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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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zu Trents Hochzeit kam, obwohl man es ihm sicher ein Dutzend Mal gesagt hatte.
    Ihre Schwiegermutter rief aus dem Hintergrund: »William! Was tust du denn am Telefon, sie ist doch gleich nebenan!?«
    Im nächsten Moment klopfte es.
    Brooke hievte sich aus dem Bett, zauberte dann nach einem stumm gebrüllten »Verpisst euch!« ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht und schob die Sicherheitskette hoch. »Schönen guten Tag, Frau Nachbarin!«
    Zum ersten Mal, seit sie ihre Schwiegermutter kannte, sah diese peinlich, wenn nicht sogar lächerlich aus. Ihr maßgeschneidertes Kaschmirkleid hatte einen wunderschönen, satten Aubergineton und saß wie angegossen. Dazu trug sie perfekt darauf abgestimmte violette Strümpfe und hochhackige Stiefeletten, echte Knaller, aber nicht überkandidelt; das Gleiche galt für ihre opulente goldene Halskette und ihr professionelles Make-up. Alles in allem eine kultivierte Großstadtbewohnerin wie aus dem Bilderbuch, ein Musterbeispiel für den Look, den gut erhaltene Frauen mit fünfundfünfzig ruhigen Gewissens anstreben durften. Das Problem war der Hut. Die Krempe hatte den Umfang eines Serviertabletts; farblich passte er zwar haargenau zum Kleid, aber was ins Auge sprang, waren die wippenden Federn, die künstlichen Blumenbukette und das Pseudo-Schleierkraut, dem sie entsprossen, plus die überdimensionale seidene Schleife, die das Ganze zusammenhielt. Dieses Gesamtkunstwerk thronte in gefährlicher Schieflage auf Mrs. Alters Kopf, sodass die Krempe kunstvoll ihr linkes Auge verdeckte.
    Brooke fiel die Kinnlade herunter.
    »Na, was sagst du?« Elizabeth tippte an die Krempe. »Ist er nicht fabelhaft?«
    »Wow«, brachte Brooke mit Mühe heraus. »Wofür ist der, äh, gedacht?«
    »Wie, wofür? Für Tennessee!« Sie lachte und versuchte sich dann in ihrer Version eines Südstaatenakzents, mit dem sie sich anhörte wie ein Cowboy aus einem alten Western, der Englisch als erste Fremdsprache gelernt hatte. »Wir sind in Chattanooga, Brooke! Echte Südstaatenladys tragen nu ma solche Hüte.«
    Am liebsten wäre sie unter die Decke gekrochen und nie wieder herausgekommen. Es war peinlich ohne Ende.
    »Wirklich?«, quiekte sie mit letzter Kraft.
    Zum Glück schaltete Elizabeth wieder auf ihren normalen, leicht näselnden New Yorker Tonfall um. »Aber natürlich. Hast du noch nie das Kentucky Derby gesehen?«
    »Na ja, schon, aber wir sind hier nicht in Kentucky. Und ist das nicht ein ganz spezieller Anlass, zu dem die Hüte getragen werden? Ich bin mir nicht sicher, ob sich das auf andere, äh, gesellschaftliche Ereignisse übertragen lässt …«
    »Ach, Brooke, du weißt ja nicht, wovon du redest. Wir sind jetzt im Süden, Schätzchen! Der Hut, den ich für die eigentliche Hochzeit dabeihabe, ist noch besser. Wir haben morgen noch jede Menge Zeit, um dir auch einen zu kaufen, also mach dir da mal keine Gedanken.« Sie unterbrach sich und musterte Brooke von oben bis unten. »Du bist noch gar nicht angezogen?«
    Brooke warf einen Blick auf ihre Jogginghose und auf ihre Armbanduhr. »Ich dachte, wir fahren erst um sechs los.«
    »Ja, aber es ist doch schon fünf. Das wird reichlich knapp für dich.«
    »Holla, du hast recht!« Brooke tat überrascht. »Jetzt aber fix, ab unter die Dusche mit mir.«
    »Okay, klopf an, wenn du fertig bist. Oder schau doch noch kurz auf einen Cocktail rein. William hat einen anständigen Wodka kommen lassen, dann musst du nicht dieses grässliche Hotelgesöff trinken.«
    »Vorschlag: Wir treffen uns einfach um sechs unten im Foyer? Wie du siehst« – Brooke trat einen Schritt zurück und wies auf ihr zerrissenes T-Shirt und die völlig verwuschelten Haare – »ist da noch einiges zu tun.«
    »Mmm«, nickte ihre Schwiegermutter. »Na gut. Dann bis um sechs. Ach ja, Brooke? Vielleicht ein bisschen Schminke um die Augen? Das wirkt wahre Wunder.«
    Die heiße Dusche und die Folge von Wie angelt man sich einen Millionär , die sie im Hintergrund laufen ließ, hoben ihre Stimmung nicht nennenswert, das Weißweinfläschchen aus der Minibar schon eher, aber die Wirkung hielt nicht lange an. Als sie in ihr bewährtes schwarzes Wickelkleid fuhr, sich – ganz die brave Schwiegertochter – eine Portion Lidschatten draufklatschte und Richtung Foyer abdüste, war sie schon wieder genauso angespannt wie eh und je.
    Bis zum Restaurant waren es nur ein paar Meilen, aber die Fahrt wollte und wollte kein Ende nehmen. Dr. Alter schimpfte die ganze Strecke wie ein

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