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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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hätte ihn so eine Trophäenjägerin aufs Kreuz gelegt. Aber dann kam eine Anschuldigung nach der anderen, und dann die Verhaftungen, und die Mädels wurden quasi von Sekunde zu Sekunde jünger, sechzehn, fünfzehn Jahre alt … sagen wir mal, da wird es schon schwieriger, sich was vorzumachen.«
    »Jetzt sei ehrlich, Kenya. Du warst genauso wie ich – hast immer noch nicht geglaubt, dass was faul ist, als Quincy zum ersten Mal verhaftet wurde«, half Diana ihr auf die Sprünge.
    »Stimmt. Ich hab die Kaution für ihn gelöhnt. Aber als CBS dann mit versteckter Kamera gefilmtes Material gebracht hat, da ist der Groschen dann bei mir so allmählich gefallen. Die haben gezeigt, wie mein Mann bei einem Highschool-Fußballspiel Jagd auf Frischfleisch macht.«
    »Wow«, sagte Brooke.
    »War nicht gerade toll. Aber wenigstens ging’s bei der Medienhorrorshow hauptsächlich darum, was für ein Oberarschloch er ist. Isabel Prince – sie ist heute Abend nicht mit dabei – hatte es nicht so leicht.«
    Brooke wusste, worauf Kenya anspielte: auf das Sexvideo, das Isabels Mann, der weltberühmte Rapper Major K, mit voller Absicht an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Julian hatte es gesehen und Brooke davon erzählt. Offenbar zeigte es Isabel und Major K in einem Whirlpool auf einer Dachterrasse, hüllen- und hemmungslos, betrunken und zu allem bereit … aufgezeichnet von Major K’s hochauflösender Kamera und bald darauf von Major persönlich an jeden Medienkanal in den USA verschickt. Auf die Frage diverser Interviewpartner, warum er das Vertrauen seiner Frau so missbraucht habe, hatte er geantwortet: »Mann, die Frau ist so was von scharf, und ich finde, jeder soll mal miterleben, was ich jede Nacht erlebe.«
    »Ja, aus der haben sie echt Frikassee gemacht«, sagte Amber. »Ihre Fettpölsterchen auf Standbildern von dem Sexvideo eingekringelt. Wochenlang haben sich die Moderatoren von den Late-Night-Talkshows darüber lustig gemacht. Das muss der Horror für sie gewesen sein.«
    Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen. Brooke merkte, dass sie langsam Atembeschwerden bekam und die luftige weiße Wohnung ihr mehr und mehr wie ein Käfig erschien, in dem sie in der Falle saß. In der Gesellschaft dieser netten Frauen, die sie eben noch so warmherzig und freundlich gefunden hatte, fühlte sie sich nur noch einsamer und unverstandener. Es tat ihr leid, was sie hatten durchmachen müssen, aber sie hatte nichts mit ihnen gemein. Julians ärgstes Verbrechen war, betrunken mit einer völlig durchschnittlichen Frau seines Alters herumgeknutscht zu haben – Peanuts im Vergleich zu Sexvideos, Sexsucht, Prostituierten und Unzucht mit Minderjährigen.
    Man sah ihr wohl an, was ihr durch den Kopf ging, denn Diana machte ts, ts und sagte: »Du denkst, du bist in einer völlig anderen Situation als wir, stimmt’s? Ich weiß, es ist nicht leicht, Liebes. Dein Mann hat sich in einem Hotelzimmer ein bisschen vergnügt, welcher Mann hat das nicht schon mal, hm? Aber mach dir bitte nichts vor. So fängt es vielleicht an« – sie deutete ins Halbrund auf der Couch – »aber das Ende sieht so aus.«
    Damit war das Maß voll. »Nein, das ist es gar nicht, es ist bloß, dass … äh, also, ich möchte mich ganz herzlich für die Gastfreundschaft und für die Einladung heute Abend bedanken, aber ich glaube, ich muss jetzt los«, sagte Brooke halb erstickt und griff nach ihrer Handtasche, ohne irgendwem in die Augen zu sehen. Es war unhöflich, das wusste sie, aber sie konnte nicht anders, sie musste hier auf der Stelle raus.
    »Brooke, ich habe dich doch hoffentlich nicht gekränkt?«, sagte Diana. Ihr Ton war beschwichtigend, ihre Verärgerung jedoch offensichtlich.
    »Nein, nein, gar nicht. Es tut mir leid. Ich bin bloß einfach nicht …« Ihr fiel nichts mehr ein. Sie stand auf und wandte sich den anderen zu.
    »Du bist ja nicht mal dazu gekommen, uns deine Geschichte zu erzählen!« Amber sah sie bestürzt an. »Ich hab’s euch doch gesagt, wir reden zu viel.«
    »Es tut mir wirklich leid. Ihr habt ganz bestimmt nichts Falsches gesagt. Ich bin bloß, äh, ich glaube, ich bin bloß einfach noch nicht bereit für das hier. Noch mal vielen Dank euch allen. Amber, danke. Und es tut mir leid«, murmelte sie zum Abschluss, krallte sich ihren Mantel und war auch schon an der Treppe, über die gerade einer der beiden Halbwüchsigen nach oben kam. Wollte er sie etwa aufhalten? »Uncool«, sagte er, als sie sich auf Biegen und Brechen

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