frühstücks lobte er ausgiebig Lanis Frittata und den Kaffee, den sie grundsätzlich nur aus frisch gemahlenen Bohnen und mit einer französischen Presskanne herstellte. Er stellte ihr Fragen zu ihrem Studium, und schon bald waren sie in eine lebhafte Diskussion über Shakespeare verwickelt.
Lani gefiel „Der Sturm“, während Rule „König Lear“ bevorzugte.
Er drehte sich zu Sydney um. „Und was ist mit dir, Sydney? Hast du auch ein Lieblingsstück von Shakespeare?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich habe mal ‚Ein Mittsommernachtstraum‘ gesehen. Alle verliebten sich in den Falschen, aber am Schluss wird alles gut. Das gefiel mir.“
„Dann bevorzugst du also Happy Ends?“
„Na klar. Ich mag es, wenn sich alles zum Guten wendet. Vermutlich, weil das im echten Leben viel zu selten passiert.“
„Laster!“, rief Trevor und zeigte auf Rules Mitbringsel unter dem Tisch. Er schien seine Scheu überwunden zu haben.
Lächelnd drehte Rule sich zu ihm um. „Stimmt. Und weißt du was? Der ist für dich.“
Trevors Gesicht leuchtete auf. „Hab’ aufgegessen!“, rief er. „Will runter, Mommy.“
Sydney wischte ihm die Hände und das Gesicht mit einem feuchten Lappen ab und nahm ihn aus dem Hochstuhl. Der Kleine marschierte schnurstracks auf Rule zu. „Ru, komm. Laster spielen.“
„Sieht fast so aus, als wolle er dich erst mal in Beschlag nehmen“, sagte Sydney.
„Nichts wäre mir lieber – oder fast nichts.“
Sein anzügliches Grinsen verriet ihr, worauf er anspielte. Auf irgendetwas, das bestimmt mit ihr zusammenhing. Küsse zum Beispiel. Sie hätte nichts dagegen …
Rule legte sein Jackett auf das Sofa im Wohnzimmer und setzte sich zu Trevor auf den Fußboden. Der Kleine holte eifrig einen Lastwagen nach dem anderen herbei. Sie rollten die Laster über den Fußboden und ließen sie mit lauten Geräuschen zusammenkrachen. Währenddessen räumten Sydney und Lani den Tisch ab.
Eine Stunde später brachen sie zum Park auf. Da Lani nicht mitkommen wollte, waren sie nur zu dritt. Rule und Sydney nahmen Trevor in die Mitte an je eine Hand und lauschten seinem munteren Geplapper, als sie an den schönen alten Häusern des Viertels mit ihren großen gepflegten Gärten vorbeigingen.
Sie blieben fast drei Stunden auf dem Spielplatz. Vergeblich suchte Sydney bei Rule nach Anzeichen von Ermüdung oder Lustlosigkeit. Seltsam, er musste es doch irgendwann mal satthaben, Trevor Schwung auf der Schaukel zu geben oder mit ihm Karussell zu fahren, doch er schien jede Sekunde davon zu genießen.
Er kroch sogar mit dem Jungen durch die Betontunnels, ohne auf seine Designerhose zu achten, lachte, als Trevor ihn abhängte, und tat so, als wolle er ihn jagen, um sich für die Niederlage an ihm zu rächen. Trevor kreischte vor Vergnügen.
Als sie wieder nach Hause kamen, war der Kleine so erledigt, dass er sich nach dem Mittagessen bereitwillig von Lani hinlegen ließ. Danach waren Sydney und Rule zum ersten Mal seit vier Stunden wieder allein.
„Du hast dich wirklich toll um Trevor gekümmert“, sagte sie zu ihm.
Rule sah ihr in tief die Augen. Sie liebte die Art, wie er sie ansah – so als könnte er nicht genug von ihr bekommen. „Kein Problem, es hat mir einen Riesenspaß gemacht. Danke für die Einladung, Sydney“, fügte er mit der für ihn typischen europäisch-höflichen Art hinzu.
„Es war mir ein Vergnügen – und Trevor sowieso. Aber jetzt reicht’s dir doch bestimmt allmählich, oder?“
Er runzelte die Stirn.
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